Phillips Bilder (German Edition)
der Tür. Seth sagt herein, bevor ich reagieren kann. Benjamin schaut zur Tür herein, zuckt ein Stück zurück. „Ich wusste nicht, dass ihr ... wollte nur ... wegen der Fotos ...“, er schließt die Tür halb.
„Schon gut“, sage ich, „gleich, ja?“
„Ja, okay, wenn du willst.“ Er wirft noch einen Blick auf uns, wie wir nackt am Fenster stehen, dann schließt er die Tür. Seth geht zur Matratze und zieht sich an. Jetzt bedauere ich es, sehr sogar. Den Nachmittag und den Abend mit ihm zu verbringen, zu reden, uns zu necken, es noch mal zu tun, wäre schön.
„Bleib so“, sagt er und geht eilig raus.
„Was ...“
Er kommt schnell wieder, meine Kamera in der Hand. „Zeig mir, wie die geht.“
„Du musst zuerst die Belichtung messen, auf meinem Rücken. Oder willst du nur die Silhouette?“
„Ich will deinen Arsch auf dem Foto sehen.“
Ich lache. „Okay, dann miss da.“
Er tut es, und ich übertrage die Werte auf die Kamera. „Jetzt musst du nur noch hier scharf stellen.“ Ich stelle mich wieder so ans Fenster wie vorhin, die Hände am Rahmen, und schaue in den Garten. Die Kamera klickt. Es ist komisch, nur ruhig dazustehen, nicht der zu sein, der den Fotoapparat bedient. Seth legt die Kamera vorsichtig auf das Fensterbrett, küsst meine Schulter. „Also ... ich komme morgen Mittag und nehme dich mit, ja?“
Ich drehe den Kopf, und bitte um einen Kuss. Als Seth gegangen ist, ziehe ich mich an und mache mich auf die Suche nach meinen Fotomotiven.
- 10 -
Bilder
Benjamin und David liegen eng umschlungen in der Hängematte, die Augen geschlossen, als würden sie schlafen. Sie tragen auf meinen Wunsch beide Jeans und weiße Unterhemden. Ich habe einen Schwarzweißfilm eingelegt, später mag Benjamin seine Farbe haben, sein Rot. Ich hebe die Kamera, blicke durch den Sucher. Die bunten Farben der Hängematte werden nicht stören, das Weiß der Hemden leuchten und auf ihren Gesichtern liegt der Frieden, den ich mir gewünscht habe. Ich löse aus, gehe etwas tiefer, näher heran, löse immer wieder aus.
Benjamin öffnet die Augen, sieht in meine Kamera, hält David noch fester. Davids lange Haare fallen über seinen Rücken und Benjamin vergräbt die Hände darin. Ich stelle auf Benjamins Augen scharf, rücke sein Gesicht in den Mittelpunkt.
„Gut?“
„Ja, kommt ...“
Die beiden stehen auf, David lehnt sich an den Baum, der die Hängematte hält, Benjamin hockt sich neben ihn. David legt die Hand auf seine Schulter. Ich trete zurück, nehme den Baum, das hohe Gras, die Hängematte mit aufs Bild. Alles wird sich zu Grauwerten abstufen, die Sonnenflecken im Gras, dunkle Baumrinde, das weiche Licht auf ihrer Haut. Jurek kommt durchs Gras gestreift und lässt sich genau vor den beiden fallen. Er kommt mit aufs Bild, sein Rot wird sich in einem helleren Grauton vom Gras abheben, da ich einen Orangefilter benutze.
David setzt sich hin, lehnt sich an den Baum, Benjamin legt seinen Kopf in Davids Schoß, streckt die Beine aus. Er zündet sich eine Zigarette an, David legt den Kopf entspannt an den Baumstamm und schließt die Augen. Die roten Haare fallen über seine Schultern, und er hat diese madonnenhafte Schönheit. Meine Kamera steht nicht mehr still. Benjamin gibt David die Zigarette und dreht sein Gesicht nach unten, eine Geste, ebenso dezent wie unmissverständlich. Seth hatte unrecht, nicht Nacktheit erzeugt Intimität. Diese Fotos werden später die Kamera vergessen lassen. Ich mache ein Bild, bei dem ich den Atem anhalte, dann ist der Film zu Ende. Ich spule zurück, Benjamin steht auf und dehnt sich. Er nimmt David die Zigarette ab, zieht daran.
Ich wechsle den Film, schaue zum Himmel. Eine dunkle Wolke schiebt sich vor die Sonne. „Schade, wollt ihr noch?“
„Ja“, David richtet sich auf, er zieht sein Shirt über den Kopf und umfasst Benjamin von hinten, hält ihn fest. Benjamin lehnt sich leicht zurück, legt die Hände auf Davids Arme und lächelt strahlend. Eilig mache ich die Kamera fertig, fotografiere die beiden. Es beginnt zu regnen, weiche große Tropfen, die uns nicht stören. Auch Benjamin zieht sein Shirt aus und sie gehen weiter zwischen die Bäume, dicht beieinanderstehend fotografiere ich sie. Das feuchte Laub wird auf den Fotos glänzen. Doch der Regen ist jetzt so stark, dass meine Kamera nass wird.
„Mist“, sage ich.
Benni dreht sich um. „Kommt.“ Er geht voran ins Haus, ins Wohnzimmer. Es ist dunkel hier, der Regen zieht in Schlieren über die
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