Phillips Bilder (German Edition)
alles perfekt.
„Komm“, rufe ich, wende mich um und schwimme durch die Wellen.
Später sitzen wir am Strand und ich bastle eine halbe Stunde lang an einer SMS für meinen Vater, in der ich die Situation erkläre, mich entschuldige, mein Bedauern ausdrücke. Alles klingt schal und dürftig, aber ich schicke es schließlich ab.
„Was ist los?“, fragt Benjamin.
„Nichts“, antworte ich, denn ich kann es nicht erklären, erst recht nicht Benjamin. Ich lege den Kopf in Seths Schoß, schließe die Augen, bin angenehm müde. Die Sonne dringt durch meine Lider, kitzelt meine Haut. Seth streicht leicht über meine Brust, lässt seine Hand da liegen.
„Wirklich schön hier“, sage ich leise.
Als die Mittagshitze zu groß wird, gehen wir nach oben und dösen, Benjamin und David im Bus, Seth und ich im Zelt. Danach essen wir unsere Reste und brechen zu einem Strandspaziergang auf. Der Wind ist noch stärker geworden, die Wellen türmen sich hoch auf und rollen mit Macht über den Strand. Nur wenige Unerschrockene sind im Wasser.
Draußen haben sich die Surfer gesammelt. Sie dümpeln da, dicht geballt, warten. Nur selten steigt einer auf sein Brett und schafft es, Richtung Strand zu surfen. Viele Leute sehen ihnen trotzdem zu. Mir wäre es zu langweilig, da draußen im Wasser zu hängen, aber Seth ist offensichtlich fasziniert. Er schaut konzentriert aufs Meer, fiebert mit, wenn jemand eine Welle erwischt und murmelt etwas von ‚nächstes Jahr‘. Ich nehme seine Hand.
Eine Horde junger Mädchen in knappen Bikinis läuft an uns vorbei und stürzt sich todesmutig in die Brandung. Ich schaue den Mann neben mir an, sein Mund spielt mit dem Kugelpiercing unter seiner Lippe und ich befürchte, auf der Stelle hart zu werden. Seth löst den Blick vom Wasser und grinst mich an.
- 13 -
Feuer
Am Abend füllt sich der Strand. Die Dämmerung taucht den Himmel und das Meer in einen fahlen Violett-Ton. Das Meer ist ruhiger geworden und ich gehe allein zum Wasser und schwimme hinaus. Schwimme weit, bis hinter die Brandung, bis ich allein bin. Lasse mich treiben, das Wasser schimmert rötlich-violett, die Strandgeräusche sind fern. Friedlich, ewig so treiben wollen, nicht genug bekommen können.
Als ich zurückkomme, lagert eine große Gruppe nicht weit von unserem Zelt, sie haben Holz angehäuft, Sitzgelegenheiten aufgestellt. Seth sitzt da und trinkt ein Bier. Ich trete neben ihn und sehe zu, wie das Feuer entzündet wird. Seth hält mir die Bierflasche hin. Die Bänke, Stämme und Liegestühle um das Feuer füllen sich jetzt schnell, Benjamin und David setzen sich in die Nähe. Die Musik wird lauter gedreht, zwei Mädchen tanzen.
Seth hat seinen Schmuck auf einem Tuch auf dem Boden ausgebreitet, ich nehme einige der Gebilde aus Draht und Glas in die Hand, in mehrere sind glatt geschliffene grüne Scherben eingearbeitet, wie sie hier am Strand liegen.
„Komm her.“ Seth zieht mich neben sich. Eine Flasche Rum wird weitergereicht. Neben mir sitzt ein Mädchen, das mich auf Französisch anspricht. Ich lächle und gebe ihr die Flasche.
Ein Mann beginnt zu trommeln, er hat Dreads, dick wie Taue, die ihm bis zum Arsch reichen. Zwei Männer schleudern zum Klang der Trommel brennende Kugeln durch die Luft. Ein Joint kreist, ich gebe ihn an das Mädchen weiter und lege den Arm um Seth.
Benjamin und David küssen sich, das Feuer stiebt auf, mehr Leute tanzen. Ich drehe mich um, schemenhaft sehe ich eine Gruppe nahe am Wasser, weiter seitlich ein anderes Feuer und Leute, die am Strand tanzen. Ich lehne mich an Seth, ziehe an dem Joint, den er mir reicht, und lächle ihn an. Neben dem Feuer beginnen zwei Mädchen, sich gegenseitig mit einer Paste zu bemalen.
Eine junge Frau tritt heran und betrachtet Seths Schmuck. Sie trägt eine weite Haremshose, die ihre schlanke Figur betont. Seth beugt sich vor, um mit ihr zu sprechen und ich kann mich nicht mehr anlehnen. Seth redet auf sie ein und lacht, bis sie ihm etwas abkauft. Dann drückt sie sich neben Seth auf die Bank. Erstaunt sehe ich, wie er ihr hilft, die Ohrringe anzulegen. Sie hat lange, locker aufgesteckte Haare und Seths Schmuck steht ihr. Er unterhält sich mit ihr, sie lächelt ihn an.
Ich versuche mich mit dem Mädchen an meiner anderen Seite zu unterhalten, aber wir haben keine gemeinsame Sprache. Sie reicht mir ein Bier. Seth redet immer noch mit dem Mädchen. Er beugt sich vor, legt eine Hand hinter ihrem Rücken auf die Bank. Dann küsste er sie. Ich traue
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