Phillips, Carly - Costas-Sisters 01 - Kuess mich Kleiner!
Familie gewarnt hatte, mochte Quinn kaum glauben, dass sie ihre Tricks selbst an einem unerwarteten Gast ihrer Tochter ausprobierten.
Kaum ließ Nicholas ihn los, trat Quinn einen Schritt zurück und betrachtete die Familie einen nach dem anderen. Wie sollte er sie am besten zur Rede stellen? Schließlich zuckte er mit den Schultern und entschied sich für den direkten Weg. »Ich fände es sehr nett, wenn der, der meine Brieftasche stibitzt hat, sie umgehend wieder herausrückt.« Quinn streckte die Hand aus und wartete.
Elena seufzte. »Ich habe dir doch gesagt, dass es noch zu früh ist, Nicky.«
Eine Frau mit langen dunklen Haaren, die zu Zöpfen geflochten waren, zuckte mit den Schultern. »Fangen wir noch mal von vorne an.«
Sie alle schienen sich weit mehr darüber aufzuregen, dass der Täter offenbar seine Technik nicht perfekt beherrschte, als dass er auf frischer Tat erwischt worden war.
»Also?«, fragte Quinn. »Wo bleibt meine Brieftasche?«
Ariana stöhnte resigniert. »Dreh dich einfach um, Quinn«, sagte sie.
Quinn gehorchte. Und sah sich einem grinsenden Affen gegenüber, der seine Brieftasche in der Hand hielt.
»Ich weiß wirklich nicht, warum man behauptet, dass der Mensch vom Affen abstammt«, erklärte Onkel John, der andere Mann in der Familie, der Quinn vorhin ebenfalls bedrängt hatte. »Dieses Exemplar hier ist jedenfalls nicht gerade das hellste.«
Quinn schüttelte ungläubig den Kopf. Er war von einem Affen bestohlen worden. Konnte man Tiere wegen Taschendiebstahl verhaften? Oder war es Aris Familie gelungen, den ultimativen Schwindel zu ersinnen? Wie würden sie wohl reagieren, wenn sie erfuhren, dass er ein Cop war? Im nächsten Moment schob er diese finsteren Gedanken beiseite. Denn eigentlich machte es ihm Spaß, diese Leute zu beobachten.
Er nahm dem Affen die Brieftasche weg und schob sie in die vordere Hosentasche. »Versuch ja nicht, hier hineinzugreifen!«, warnte er das Äffchen, das ihn immer noch angrinste.
»Wir sollten jetzt wirklich gehen.« Es war kaum zu übersehen, dass Ari so schnell wie möglich hier wegwollte.
Quinn hatte es zwar nicht so eilig, aber er wollte sie aus ihrer Verlegenheit erlösen. »Wir müssen tatsächlich los«, erklärte er.
»Aber Ari hat unsere Pläne für das neue Familienunternehmen noch nicht gesehen«, beschwerte sich Elena.
»Es gibt ja noch morgen, Mom.«
Elena schüttelte den Kopf, und ihr langes Haar schwang hin und her. »Das hat deine Schwester auch gedacht. Und wo ist sie jetzt?«
Quinn schloss gequält die Augen. Wie lange musste er es noch ertragen, Aris Familie zu belügen, wenn er sie doch so leicht von ihrem Elend hätte befreien können? Nur würde er damit zwei Jahre sorgfältige Undercover-Ermittlungen gefährden. Es war schon eine gewaltige Dummheit gewesen, Ari zu vertrauen und ihr zu verraten, dass Zoe noch lebte.
Doch die Gründe für sein Schweigen waren gerechtfertigt. Er musste seine Gewissensbisse einfach noch ein bisschen aushalten... Er öffnete die Augen und sah, wie Aris Mutter ihre Tochter innig umarmte.
»Morgen ist Freitag«, sagte Elena. »Ich möchte ein großes Essen geben, und ich erwarte, dass du daran teilnimmst. Wir plaudern, weihen dich in unser Projekt ein... Es wird so sein wie früher.«
Ari nickte. »Ich werde da sein.«
Quinn fühlte sich überflüssig und zog sich langsam zur Tür zurück. Er war daran gewöhnt, auf sich allein gestellt zu sein. Doch diese Familie, in der sich alle so nahe standen, erinnerte ihn daran, was er in seinem Leben alles vermisst hatte. Endlich hatte er die Tür erreicht.
»Quinn, wir erwarten Sie auch. Pünktlich um Vier!«, rief Elena ihm nach. »Nach all diesem faden Hotelessen sollten Sie zur Abwechslung einmal gute Hausmannskost bekommen.«
Quinn hob abwehrend die Hand. »Ich habe morgen einen Geschäftstermin.« Ihr Mitleid war das Letzte, was er wollte.
»Dann sagen Sie ihn eben ab«, meinte Nicholas. »Wenn Elena befiehlt, gehorcht man. Und wenn sie kocht, fügt man sich ins Unvermeidliche und isst«, setzte er lachend hinzu.
»Du solltest gehorchen, sonst wird Yiayia dich verhexen«, flüsterte Ari. Sie war neben Quinn getreten.
»Wer?«
»So heißt Großmutter auf Griechisch.«
»Darf ich das so verstehen, dass dir ebenfalls etwas an meinem Kommen liegt?«, erkundigte er sich.
Sie schüttelte den Kopf, und ihre dunkelroten Strähnen schwangen entzückend um ihre Wangen. »Mir liegt nur das Wohl meiner Mutter am Herzen. Sie hat in letzter
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