Phillips, Carly - Costas-Sisters 01 - Kuess mich Kleiner!
Ariana spontan gekommen, als sie nach einer Möglichkeit suchte, wie sie wieder in das Kasino zurückkehren konnte. Natürlich wollte sie Zoe suchen, aber das geheimnisvolle Verschwinden ihrer
Zwillingsschwester war nicht der einzige Grund, der sie ins Damon's zurückzog.
Ihre erste Schicht gestern Abend war sehr aufschlussreich gewesen. Auch wenn Ariana sich in den engen Kleidern und in der Rolle dieser extrovertierten Person, in die sie geschlüpft war, noch nicht so recht wohl fühlte, war es ihr gelungen, einen Blick in das aufregende Leben ihrer Schwester zu werfen. Angefangen von der Art, wie Männer sie mit ihren Blicken förmlich auszogen, bis zu Quinns leidenschaftlicher Reaktion entdeckte Ariana langsam, wie es sich anfühlte, wenn man kühner und offener wirkte. Und es überraschte sie, dass sie diese Erfahrung viel zu sehr genoss, um einfach wieder damit aufzuhören. Hier bot sich ihr die Möglichkeit, sowohl an Informationen über ihre Schwester zu kommen, als auch zu verstehen, was sie in ihrem Leben alles verpasst hatte.
Quinn um einen Job zu bitten, war eine spontane Idee gewesen. Eine andere Chance hatte sie nicht gesehen. Und dafür nahm sie auch in Kauf, nach Quinns Pfeife zu tanzen.
Natürlich hätte Ariana sich ihm widersetzen und allein zum Kasino fahren können. Doch Quinn hatte ihr gedroht, sie sofort zu feuern, wenn sie das täte. Was sie ihm auch glaubte. Und genau das konnte sie nicht verstehen. Wieso traute sie dem, was er sagte oder tat, wo doch sein Büro verwanzt war und ihre Schwester vermisst wurde? Zudem war ausgerechnet Quinn der Mann, der behauptete, die Wahrheit zu kennen und sich gleichzeitig weigerte, sie ihr zu verraten?
Jedenfalls bis jetzt. Ariana brauchte Zeit, um Quinn zu bearbeiten. Deshalb wartete sie ungeduldig darauf, dass er endlich auftauchte. Doch statt sich darauf zu konzentrieren, wie sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, beschäftigte sie eine andere Frage viel mehr. Sie hatte etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun. Was würde dieser rätselhafte Mann von ihrer Familie halten? Die gerade in der Küche über irgendwelchen Plänen hockte und vermutlich Gott weiß was für Betrügereien ausheckte.
Diese Frage rührte an die tiefe, schmerzliche Unsicherheit, die sie seit ihrer Schulzeit verfolgte. In diesem Alter konnten Kinder, und vor allem Mädchen, sehr grausam sein. Ariana hatte sich auf das College geflüchtet und später dann in Jeffreys Arme. Sie hoffte, dass er ihre Familie irgendwann akzeptieren würde, nachdem er sich erst einmal in sie verliebt hatte. Doch in dem Punkt hatte sie sich geirrt.
Ariana war der Meinung, sie hätte all diese Erinnerungen für immer hinter sich gelassen, als sie nach Vermont gezogen war. Und jetzt stellte sie fest, wie rasch sie wieder hochkamen. Der schwarze Van, der vor dem Haus hielt, riss sie aus ihren Überlegungen. Sie lief hastig zur Tür. Wenn sie Quinn draußen abfing, würde sie vielleicht vermeiden, dass sich ihre ganze Familie auf ihn stürzte.
»Ari, warte bitte einen Moment!« Die Stimme ihrer Mutter machte ihren Versuch, das Haus ungesehen zu verlassen, zunichte.
Mist! »Kann das nicht bis später warten? Ich muss jetzt los!«
Elena schüttelte den Kopf. »Die Familie will eine große Investition tätigen, und wir möchten, dass du die Pläne ebenfalls billigst. Außerdem möchte ich alles über deinen Ausflug zum Damon's wissen. Du hast den ganzen Tag so viel telefoniert, dass wir nicht dazu gekommen sind, uns darüber zu unterhalten«, meinte sie vorwurfsvoll.
Ariana kannte diese griechische Methode, einem anderen ein schlechtes Gewissen zu machen, schon zu lange. So leicht würde sie sich von ihrer Mutter nicht unter Druck setzen lassen. Außerdem hatte sie auch eine gute Ausrede. Sie war den ganzen Tag damit beschäftigt gewesen, eine Vertretung für ihren Urlaub zu organisieren - den sie Quinn bereits als genehmigt verkauft hatte. Außerdem musste sie ihren Freunden und Kollegen ihr plötzliches Verschwinden erklären. Doch darüber wollte sie mit ihrer Mutter jetzt nicht reden.
Ariana warf einen kurzen Blick aus dem Fenster. Quinn marschierte zielstrebig zur Haustür. »Ich sehe mir eure Pläne morgen früh an, versprochen!« Was sie wunderte, war nur, warum ihre Familie diesmal ihr Einverständnis einholen wollte. Sie hatten sie doch sonst auch nie gefragt.
Ihre Mutter bedachte sie mit einem enttäuschten Blick, als die Türklingel schrillte.
»Ich muss los. Wir unterhalten uns morgen.«
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