Phillips, Carly - Costas-Sisters 01 - Kuess mich Kleiner!
Rückenlehne. Ariana wirkte distanziert und in Gedanken versunken. Quinn war klar, dass er eigentlich ihre Signale beachten sollte, doch sein Instinkt riet ihm, so zu tun, als hätte sich nichts geändert. Zumindest bis sie ihm etwas anderes sagte.
Er strich vorsichtig mit den Fingern über ihre Schultern, um sie zu trösten. Sie wich seiner Berührung subtil, aber unmissverständlich aus.
Sein Magen zog sich zusammen. »Was hast du denn?«, fragte er sie besorgt. Sie standen hier auf einem Lastwagenparkplatz, was an sich schon nicht alltäglich war. Aber sicher kam es ebenso selten vor, dass man zwei zerstrittene Schwestern in einem sicheren FBI-Haus wieder vereinte, dachte er ironisch.
»Ich will mit dir reden.« Sie schaute auf ihre verschränkten Hände. »Wusstest du, dass Zoe eine Geheimagentin ist?«
Er schüttelte den Kopf. »Am Anfang nicht. Als sie als Tänzerin im Damon's angefangen hat, war ich völlig ahnungslos. Und später hielt ich sie nur für unglaublich dumm, weil sie sich von mir mit den vertraulichen Unterlagen in der Hand in Damons Büro hat erwischen lassen. Dann tauchte Damon plötzlich auf und befahl mir, sie auszuschalten. Am nächsten Tag haben deine Eltern sie als vermisst gemeldet.«
»Ein Verschwinden, das Zoe und du inszeniert habt.«
Quinn nickte. »Es wäre auch alles glatt gegangen, wenn...«
»... ich in Vermont geblieben wäre, was Zoe angenommen hatte.«
»Das trifft es ziemlich genau.«
Sie seufzte, und Quinn spürte ihren Schmerz.
Diesen Moment hatte er gefürchtet, seit er Ari kennen gelernt hatte. Aber er hatte gedacht, dass er das Treffen der Zwillinge so steuern könnte, dass es für alle Beteiligten vorteilhaft endete. Er schüttelte den Kopf. Dafür würde man ihm sicher keinen Doktortitel verleihen. Es war ihm nur gelungen, Ari noch stärker zu verunsichern.
»Was ist eigentlich vorhin in der Küche passiert?«, fragte er. Vielleicht vertraute sie sich ihm ja trotzdem an.
Sie zuckte mit den Schultern. »Zoe hat mir deutlich gemacht, dass es an meinem eigenen Verhalten und an meinen Vorurteilen gelegen hat, die mich von ihr und von meiner Familie entfremdet haben.« Ari wischte sich die Augen mit dem Seidenschal, den er ihr als Augenbinde gegeben hatte. »Und sie hatte Recht.«
Ihre Worte empörten ihn. Wieso nahm sie jetzt alle Schuld auf sich? »Ich habe deine Schwester kennen gelernt und glaube mir, Zoe ist alles andere als einfach. Sie hat ihren eigenen Kopf. Sie hätte sich dir anvertrauen können. Das hätte euch beiden eine Menge Kummer erspart.«
Ariana schüttelte den Kopf. »Sie wollte, dass ich sie so akzeptiere, wie sie ist. Dasselbe habe ich doch auch von Jeffrey verlangt. Und von meiner Familie. Aber mir selbst ist das nicht gelungen. Ich war arrogant, eigensinnig und vollkommen von meinen Vorurteilen überzeugt. Verdammt, ich habe ihr vorgeschrieben, welches Leben sie führen sollte, dabei hat sie die ganze Zeit für die Regierung gearbeitet!« Sie klang, als würde sie sich vor sich selbst ekeln.
»Ari, hör mir zu. Ich weiß nicht viel über Familienbeziehungen, aber es ist vollkommen klar, dass ihr beide euch liebt. Das bedeutet doch viel. Sicher, du hast sie falsch eingeschätzt. Doch das kannst du wieder gutmachen. In der Zwischenzeit solltest du die positive Seite der ganzen Angelegenheit sehen. Warum richtest du dein Augenmerk nicht auf das Gute, das du über dich selbst gelernt hast?«
Statt ihm in die Arme zu sinken und ihm zu sagen, wie klug er war, starrte Ariana ihn an, als hätte er den Verstand verloren. »Und was soll das Positive sein, das ich über mich gelernt habe?« Ihre Stimme klang sarkastisch. »Verrat mir das bitte, denn ich habe keine Ahnung.« Sie breitete hilflos die Hände aus.
Quinn atmete einige Male durch, und legte dann seine letzte Trumpfkarte auf den Tisch. »Ari, du hast gerade herausgefunden, dass Zoe eine Agentin ist und keine Schwindlerin, die ziellos durch ihr Leben treibt. Du siehst doch, dass sie sich positiv entwickelt hat, obwohl sie bei deiner, wie du sagst, verrückten Familie gelebt hat.«
Ariana starrte ihn nach wie vor verständnislos an. Quinn war frustriert. Offenbar war sie noch nicht bereit, sich anzuhören, was er zu sagen hatte. Ganz zu schweigen davon, es auf sich zu beziehen oder auf ihr Leben. Und damit letztendlich auf ihre gemeinsame Zukunft. Sie brauchte sicher Zeit, das Ganze zu verarbeiten, und das konnte er gut verstehen.
»Eines muss ich noch wissen«, sagte sie
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