Phillips, Carly - Costas-Sisters 01 - Kuess mich Kleiner!
einfach nur von oben herab dein Urteil gefällt, und damit war die Sache für dich erledigt.« Sie hob kriegerisch ihr Kinn. »Du warst die Professorin, die Akademikerin, die Kluge, und kamst dir ja so viel besser vor als Mom, Dad oder ich. Und du warst so davon überzeugt, die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben.«
Ariana zuckte zusammen. Sie wusste, dass ihre Schwester Recht hatte. Sie hatte sich für etwas Besseres gehalten, und sie und ihre Familie hatten einen hohen Preis dafür gezahlt. Doch das änderte nichts daran, dass Zoe ihrer Familie durch ihr spurloses Verschwinden Höllenqualen bereitet hatte.
Aber ihre Beziehung konnten sie später noch klären. »Ich weiß, dass Mom dich bei Damon eingeschmuggelt hat, damit du ihn besser kennen lernst. Sie hielt ihn für eine gute Partie. Mom hat jedoch auch behauptet, ihr hättet Damon den Kredit schnell zurückgezahlt. Warum hast du dann noch länger dort gearbeitet?« Ariana fuhr sich frustriert mit der Hand durchs Haar. Es gab so vieles, was sie nicht verstand. »Ich habe Damon ebenfalls kennen gelernt. Mir war sofort klar, dass du dich niemals in so einen Kerl verliebt hättest, auch wenn Mom das gehofft hat.«
Zu Arianas Überraschung lachte Zoe leise. »Mom sieht wirklich alles durch ihre rosarote Brille, stimmt's? Ich frage mich, wie sie annehmen konnte, dass ich mich in so einen widerlichen Dreckskerl verlieben würde!« Sie schüttelte den Kopf. Offenbar war sie von der Vorstellung ihrer Mutter ebenso verblüfft, wie Ariana es gewesen war.
»Er ist wirklich niederträchtig«, stimmte Ariana ihr zu. »Also...« Sie wartete, dass Zoe mit ihrer Geschichte fortfuhr.
»Du solltest dich lieber setzen, Ari.« Zoe klopfte auf den freien Platz neben sich.
Ariana gehorchte und sah ihre Schwester schweigend an.
Zoe seufzte. »Ich habe gleich in meiner ersten Nacht im Kasino den Verdacht geschöpft, dass Mom mich verkuppeln wollte. Dieser Damon hat sie gar nicht wirklich bedroht, und die Summe, die sie sich geliehen hatte, war lächerlich. Man brauchte kein Genie oder eine Geheimagentin zu sein, was ich übrigens bin, um den Braten zu riechen.«
Ariana blinzelte verstört. Sie hatte das Gefühl, als habe ein D-Zug sie überrollt. »Wiederhol das bitte noch mal. Und zwar langsam.«
»Unsere Mutter wollte mich verkuppeln.«
Ariana schüttelte den Kopf. »Nein, das andere.«
Zoe lächelte ironisch und griff nach der Hand ihrer Zwillingsschwester. Diese Berührung fühlte sich nach all der langen Zeit sehr gut an.
»Ich bin eine Bundesagentin, Ari.« Zoe sah sie an und nickte langsam. »Ich arbeite für das hiesige Büro des Secret Service. Ich bewache Diplomaten und andere hochrangige Beamte.«
»Seit wann?« Ariana fiel es schwerer, diese Wahrheit zu verarbeiten, als mit all den Betrügereien klarzukommen, die sich ihre Eltern ausgedacht hatten.
»Ich habe mich direkt nach dem College beworben und wurde prompt angenommen.«
»Aber ich dachte...« Ariana stammelte, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte. »Ich meine, du hast dich immer benommen, als wäre das Leben nur ein großer Spaß für dich. Dann hast du diese Reise gemacht. Wir haben vier Monate nichts von dir gehört und keiner wusste, wo du warst.«
Zoe zuckte mit den Schultern. »In der Zeit habe ich meine Ausbildung in Quantico absolviert.«
»Du hast doch als Showgirl gearbeitet, weil du dringend Geld brauchtest.«
Zoe schüttelte den Kopf. Ihr langes Haar fiel ihr über eine Schulter. »Ich habe das Tanzen zwar sehr genossen, und es hat mich fit gehalten. Doch ich habe nie als Tänzerin gearbeitet. Ich habe zwar das Haus verlassen und behauptet, ich ginge zur Arbeit. Du hast mich bestimmt nie tanzen sehen. Außerdem warst du in den letzten fünf Jahren ja kein einziges Mal zu Hause.«
Ariana konnte immer noch nicht glauben, was sie da hörte. Und genauso wenig konnte sie jetzt schon erfassen, was die Worte ihrer Schwester für ihre eigene Lebenseinstellung bedeuteten. »Unsere Familie hält sich an die Annahme von P.T. Barnum, wonach jede Minute ein Blödmann geboren wird«, sagte sie. »Der nur darauf wartet, dass man ihn ausnimmt. Wie kannst du da Special Agent werden?«
Zoe lachte. »Genauso wie du Dozentin für Psychologie werden konntest. Du musst doch wohl zugeben, dass bei unserer exzentrischen Familie niemand auf die Idee kommen würde, ich hätte etwas mit dem Geheimdienst zu tun. Also?« Sie spreizte die Hände. »Noch Fragen, oder glaubst du jetzt endlich, dass ich
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