Phillips Susan Elizabeth
große, glückliche Familie . Lance bekäme endlich, was er wollte – dass sie ihm vor aller Öffentlichkeit verzieh und die Absolution erteilte.
Sie drückte ihre Wange an den Fensterrahmen und überlegte, wie es wohl wäre, ein nur der Wahrheit verpflichtetes Leben zu führen. Aber dazu lebte sie in der falschen Stadt. Dies war eine auf Täuschung aufgebaute Stadt, mit falschen Fassaden und Straßen, die nirgendwohin führten.
Hinter ihr öffnete sich die Tür. Sie hörte das unvermeidliche Klirren der Eiswürfel und fing den Geruch von Regen
ein, als er näher kam. »Die jetzige Entwicklung lag nicht in meiner Absicht, als ich sie ins Haus einlud. Es tut mir leid.«
Seine ungebetene Entschuldigung nahm ihr den Wind aus den Segeln. »Und wie hätte es sich deiner Ansicht nach entwickeln sollen?«
»Hör zu, ich war sauer.« Er sprach leise in Anbetracht dessen, dass nur eine dünne Wand sie von ihren ungebetenen Besuchern im nächsten Raum trennte. »Wie kommt dieser Kerl dazu, hier aufzukreuzen? Dann die Vorstellung, dass Jade im Auto sitzt und Mitleid mit dir hat, weil sie glaubt, du seiest aufgrund ihrer tollen Liebesaffäre so am Boden zerstört, dass du nicht genug Rückgrat hast, ihr in ihre verdammten Augen zu schauen. Da kam ich darauf.«
Wenn man es so sah … Doch seine selbstherrliche Art erinnerte sie zu sehr an ihren Vater. »Die Entscheidung lag aber nicht bei dir.«
»Du hättest sie nicht getroffen.« Er zog an den Knöpfen seines feuchten weißen Hemds. »Ich bin es leid, dich jedes Mal winseln zu sehen, wenn ihr Name fällt. Wo bleibt dein Stolz? Hör auf zu glauben, sie sei besser als du.«
»Ich glaube nicht …«
»Doch, das tust du. Jade mag in einigen Dingen besser sein. Sie ist allemal besser darin, sich den Ehemann einer anderen Frau zu schnappen. Aber was Jade ist oder nicht ist, hat mit dir nichts zu tun. Werde erwachsen und fang an, dich in deiner eigenen Haut wohlzufühlen.«
»Du sprichst davon, dass ich erwachsen werden soll?«
Er war noch nicht mit ihr fertig. »Jade und Lance sind wie geschaffen füreinander. Er war für dich genauso wenig der Richtige wie …«
»Wie du das bist?«
»Genau.« Er nahm einen großen Schluck aus seinem Glas.
»Danke für diesen einfühlsamen Beitrag.« Sie schnappte sich Morgenmantel und Nachthemd, die sie sich bereitgelegt hatte, und rauschte ins Badezimmer, um sich auszuziehen. Aber als sie ihr Gesicht wusch, musste sie zugeben, dass Bram das Herz am rechten Fleck gehabt hatte. Jade ins Haus zu bitten, war seine verdrehte Version, sich als ihr Beschützer zu zeigen. Die Folgen hatte er nicht vorhersehen können.
Als sie herauskam, lag er an die Kissen gelehnt auf seinem Bett, mit nichts weiter als weißen Boxershorts bekleidet, die sich hell schimmernd von seiner Haut abhoben. Er hatte die Decke zurückgestrampelt und ein aufgeschlagenes Buch auf seiner Brust aufgestützt. Bram Shepard ein Buch lesen zu sehen war schon komisch genug, aber nicht so komisch wie die Nickelbrille, die auf seinem Nasenrücken saß. Sie blieb wie angewurzelt stehen. »Was ist das denn?«
»Was?«
»Du trägst eine Brille?«
»Nur zum Lesen.«
»Du hast eine Lese brille?«
»Was ist daran so schlimm?«
»Leute mit Tattoos sollten keine Lesebrillen haben.«
»Ich hatte auch noch keine, als ich mir das Tattoo machen ließ.« Er setzte die Brille ab und warf einen prüfenden Blick auf ihr T-Shirt und die blaue Pyjamahose. »Ich hatte eigentlich gehofft, du würdest eins der Teile aus Provocative tragen.«
»Selbst wenn ich in der Stimmung dazu wäre, was ich entschieden nicht bin, würde ich es nicht tun, solange die da drüben liegen.«
»Verstehe.« Er stand auf und schleifte sie über den Teppich
zum Badezimmer, wo er die Tür schloss und sie darin einsperrte. »Keine weiteren Probleme mehr.«
»Ich bin noch immer wütend auf dich.«
»Ich verstehe. Das liegt nur daran, dass ich meine Entschuldigung nicht ernsthaft genug rübergebracht habe.« Er begann sie zu küssen.
18
Georgie konnte Filme nicht ausstehen, in denen der Held nichts weiter tun musste, als die Heldin wie verrückt zu küssen, damit diese vergaß, wie sauer sie auf ihn war. Sie jedenfalls hatte nicht die Absicht, ihren Groll so einfach beiseitezuschieben, aber genauso wenig hatte sie die Absicht, auf diese willkommene Ablenkung zu verzichten. Stattdessen legte sie ihre Frustration in den Kuss. Sie grub ihre Fingernägel in seine nackten Schultern und verbiss sich in seinen
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