Phillips Susan Elizabeth
die für diese Rolle notwendigen Voraussetzungen mit. Sie grub ihre Finger in seine Schulter. »Wenn du nichts dagegen hast, Liebling, werde ich das Casting leiten.«
Eins musste er ihr lassen: Sie machte genau das, was er unter diesen Umständen auch getan hätte. Weshalb war er also enttäuscht?
Weil er ein egoistischer Mistkerl war und sie nicht.
Sie begann mit dem Verteilen der Skripts. »Bram, du wirst natürlich Danny Grimes lesen. Dad, möchtest du vielleicht Frank übernehmen, Dannys sterbenden Vater? Lance, du bist Ken, der Nachbar vom Haus nebenan, der sein Kind missbraucht. Für dich ist es doch mal eine nette Abwechslung, einen miesen Typen zu spielen. Jade, du liest Marcie, Kens Ehefrau und Fußabtreter.«
Die undankbarste Rolle.
Das nächste Skript reichte sie Laura. »Beschwören Sie ihr inneres Kind und lesen Sie Izzy, ihre Fünfjährige. Und Meg, du liest Natalie, die häusliche Krankenpflegerin, auf die Danny ein Auge geworfen hat, aber komm nicht auf dumme Gedanken.«
»Ich bin keine Schauspielerin.«
»Dann tu so, als wärst du eine.«
Er konnte es Georgie nicht verübeln, es als Helene versuchen zu wollen. Es war eine Rolle, die einem zu einem Karrieresprung verhelfen konnte. Aber die Helene verlangte nach einer Schauspielerin wie Jade, die bereits Erfahrung mit starken Rollen hatte. Selbst beim bloßen Lesen wäre Jade fantastisch, das wusste Georgie genauso wie er, deshalb hatte sie ihr auch die Marcie aufs Auge gedrückt.
Georgie setzte sich auf einen geradlehnigen Stuhl am anderen Ende des Wohnzimmers. »Aaron hat eingewilligt, die Lücken mit den übrigen männlichen Charakteren zu füllen. Ich werde die Handlung lesen und die weiblichen Nebenrollen übernehmen.«
Helene konnte man kaum als Nebenrolle bezeichnen. Seine Verwirrung verwandelte sich in Entsetzen, als Georgie Rory ein Skript reichte. »Du kommst sonst nie in diesen Genuss. Du liest die Helene.«
»Ich?«
»Probier aus, was an Darstellungsgabe in dir steckt«, sagte sie mit einem breiten Lächeln.
»Ich glaube nicht, dass ich eine habe.«
»Was macht das schon? Es ist doch nur zum Spaß.«
Er begriff es nicht. Warum kniff sie? Er fand nur eine Erklärung dafür, und die löste eine Art Panik in ihm aus. Sie überließ ihm die Chance vorzusprechen, anstatt sie selbst zu nutzen.
Verflixt! Er hatte nicht darum gebeten. Offenbar hatte sie sich überlegt, Rory würde sich eher für das Projekt einsetzen,
wenn sie eine derartige Schlüsselrolle las. Oder sie wollte, und das fand er noch viel verstörender, tatsächlich ihn ins Scheinwerferlicht rücken, anstatt sich selbst. Welcher Logik sie auch folgte, die kleine Miss Scooter Brown schwirrte wieder einmal herum und verstreute ihren gottverdammten Feenstaub.
Er fing zu schwitzen an. Sie war so verdammt blöd. Wann würde sie endlich kapieren, dass sie ihre eigenen Interessen verfolgen musste? Wenn sie ihre Karriere auf einen anderen Kurs bringen wollte, sollte sie sich um das kümmern, was sie wollte, und auf alle anderen pfeifen. Er hätte für sie nie ein solches Opfer gebracht. Aber sie schon. Weil Georgie York eine verdammte Mannschaftsspielerin war.
Sie schlug ihre Beine übereinander. »Bram, würdest du, bevor wir anfangen, uns ein bisschen was über das Drehbuch erzählen? Gib allen eine Vorstellung davon, was du von ihnen hören möchtest.«
Er hatte sich nicht vorbereitet, er war geschockt. Wenn er es vermasselte, bekäme er keine zweite Chance mehr, aber er konnte seine Gedanken nicht ordnen. »Ein paar von euch … Einige von euch … äh … haben das Buch vermutlich gelesen. Wahrscheinlich die meisten von euch. Ihr wisst, es ist eine …« Er riss sich zusammen. »Es ist eine wunderschöne Geschichte. Ein wunderbares Drehbuch – vielleicht sogar besser als das Buch.« Nun gingen ihm die Worte schon leichter über die Lippen. »Da wir dies alle ungeprobt lesen, nehmen wir es, wie es kommt. Versucht nicht, mehr in eure Rolle hineinzulesen als das, was auf dem Blatt steht. Konzentriert euch aufs Wesentliche und lest den nackten Text. Als Erstes …«
Georgie beobachtete Bram vom anderen Ende des Wohnzimmers. Es war ein etwas holpriger Einstieg gewesen, aber
langsam begann seine Leidenschaft durchzuschimmern. Sie schielte auf Rory, aber es war nicht möglich, ihrem Ausdruck irgendwas zu entnehmen.
Die Idee fürs Drehbuchlesen war ihr gekommen, gleich nachdem sie ihr Gespräch mitgehört und die Verzweiflung mitbekommen hatte, die Bram krampfhaft zu
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