Phillips Susan Elizabeth
schwarzes Haushälterinnenkleid wäre unscheinbar gewesen, hätte sie es nicht zu diesem Anlass mit einer Stäbchenkorsage und einem tiefen Ausschnitt aufgepeppt. Ein paar Dietriche baumelten an einer schwarzen Seidenkordel, die sie in ihr Dekolleté gesteckt hatte, und ihr langes blondes Haar war zu einem sehr aufreizenden Knoten hochgesteckt.
Rory Keene in ihrem ganz bescheidenen Aufputz als französisches Zimmermädchen schloss sich Jack und April am Bediensteteneingang zusammen mit Rorys Begleiter
für diesen Abend an, einem flotten Unternehmensboss in einer Butleruniform. Er war Rorys gelegentlicher Begleiter für besondere Angelegenheiten, aber nicht ihr Liebhaber.
Megs Eltern benutzten den Haupteingang. Der Schauspieler und Bühnenautor Jake Koranda trug einen weißen Anzug wie zur Gartenparty, der seine dunkle Haut betonte, und seine Frau, die wunderbare Fleur Savagar Koranda, zeigte sich im flatternden Chiffonkleid mit Blumenmuster. Meg kam als Scooters beste Freundin Zoey im Hippielook und zog es vor, mit ihrer Abendbegleitung, einem anstellungslosen Musiker, der eine frappierende Ähnlichkeit mit John Lennon in den Siebzigerjahren hatte, den Bediensteteneingang zu benutzen.
Chaz stand gleich hinter der Tür im Ballsaal und fragte sich, warum sie sich von Georgie dieses Kostüm hatte aufschwatzen lassen. Jetzt stand sie da, gekleidet wie ein verdammter Engel, in einem silbernen Kleid und einem an einer großen orangefarbenen Perücke befestigten Heiligenschein. Wenn sie die Augen nach oben schob, konnte sie sogar ein paar orange Löckchen sehen, die ihr über die Augenbrauen fielen. Es war ein auf Episode dreizehn »Skip hat einen Traum« beruhender Einfall. Als Chaz sich bei Georgie wegen dieses Kostüms beschwerte, hatte diese sie mit einem merkwürdigen Lächeln angesehen und gesagt, Chaz sei ein verkleideter Engel. Was zum Teufel sollte das nun wieder heißen?
Von ihr wurde erwartet, die Partyplanerin Poppy darin zu unterstützen, dass alles glattlief, aber sie glotzte vor allem die vielen Stars an, die hereindrängten. Nach Aussage von Poppy war dies die wichtigste Party des Sommers, und ein paar Prominente, die Bram und Georgie nicht einmal kannten, hatten um eine Einladung gebeten. Georgie hatte Poppy mehrmals gesagt, sie solle »keine Taschendesigner«
einladen, was Chaz erst nicht verstanden hatte, aber nachdem Georgie es ihr erklärt hatte, teilte sie diese Meinung.
Die glänzenden Walnusssimse und die Deckentäfelung schimmerten im Licht der Kristalllüster. Über den runden senfgelben Tischdecken lagen lavendelblau karierte Taftüberwürfe. Für den Tischschmuck hatte man blaue Kugelhortensien gewählt, wie sie im Vorspann der Serie gezeigt wurden, und die Sträuße steckten in hellgelben Teekannen. An jedem Platz standen ein aus Zucker gesponnenes Scofield-Anwesen sowie ein Silberrahmen mit einer Speisekarte im Prägedruck, die sowohl das Scofieldsche Familienwappen als auch einen kleinen Pfotenabdruck von Butterscotch, Scooters Katze, trug. Auf vier großen, im Raum verteilten Fernsehschirmen liefen stumm die einzelnen Folgen der Serie.
Chaz sah Aaron mit einer süßen, aber ein wenig verpeilt aussehenden Brünetten kommen, die nur Becky sein konnte. Hätte Chaz ihn nicht bedrängt, hätte er niemals den Mut aufgebracht, sie einzuladen. Dank Chaz sah er so gut aus wie nie zuvor. »Das Einzige, was du brauchst, ist ein wirklich guter Anzug«, hatte sie ihm erklärt, als sie ihm eingeredet hatte, als der Anwalt der Scofields zu kommen. »Einer der passt. Und lass Georgie dafür zahlen.« Eins musste man Georgie lassen. Kleinlich war sie nicht. Sie hatte Aaron sogar zum Schneider ihres Vaters geschickt.
Mit seinem guten Haarschnitt, Kontaktlinsen und einem Körper, der jeden Tag dünner wurde, dazu richtig guter Kleidung anstatt seiner dämlichen T-Shirts mit all dem Video-Mist darauf, war er ein ganz anderer Mensch.
»Chaz, das ist Becky.«
Becky war ein wenig gedrungen, hatte glänzendes dunkles Haar, ein rundes Gesicht und ein scheues, freundliches Lächeln. Es gefiel Chaz, dass sie es sich verkniff, all die berühmten
Leute in der Menge anzustarren. »Hi, Chaz. Dein Kostüm gefällt mir.«
»Ist nichts Tolles. Aber danke.«
»Becky arbeitet in der Personalabteilung eines Gesundheitsunternehmens«, sagte Aaron, als wüsste Chaz das nicht schon längst, genauso wie sie wusste, dass Beckys Eltern aus Vietnam kamen, Becky aber in Long Beach geboren war.
Sie betrachtete Beckys weiße
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