Phillips Susan Elizabeth
empfand ihn nicht als so falsch, wie sie ihn hätte empfinden sollen. Sie mischten sich unter ihre Gäste, die von Jeans über Tennisröcke zu Smokings und Schulmädchenkleidung alles trugen. Trev und Sasha hatten sich bereiterklärt, die Toasts auszusprechen, aber als alle saßen, stand Paul unerwartet auf und erhob sein Glas. »Heute Abend feiern wir das Versprechen, das diese zwei erstaunlichen Menschen sich gegeben haben.« Sein Blick fiel auf Georgie. »Einen dieser Menschen … liebe ich sehr.« Seine Stimme brach, und Georgies Augen füllten sich mit Tränen. Paul räusperte sich. »Der andere … wird mir im Lauf der Zeit ans Herz wachsen.«
Alle lachten, einschließlich Bram. Für Georgie war die vergangene Woche mit ihrem Vater seltsam, aber wunderbar gewesen. Zu wissen, wie sehr er sie liebte – wie sehr er ihre Mutter geliebt hatte – bedeutete ihr alles. Doch als Paul hoffnungsvoll auf die Zukunft von Braut und Bräutigam zu sprechen kam, musste Georgie an ihrem Lächeln arbeiten. Als nächsten Schritt auf ihrem Weg zur eigenständigen Persönlichkeit würde sie ihrem Vater reinen Wein einschenken müssen, anstatt aus Angst, ihn zu enttäuschen, ihren Fehler zu vertuschen.
Bis zum heutigen Morgen hatte Paul damit gewartet, ihr zu sagen, dass er ihre ehemalige Agentin als seine Begleitung
eingeladen hatte. Sie war froh, dass er daran gedacht hatte, egal wie merkwürdig es war, Laura zu begrüßen. »Das ist doch eine nette Geste«, hatte er gesagt. »Auf diese Weise können alle sehen, dass du sie noch immer zum inneren Kreis zählst.«
Georgie hatte noch darüber zu scherzen versucht. »Das ist auch eine perfekte Gelegenheit, dich als Schauspieler wieder ins Gespräch zu bringen und deutlich zu machen, dass Laura dich vertritt.«
Sein Gesicht fiel in sich zusammen. »Georgie, das ist nicht der Grund, weswegen …«
»Das weiß ich doch«, schob sie rasch nach. »Ich meinte es auch nicht so.« Sie versuchten, eine neue Beziehung auszuloten, in der beide erst ihre Position finden mussten. Sie hatte ihm einen Stups in die Rippen gegeben, um ihn zum Lachen zu bringen.
Die anderen Trinksprüche folgten – der von Trev respektlos, der von Sasha warmherzig, beide lustig. Während des Essens wurden sie und Bram mehrmals von Gästen unterbrochen, die an ihre Wassergläser klopften. Ihre öffentlichen Küsse fühlten sich nicht mehr ganz so falsch an. Sie hatte noch keinen Mann gekannt, der Küssen so sehr genoss wie Bram Shepard … oder einen, der es so gut konnte. Sie hatte auch nie einen Mann gekannt, dessen Küsse sie so sehr genoss.
Am Nebentisch kämpfte Laura mit einem Hummerstück und schob zum wiederholten Mal ihren BH-Träger an seinen Platz. Wie so viele andere weibliche Gäste hatte sie eigentlich ein Kleid für eine Gartenparty gewählt, aber es sich dann in letzter Minute anders überlegt. Dies war ein geschäftlicher Anlass, und sie konnte es sich nicht leisten, an ihrem Oberteil herumzuzupfen, das unweigerlich zu viel Dekolleté zeigte, oder sich wegen ihrer nackten Arme
Gedanken zu machen, die nicht so braun waren wie sie sein sollten. Stattdessen hatte sie sich für ein schlichtes beiges Kostüm und ein Oberteil mit Schalkragen entschieden, dazu Perlen – ein Kleidungsstil, den auch Mrs Scofield bevorzugte. Bis auf ihr ständiges Problem mit den BH-Trägern war es ihr recht gut gelungen, adrett auszusehen.
Pauls Einladung war ein Schock gewesen. Sie hatte ihn angerufen, um ihm mitzuteilen, dass er bei seinem ersten Vorsprechen nicht angenommen worden war, der für die Besetzung zuständige Agent ihn aber für eine andere Rolle sehen wollte. Doch gerade als sie ihr übliches, das Ego wieder auf Vordermann bringendes Geschwafel anstimmen wollte, hatte er sie unterbrochen. »Ich war nicht der Richtige für diese Rolle, aber das Vorsprechen war eine gute Übung.« Dann hatte er sie zu diesem Fest eingeladen.
Es wäre dumm von ihr gewesen, nein zu sagen. An diesem Abend hier gesehen zu werden, würde ihrem Ruf wieder zu etwas Glanz verhelfen, wie Paul nur zu gut wusste. Aber sie blieb misstrauisch. Pauls frostige Persönlichkeit war immer das perfekte Gegenmittel zu seinem guten Aussehen und anderen männlichen Eigenschaften gewesen, seine neue Verletzlichkeit jedoch verlockte dazu, ihm andere, verstörendere Seiten abzugewinnen.
Glücklicherweise kannte sie die Gefahren weiblicher Rettungsfantasien. Sie hatte eine sehr genaue Vorstellung davon, was sie vom Leben wollte, und würde
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