Phillips Susan Elizabeth
mit dir?«
Ein Stöhnen kam aus dem wohl einzigen Schlafzimmer. Sie entdeckte darin die mit blassem Gesicht auf einem zerknitterten, grauen Quilt liegende Chaz, die Knie an die Brust gezogen. »Aaron hat Sie angerufen.«
Georgie eilte zu ihr ans Bett. »Was ist denn los?«
Sie umklammerte ihre Knie fester. »Ich fass es nicht, dass er Sie angerufen hat.«
»Er war besorgt. Er sagte, du seist krank, und offensichtlich hat er recht.«
»Ich habe Krämpfe.«
»Krämpfe?«
»Krämpfe. Mehr nicht. Manchmal krieg ich die. Und jetzt gehen Sie.«
»Hast du irgendwas eingenommen?«
»Ich habe nichts mehr.« Ihre Worte kamen wie Wehklagen. »Lassen Sie mich in Ruhe.« Sie drehte ihr Gesicht ins Kissen und sagte etwas weicher: »Bitte.«
Bitte? Chaz musste richtig krank sein. Georgie holte etwas Tylenol aus Brams Küche, kochte eine Tasse Tee und brachte diesen ins Apartment. Auf dem Weg zu ihrem Schlafzimmer sah sie ein GED-Arbeitsbuch offen auf dem Kaffeetisch liegen, daneben ein paar gelbe Blöcke und Bleistifte. Sie lächelte, es war das erste Mal in dieser Woche.
»Ich fass es einfach nicht, dass Aaron Sie angerufen hat«, sagte Chaz wieder, nachdem sie die Tabletten genommen hatte. »Sie sind den ganzen Weg von Malibu hierhergefahren, um mir ein paar Tylenol zu geben?«
»Aaron war sehr beunruhigt.« Georgie stellte das
Fläschchen auf den Nachttisch. »Und Sie hätten dasselbe für mich getan.«
Das holte Chaz aus ihrem Elend. »Er war beunruhigt?«
Georgie nickte und hielt ihr den heißen, gesüßten Tee hin. »Jetzt lasse ich dich wieder allein.«
Chaz richtete sich so weit auf, dass sie den Becher nehmen konnte. »Danke«, murmelte sie. »Und ich meine es auch so.«
»Ich weiß«, sagte Georgie, als sie das Zimmer verließ.
Sie suchte noch ein paar Sachen zusammen, die sie zurückgelassen hatte, achtete aber darauf, jeglichen Blick ins Schlafzimmer zu vermeiden. Als sie wieder nach unten kam, fiel goldenes Nachmittagslicht durch die Fenster. Sie hatte dieses Haus geliebt. Seine Winkel und Räume. Die Zitronenpflanzen im Kübel und die tibetischen Überwürfe, den aztekischen Kaminsims und die warmen Holzböden. Das von Bücherregalen gesäumte Esszimmer und die Windglockenspiele aus Messing. Wie konnte ein Mann, der ein so einladendes Haus entworfen hatte, ein so leeres, feindseliges Herz haben?
Da kam er herein.
27
Das Entsetzen, das sich auf Brams Gesicht spiegelte, machte deutlich, dass er sie am allerwenigsten erwartet hatte – oder sehen wollte. Er war kalkweiß von zu vielen langen Nächten, und es lagen Schatten unter seinen Augen, aber er hätte, so wie er war, zum Fototermin bei GQ antreten können. Seine Haare waren frisch geschnitten, fast so kurz, wie er sie während ihrer Skip-und-Scooter -Tage getragen hatte, und sie hätte schwören können, dass seine Fingernägel professionell manikürt waren.
Es war ihr unangenehm, bei ihm den Eindruck zu erwecken, sie hätte ihn abgepasst. »Chaz ist krank«, sagte sie ausdruckslos. »Ich bin hergefahren, um nachzuschauen, jetzt fahre ich wieder.«
Sie straffte ihre Schultern und ging durch den Raum zur Veranda, aber er war neben ihr, ehe sie den Türknauf anfassen konnte. »Keinen Schritt weiter.«
»Kein Drama, Bram. Mir ist nicht danach.«
»Wir sind Schauspieler. Wir brauchen das Drama.« Er packte sie an den Schultern und drehte sie zu sich herum. »Ich habe das nicht alles für dich durchgestanden, damit du mich jetzt verlässt.«
Der Zorn, den sie glaubte, überwunden zu haben, entflammte erneut. » Was durchgestanden? Was hast du durchgestanden? Sieh dich an. Du hast keine einzige Falte. Du hast die schönste Zeit deines Lebens gehabt!«
»So siehst du das also?«
»Du bist Produzent und Schauspieler in einem großen Film. All deine Träume sind wahr geworden.«
»Nicht wirklich. Mit dir habe ich es verbockt. Mit der wichtigsten Person in meinem Leben.« Er drückte sie gegen die Balkontüren. »Aber ich versuche das wiedergutzumachen.«
Sie schnaubte verächtlich. »Wie denn?«
Er schaute auf sie herab und seine leidenschaftlichen Augen signalisierten die Schauspielschulversion einer gequälten Seele. »Ich liebe dich, Georgie.«
Vor ihren Augen explodierte ein Feuerwerk. »Und wie kommt das?«
»Weil es so ist. Weil du du bist.«
»Du klingst aufrichtig. Dein Blick ist aufrichtig.« Sie grinste spöttisch und schob seinen Arm beiseite. »Aber ich kaufe dir kein einziges Wort davon ab.«
Jemand mit weniger Zynismus
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