Phillips Susan Elizabeth
tagsüber Filmmaterial und wanderte nachts durch die verwahrlosteren Straßen von Hollywood und West Hollywood, mit nichts als ihrer Kamera und ihrem berühmten Gesicht zum Schutz. Die meisten Mädchen, denen sie sich näherte, erkannten sie und redeten mehr als bereitwillig in ihre Kamera.
Sie entdeckte eine mobile Gesundheitsambulanz, die Straßenkinder behandelte. Wieder machte sich ihr Ruhm bezahlt, die Mitarbeiter des Gesundheitsdienstes ließen sie jede Nacht mitfahren, wenn sie Tests für HIV oder Geschlechtskrankheiten sowie Kondome verteilten, Krisenberatung machten und Präventionsaufklärung betrieben. Was sie während jener Nächte sah und hörte, tat ihr in der Seele weh. Immer wieder musste sie dabei an Chaz denken und wo diese heute wäre, wenn Bram nicht eingegriffen hätte.
Zwei Wochen vergingen, in denen er keinen Versuch unternahm, sie zu sehen. Sie war erschöpft bis zur Betäubung,
aber sie konnte höchstens fünf Stunden schlafen, ehe sie aus dem Schlaf aufschreckte, ihr Pyjama schweißnass, die Laken um sie gewickelt. Verzweifelt vermisste sie den Mann, für den sie Bram hielt, den Mann, der unter seinem zynischen Äußeren ein liebevolles Herz bewahrte. Nur ihre Arbeit und das Wissen, dass sie das Richtige getan hatte, indem sie ihre Seele nicht um der Rache willen aufgegeben hatte, bewahrte sie vor der Verzweiflung.
Da die Paparazzi in den Gegenden, die sie aufsuchte, nicht anzutreffen waren, tauchten keine Fotos auf. Obwohl sie Aaron angewiesen hatte, die Sensationspresse nicht länger mit seinen Geschichten vom ehelichen Glück zu füttern, tat er es weiterhin. Es war ihr gleichgültig. Sollte Bram damit klarkommen.
An einem Freitag, drei Wochen nach ihrem Zerwürfnis mit Bram, rief Aaron sie an und sagte, sie solle sich in Variety einloggen. Sie tat es und sah die Ankündigung:
Das Casting für Tree House , Bram Shepards Filmadaptation von Sarah Carters Bestseller, ist abgeschlossen. In einem überraschenden Schritt hat man Anna Chalmers, eine praktisch unbekannte Schauspielerin, für Helene, die anspruchsvolle weibliche Hauptrolle, unter Vertrag genommen …
Georgie starrte den Bildschirm an. Es war vorbei. Nun brauchte Bram sie nicht länger seiner unsterblichen Liebe zu versichern, was auch erklärte, warum er keinen Kontakt mehr zu ihr aufgenommen hatte. Sie schlüpfte in ihre Sneakers und brach zu einem Strandspaziergang auf. Sie war wehrlos, und sie war erschöpft, denn sonst wäre sie nicht gedanklich in eine Sitcom-Welt abgeschweift, in der Bram an ihrer Tür auftauchte, sich auf die Knie warf und sie um ihre Liebe und ihre Vergebung bat.
Angewidert von sich selbst, kehrte sie ins Haus zurück.
Am nächsten Morgen läutete ihr Telefon, während sie an ihrem Computer saß. Sie riss sich aus ihrer Benommenheit und schielte auf das Display ihres Mobiltelefons. Es war Aaron. Er war übers Wochenende nach Kansas geflogen, um dort den sechzigsten Geburtstag seines Vaters zu feiern. Sie räusperte sich, weil sie eine belegte Stimme hatte. »Was macht die Familienzusammenführung?«
»Der geht’s gut, aber Chaz ist krank. Ich hatte sie gerade am Telefon, sie hörte sich richtig schlimm an.«
»Was ist denn los mit ihr?«
»Sie wollte es mir nicht sagen, aber sie hörte sich fast an, als würde sie weinen. Ich sagte ihr, sie solle Bram suchen, aber sie weiß nicht, wo er ist.«
Nicht in Malibu , sagte sich Georgie, um mich zurückzugewinnen .
»Ich mache mir Sorgen um sie«, fuhr Aaron fort, »Könnten Sie vielleicht …«
»Ich werde hinfahren«, sagte sie.
Als sie vom Highway abfuhr, begann die Sitcom in ihrem Kopf wieder Gestalt anzunehmen. Sie sah sich in Brams Haus eintreten, das überall mit Luftballons geschmückt war. Sie sah Bram, der mittendrin stand, sein Gesichtsausdruck weich, besorgt und zärtlich.
» Überraschung! «
Sie trat aufs Gaspedal und holte sich in die Realität zurück.
Kein einziger Ballon schwebte in dem leeren, stillen Haus, und der Mann, der sie verraten hatte, war nirgendwo zu sehen. Da die Paparazzi am Ende der Einfahrt noch immer ihren Posten hielten, hatte sie ihren Wagen bei Rory abgestellt und war durch den Hintereingang geschlüpft. Sie stellte ihre Tasche ab und rief Chaz’ Namen. Es kam keine Antwort.
Sie ging in die leere Küche, dann durch den hinteren Flur und hoch zu Chaz’ Apartment über der Garage. Sie war nicht überrascht, dass dieses ganz schlicht gehalten und pedantisch ordentlich war. »Chaz? Ist alles in Ordnung
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