Phillips Susan Elizabeth
Ausdruck des Missfallens hätte effektiver sein können, wäre sein Gesicht nicht mit matschigen Flachssamen verschmiert gewesen. »Dich würde sie auch nicht vertreten.«
»Nur deshalb nicht, weil ich Meg so nahestehe. Es wäre ein Gewissenskonflikt.«
»Nicht wirklich«, schaltete Meg sich ein. Mama liebt dich als Mensch, aber sie würde auf den Tod nicht mit deinem Vater verhandeln wollen. Hättet ihr beide was dagegen, wenn ich für ein paar Tage einfach hierbleibe?«
»Ja!«, sagte Bram.
»Nein, natürlich nicht.« Georgie sah sie besorgt an. »Was ist los?«
»Ich möchte ein wenig Zeit mit dir verbringen, mehr nicht.«
Georgie nahm ihr das nicht ganz ab, aber wer konnte schon mit Gewissheit sagen, was Meg dachte? »Du kannst im Gästehaus wohnen.«
Bram sträubte sich. »Nein, kann sie nicht. Mein Büro ist im Gästehaus.«
»Doch nur in der Hälfte davon. Das Schlafzimmer benutzt du nie.«
Bram wandte sich an Meg. »Wir sind seit noch nicht ganz drei Wochen verheiratet. Wie armselig muss man denn sein, um bei Leuten reinzuplatzen, die praktisch in ihren Flitterwochen sind?«
Die schusselige Meg Koranda verschwand, an ihrer Stelle stand Jake Korandas Tochter mit einem Gesichtsausdruck so stählern wie der ihres Vaters, wenn er den Pistolenheld Bird Dog Caliber spielte. »So armselig, dass man sich vergewissern möchte, ob die Interessen der Freundin
geschützt werden, wenn man den Verdacht hat, dass besagte Freundin dies vielleicht selbst nicht tut.«
»Mir geht es bestens«, beeilte Georgie sich zu versichern. »Bram und ich lieben uns leidenschaftlich. Wir haben nur eine verrückte Art, es zu zeigen.«
Bram unterbrach seine Säuberungsversuche. »Hast du deinen Eltern mitgeteilt, dass du hier wohnen möchtest? Denn ich schwöre dir bei Gott, Meg, deinen Vater möchte ich im Moment wirklich nicht im Nacken haben. Und deine Mutter auch nicht.«
»Ich werde das mit Dad klären. Mama mag dich sowieso nicht, also wird sie keine Probleme machen.«
Chaz wählte diesen Moment, um in die Küche zu kommen. Heute formten zwei dünne Gummibänder aus ihren fluoreszierenden roten Haaren zwei kleine Teufelshörner oben auf dem Kopf. Sie sah aus wie vierzehn, aber sie fluchte wie ein alter Seebär, als sie sah, in welchem Zustand die Küche war. Bis Bram vortrat …
»Es tut mir leid, Chaz. Der Mixer ist mit mir durchgegangen.«
Sofort war Chaz milde gestimmt. »Dann warten Sie das nächste Mal auf mich, okay?«
»Mach ich bestimmt«, erwiderte er zerknirscht.
Sie fing an, Küchenkrepp von der Rolle abzureißen und zu verteilen. »Wischt euch die Füße ab, damit ihr den Mist nicht im ganzen Haus verteilt.«
Sie schlug sämtliche Hilfsangebote aus und nahm die Schweinerei mit Tunnelblick in Angriff. Als sie die Küche verließen, erinnerte Georgie sich an Chaz’ Begeisterung fürs Saubermachen, wenn es sich wirklich lohnte, und wünschte, sie hätte ihre Videokamera dabei.
Stattdessen widmete sie sich Meg, und als sie später am Pool saßen, richtete sie ihre Kamera auf sie und begann sie über ihre Erfahrungen in Indien auszufragen.
Aber im Unterschied zu Chaz war Meg mit Kameras groß geworden, und sie beantwortete nur die Fragen, die sie beantworten wollte. Als Georgie sie zu bedrängen versuchte, meinte sie, sie finde es langweilig, über sich zu reden, und wolle lieber schwimmen.
Kurz darauf tauchte Bram auf. Er klappte sein Mobiltelefon zu, lümmelte sich neben Georgie auf die Liege und stierte Meg im Pool an. »Deine Freundin hier zu haben, ist keine gute Idee. Ich bin immer noch scharf auf sie.«
»Nein, bist du nicht. Du willst mich nur ärgern.« Er hatte sich kein Hemd angezogen, und durch ihren kleinen, liederlichen Körper schoss lüsternes Verlangen. Bram glaubte, sie spiele mit ihm, indem sie ihn hinhielt, aber die Sache war komplizierter. Sie hatte Sex noch nie als bedeutungslose Unterhaltung angesehen. Sie hatte immer eine Bedeutung darin gesucht. Bis jetzt.
Hatte sie endlich einen klaren Blick bekommen und war selbstbewusst genug, um sich unbekümmert auf eine Affäre einzulassen? Ein paar heiße Nummern und dann »Arrividerci, Baby, und pass auf, dass du dich beim Rausgehen nicht in der Tür einklemmst.« Dieses Szenario hatte einen entscheidenden Haken. Wie konnte sie sich unbekümmert auf eine Affäre mit einem Mann einlassen, den sie danach nicht nach Hause schicken konnte? Wie sie es auch betrachtete, die Tatsache, dass sie unter einem Dach lebten, war eine Komplikation, mit
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