Phillips Susan Elizabeth

Walk , den du noch nicht gesehen hast und den anzuschauen ich dir auch nicht empfehlen würde.« Sie winkte ab. »Das gehört alles der Vergangenheit an. Du siehst eine vollkommen neue Georgie vor dir. Gib’s mir.«
    Sie war nicht mehr das Opfer, das sie einmal gewesen war, also hatte er keine andere Wahl. Er zog ein gebundenes Skript aus der mittleren Schreibtischschublade, die sie vor drei Wochen durchsucht hatte, um ein kaputtes Telefon darin zu finden. Sie grapschte es sich, ehe er es sich anders überlegen konnte, winkte ihm fröhlich zu und ging.
    Jemanden um Hilfe bitten zu müssen, war ihm verhasst, vor allem Georgie, und er warf sich brütend auf seinen Stuhl. Als ihm das auch nicht weiterhalf, kehrte er an seinen Computer zurück. So gut das Drehbuch auch war, es musste noch daran gefeilt werden, an der einen oder anderen Szene hatte er von Anfang an herumgetüftelt. Er konnte sich gut vorstellen, was Georgie sagen würde, wenn sie herausfand, dass jemand, der von der Highschool geflogen war, es wagte, an Sarah Carters Worten herumzuspielen. Oder, noch schlimmer, wie sie lachen würde, wenn sie dahinterkam, dass er selbst auch ein Drehbuch geschrieben hatte.
    Nur, dass sie nicht lachen würde. Im Unterschied zu ihm war Grausamkeit ihr völlig fremd, und er konnte sich sogar vorstellen, dass sie ein paar wohlwollende Worte der Aufmunterung fand.
    Bei dieser Vorstellung musste er schlucken. Er brauchte keine falsche Aufmunterung von niemandem, schon gar nicht von Georgie. Er hatte sich selbst großgezogen, selbst
sein Leben in die Scheiße geritten und jetzt schaufelte er sich wieder frei. Ganz allein.
     
    Georgie verschlang das Drehbuch geradezu und hatte es in zwei Stunden durch. Es war nicht weniger umwerfend als das Buch. Eine unglaubliche Chance … nicht nur für Bram.
    Tree House erzählte die Geschichte von Danny Grimes, einem Mann, den man fälschlicherweise wegen sexuellen Kindesmissbrauchs ins Gefängnis gesteckt hatte. Als er aufgrund einer Formsache entlassen wird, zwingt ihn die tödliche Krankheit seines Vaters dazu, nach Hause zurückzukehren und sich sowohl der Stadt als auch der unbarmherzigen Anklägerin zu stellen, die nun Senatorin des Staats ist und DNA-Beweise unterschlagen hat, um seine Verurteilung sicherzustellen. Dannys selbst auferlegte Isolation wird von seinem Verdacht erschüttert, dass das Nachbarkind von ihrem Vater missbraucht wird. Das Skript war aufrüttelnd und bewegend, voll faszinierender komplexer Charaktere, von denen keiner dem entsprach, was er zu sein schien.
    Sie traf Bram beim Bahnenschwimmen im Pool an. Ungeduldig hin und her zappelnd, stellte sie sich neben dem Wasserfall an den Rand und wartete, dass er aufhörte. Er sah sie, zog aber weiterhin seine Bahnen. Sie griff nach dem Blätterkescher und schlug ihm damit auf den Kopf.
    »Hey!« Wasser spritzte, als er herumwirbelte.
    Sie holte tief Luft. »Ich möchte die Helene spielen.«
    »Dann viel Glück.« Er tauchte unter und schwamm zur Leiter auf der anderen Seite des Beckens.
    Sie ließ den Blätterkescher fallen, und ihr Herz klopfte wie wild vor Aufregung. Sobald sie die erste Szene zu Ende gelesen hatte, wusste sie, wie sie diese eiskalte, von Ehrgeiz besessene Anklägerin spielen musste. Das war die Chance,
auf die sie immer gewartet hatte. Die Rolle der Helene würde einen Schlussstrich unter ihr jahrelanges Festgelegtsein auf einen bestimmten Typus ziehen und die Herausforderung darstellen, die sie sich so verzweifelt wünschte. Sie ging zur Leiter. »Das Drehbuch ist brillant. Es trifft einen ins Mark, ist raffiniert und gut durchdacht. Genau wie du gesagt hast. Ich muss die Helene spielen. Es ist mein Ernst.«
    Wasser perlte an seinem Körper ab, als er aus dem Pool stieg. »Für den Fall, dass du es noch nicht mitbekommen haben solltest, ich habe da ein kleines Problem, den Film finanziert zu bekommen, demzufolge ist die Besetzung der Helene nicht meine dringlichste Sorge.«
    Sie griff nach dem Handtuch und reichte es ihm. »Aber solltest du grünes Licht dafür bekommen … Der einzige Grund, weshalb mich keiner für eine dramatische Schauspielerin hält, ist der, dass ich nie eine Chance bekommen habe, unter Beweis zu stellen, dass ich dieses Genre beherrsche. Erzähl mir jetzt bloß nicht, das Publikum könne uns nicht von Skip und Scooter trennen. Die Liebesgeschichte findet zwischen Danny und der häuslichen Krankenschwester statt und nicht mit Helene. Ich weiß schon genau, wie man diese