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Philosophenportal

Titel: Philosophenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Zimmer
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Jansenisten zeichneten sich durch eine strenge moralische Lebensführung aus, geprägt von Disziplin, Askese
     und Weltabgewandtheit. Als Begründer des Jansenismus gilt der Bischof von Ypern, Cornelius Jansenius, der mit seinem 1640
     erschienenen Buch über Augustinus die Programmschrift des Jansenismus verfasst hatte. Wie Augustinus stellten die Jansenisten
     die menschliche Willensfreiheit hinter die unerforschliche Gnade Gottes. Sie setzten sich damit in einen Gegensatz zur offiziellen
     Amtskirche und insbesondere zu den Jesuiten, mit denen sie in einem heftigen theologischen Streit lagen. Mehrere führende
     Jansenisten waren bereits von offiziellen Stellen, so von der Pariser Universität Sorbonne, verdammt und verurteilt worden.
    Pascals Familie hatte immer schon enge Verbindungen zu Port-Royal unterhalten. Sein Vater hatte sich zum Jansenismus bekannt
     und seine Schwester Jacqueline lebte bereits im Kloster. Pascal, der berühmte Wissenschaftler, brillante Intellektuelle und
     bekannte Weltmann, zieht sich nun immer wieder zeitweise als Solitaire nach Port-Royal zurück. Er legt sich einen eisernen,
     mit Stacheln besetzten Gürtel an, um der Welt völlig zu entsagen. So beginnt seine Karriere |84| als Philosoph – nicht im Dienst des Wissens, sondern im Dienst des Glaubens. Der Einfluss Montaignes und Epiktets wird durch
     den des Augustinus abgelöst. Augustinus, selbst ein Intellektueller, der erst spät, ebenfalls nach einem spektakulären Bekehrungserlebnis,
     zum christlichen Glauben fand, wird zu seinem wichtigsten philosophischen Geistesverwandten. Wie Augustinus wird nun auch
     Pascal zu einem Verteidiger eines fundamentalistischen, kompromisslosen Christentums.
    Er stellt seine intellektuellen Fähigkeiten in den Dienst der jansenistischen Sache und schreibt die gegen die Jesuiten gerichteten
     achtzehn
Provinzialbriefe
, die unter dem Pseudonym Louis de Montalte 1657 veröffentlicht werden. Form und Präsentation der
Provinzialbriefe
sind jedoch ganz »unjansenistisch«: Es ist gerade nicht der fromme Geist, sondern es sind die logische Stringenz und die glänzend
     geführte stilistische Klinge, die die
Provinzialbriefe
zu einem großen publizistischen Erfolg werden lassen. Pascal zeigt sich hier als ein Schüler des Augustinus. Er behauptet
     die völlige Abhängigkeit des Menschen von der göttlichen Gnade. Der Mensch kann sich das ewige Leben nicht verdienen. Wie
     Augustinus betont Pascal die unüberwindliche Kluft zwischen Mensch und Gott. Seine Autorschaft bleibt nicht lange verborgen.
     In den Augen der Öffentlichkeit ist Pascal nun der »Rächer der Jansenisten« und der Philosoph von Port-Royal.
    Ab 1656 entstehen auch jene Aufzeichnungen, die in die
Gedanken
eingeflossen sind – als eine Rechtfertigung und Selbstvergewisserung des neu erworbenen religiösen Glaubens. Descartes hatte
     seinem Hauptwerk den Titel
Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung
gegeben. Pascals
Gedanken über die Religion und einige andere Themen –
wie der Titel später lauten sollte – sind demgegenüber der Versuch, die Ohnmacht von Vernunft und Wissenschaft aufzuzeigen
     und auch Intellektuellen eine religiöse Alternative anzubieten.
    Pascal starb 1662, ohne diese Texte veröffentlicht zu haben. Die
Gedanken
sind Fragment geblieben. Sie enthalten eine Auseinandersetzung mit allen früheren Lebensphasen und Überzeugungen Pascals: |85| mit dem Forschergeist des Wissenschaftlers ebenso wie mit den Lebensklugheitslehren Montaignes, der Skeptiker und der Stoiker.
     Enthalten sind aber ebenso Teile eines geplanten großen Werks, der »Apologie des christlichen Glaubens«, das nie fertig gestellt
     wurde. Manche Texte sind als Dialog angelegt zwischen dem Autor und dem skeptischen Mann von Welt – dem honnête homme, der
     Pascal vor seiner Bekehrung war. Wenn es eine von Pascal selbst gewählte Anordnung der einzelnen Teile gibt, so ist sie schon
     sehr früh verloren gegangen.
    In den
Gedanken
umkreist Pascal in immer neuen Ansätzen das Verhältnis von Natur, Mensch und Gott. Der Mensch ist das große Problem. Die Antwort
     auf dieses Problem ist der verborgene Gott, der »deus absconditus«.
    Seine wissenschaftlichen Studien, aber auch seine Hinwendung zum Jansenismus hatten Pascal zu einem Menschen- und Gottesbild
     geführt, das sich von dem der offiziellen katholischen Theologie erheblich unterschied. Im Weltbild des Mittelalters hatte
     der Mensch seinen

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