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Philosophenportal

Titel: Philosophenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Zimmer
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belässt. Da Gott kein Betrüger ist, darf alles, was klar und deutlich erkannt
     wird, auch als wahr anerkannt werden. Gott ist es auch, der uns die Kraft der Vernunft gibt, mit deren Hilfe wir wahre von
     falschen Vorstellungen unterscheiden können.
    Damit glaubte Descartes, das Fundament für die wissenschaftliche Erforschung der Welt gelegt zu haben. Er habe sich bemüht,
     so schreibt er im sechsten und letzten Teil der
Abhandlung
, »im Allgemeinen die Prinzipien oder ersten Ursachen alles dessen, was auf der Welt ist oder sein kann, zu finden, ohne zu
     diesem Zweck etwas anderes zu berücksichtigen als Gott allein, der sie geschaffen hat, und ohne sie anderswoher zu nehmen
     als aus gewissen Samenkörnern der Wahrheit, die unseren Seelen von Natur innewohnen«.
    Die »Prinzipien oder ersten Ursachen alles dessen, was auf der Welt sein kann und ist« waren bis zu Descartes das traditionelle
     Gebiet der Metaphysik. Descartes hat die metaphysische Grundfrage nach dem Wesen der Dinge umformuliert in die Frage nach
     den Voraussetzungen für die Erkenntnis der Dinge im Bewusstsein des |77| Menschen. Durch diese Änderung der Blickrichtung von den Objekten zum Subjekt, zu den Erkenntnisvoraussetzungen im Menschen,
     wird Descartes zum Begründer der neuzeitlichen Erkenntnistheorie und »Bewusstseinsphilosophie«, die an Stelle der Metaphysik,
     zur »Ersten Philosophie« und damit zur neuen Grundlagendisziplin der Philosophie wird.
     
    Die
Abhandlung über die Methode
erschien am 8.   Juni 1637 in der niederländischen Universitätsstadt Leiden. Obwohl Descartes an der Existenz Gottes und der Unsterblichkeit
     der Seele festgehalten hatte, setzte die Kirche das Buch 1663 auf den Index. Erst 1690 durfte es in Frankreich wieder gedruckt
     werden, allerdings ohne den Namen des Verfassers zu nennen. Doch die weit reichende Wirkung der Schrift konnte dadurch nicht
     aufgehalten werden.
    Mit seiner
Abhandlung
und ihrer These, dass in der Vernunft selbst unbezweifelbare Wahrheiten liegen, hatte Descartes die Programmschrift des neuzeitlichen
     Rationalismus verfasst. Spinoza, Leibniz und Christian Wolff folgten ihm nach. Auch Immanuel Kant steht in seiner Auseinandersetzung
     mit der »reinen Vernunft« noch ganz im Bannkreis der Fragen, die Descartes gestellt hat. In Frankreich hat man den »Cartesianismus«
     zuweilen sogar zu einem Teil des eigenen Nationalcharakters erklärt, ein Selbstverständnis, das spätestens mit der Französischen
     Revolution beginnt, die sich in ihrem Anspruch, der Vernunft zur Herrschaft zu verhelfen, bewusst auf Descartes bezieht.
    Das »cartesianische Denken« wurde jedoch, weit über die Philosophie hinaus, zu einem Etikett für das westliche Denken schlechthin,
     für den Ehrgeiz, alles »rational« erklären zu wollen, für die Trennung von Mensch und Natur sowie von Körper und Geist. Als
     Synonym für die Selbstüberschätzung der Vernunft war es deshalb gerade im 20.   Jahrhundert scharfer Kritik ausgesetzt und wurde für Technikwahn und Umweltzerstörung verantwortlich gemacht.
    Doch Descartes’
Abhandlung
steht auch, wie nur ganz wenige Werke, für ein Denken bis zum Limit, das den Zweifel als produktive Kraft nutzt, um der Philosophie
     neue Räume zu erschließen. Wenn |78| auch nur eine Skizze, so ist sie doch die Hinterlassenschaft eines der großen Pioniere in der Philosophiegeschichte. Descartes
     hat mit ihr ein Territorium betreten, dessen Größe und Grenzen die Philosophie bis heute abzumessen versucht. Selbsterforschung
     der Vernunft: dies war der Wegweiser, dem die neuzeitliche Philosophie gefolgt ist.
     
    Ausgabe:
    RENÉ DESCARTES: Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung. Französisch   – Deutsch. Übersetzt von L.   Gäbe. Hamburg: Meiner 1997.

|79| Testament eines Gottsuchers
    BLAISE PASCAL: Gedanken (1669 ⁄ 70)
    Es gibt Bücher, die man so lesen sollte, wie ein Läufer einen Parcours absolviert: vom Start zum Ziel, von der ersten bis
     zur letzten Seite, wobei nichts übersprungen werden darf, will man den Gedankenaufbau nicht verfehlen. Es gibt aber auch Bücher,
     die man erkundet wie ein noch unentdecktes Terrain. Man erforscht einmal lange, einmal kurze Wege, mit verschiedenen Ausgangs-
     und Zielpunkten. Man liest sie nicht von der ersten bis zur letzten Seite, sondern schlägt sie an bestimmten Stellen auf,
     memoriert und durchdenkt einzelne Passagen und beendet die Lektüre wieder.
    Auch unter den

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