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Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Titel: Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Mebs , Harald Lesch
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schmunzelt: »Da seht ihr ’ s mal. Jede Antwort auf eine Wissensfrage gebiert sozusagen eine neue Frage.«
    »Oder einen Krach zwischen Schwestern!«, kichert Lisa, und jetzt kichern wir alle drei, aber leise, leise.
    Schön ist das, zusammen leise zu kichern am Lagerfeuer in der Nacht. Und zu wissen, weil, unser Prof hat ’ s ja gesagt, alles ist in Bewegung und ist trotzdem ewig. Immer wird ’ s was Neues geben. Wir werden alle ganz neue Gedanken haben können, von denen wir vorher noch nix gewusst haben. So wie die alten Griechen in der Vergangenheit. Gestaunt und gedacht und dann gewusst. Wir leben jetzt in der Gegenwart, stimmt doch, Prof? Da denken wir jetzt anders, weil wir mehr wissen. Weil wir das weiterdenken können, was die Philosophen uns vorgedacht haben. Das hast du uns erzählt. Aber die Philosophen, die hatten doch auch ihre Gegenwart, ganz bestimmt. Dann ist doch Vergangenheit auch eine Gegenwart, bloß zu einer anderen Zeit! Stimmt doch, Prof, oder?
    Der nimmt mich in den Arm und flüstert: »Die Nacht, die Nacht, sieh, was sie mit uns macht. Bringt Gedanken hervor von höchster philosophischer Qualität, meine Gute. Bravo!«
    Ich werde rot, kann man zum Glück nicht sehen, das Feuer hat seine Nahrung aufgefressen. Ich kuschel mich ganz schnell in seinen Arm und schiele zu Lisa. Ist sie jetzt beleidigt? Kann man zum Glück auch nicht sehen.
    Der Prof drückt kurz meine Schulter. »Was das Staunen und Begreifen angeht, da gab es noch einen ganz wichtigen Philosophen, den Empedokles. Das war der erste Philosoph, dem klar war, dass alles zusammengehören muss. Dass das eine ohne das andere nicht sein kann. Alles gleich wichtig, Wasser, Feuer, Luft und Erde. So denken wir auch heute noch, nicht wahr? Aber aufgetaucht ist der Gedanke eben bei Empedokles schon vor zweitausendsechshundert Jahren, ist das nicht zum Staunen?«
    Lisa und ich nicken im Dunkel, auf dem Scheiterhaufen hüpft nur noch ein winziges Flämmchen.
    »Wir können heute aber beweisen, dass es so ist«, flüstert Lisa. »Weil wir heute Experimente machen können, das konnten doch die alten Griechen nicht.« Aber deswegen sind wir nicht klüger als die alten Griechen, Lisa. Wir wissen jetzt bloß mehr. Ich glaube sogar, die waren die Allerklügsten, ja! Weil, die haben zum allerersten Mal ganz was Neues gedacht, so was, was nie vorher jemand gedacht hat. Und wir denken jetzt ihrem Neuen einfach hinterher, und dann kommt wieder was Neues raus, aber das ist viel kleiner. Lisa, denk an die Gedankenriesen und die Gedankenzwerge, stimmt doch, Prof? Ich hoffe, er nickt, sehen kann ich ’ s ja nicht. Aber hören kann ich ihn.
    »Ida, ist dir aufgefallen? Am Lagerfeuer in der Nacht denken sich Gedanken still und klar. Und wenn man zusammensitzt, so wie hier jetzt wir drei, wandern die Gedanken von einem zum anderen. Und immer ist es ein Gewinn für jeden, der Gewinn der Erkenntnis.«
    Er knipst die Taschenlampe an. Schade.
    »Aber jetzt, ab in die Falle. Unsere jungen Herren und unsere Kleinen sind schon ins Schlummerland gegangen. Wir wollen ihnen folgen, meine Philosophinnen!«

Nachtgespräche mit Folgen für Baby
    Ja, und jetzt liegen wir alle »in der Falle«, eingemummelt in unsere Schlafsäcke. Bloß Baby hat keinen und da gab ’ s auch gleich Gezanke. Jeder wollte den kleinen Wuschel zu sich in den Schlafsack locken, aber gewonnen hat natürlich Celia. Obwohl sie gar nicht gelockt hat. Baby ist natürlich sofort zu ihr gekrochen und schnarcht ein leises Hundeschnarchen. Tim schnarcht auch, ein murmeliges Tim-Schnarchen. Von Lisa höre ich nichts und Lucas ’ Schlafsack zappelt. Wahrscheinlich ist er im Schlummerland wieder auf einen Felsen geklettert.
    Ich kann nicht schlafen. Da flitzen Gedanken kreuz und quer im Kopf herum. Immerzu muss ich dran denken, wie alleine die Philosophen doch waren. Jeder hat für sich gedacht. Der Thales das vom Wasser, der Heraklit vom Wasser und Feuer, der Anaximenes von der Luft und der Empedokles hat sich alles zusammengestaunt. Wasser, Feuer, Luft und Erde. Alles furchtbar neu für sie und für uns ganz alt. Da fällt mir ein, von Empedokles wissen die Jungs ja noch gar nichts, die sind ja vorher eingepennt. Soll ich sie jetzt wecken? Neee, lieber nicht. Da kommt schon wieder ein Gedanke angeflitzt. Der Prof hat doch gesagt, wir wissen gar nicht genau, ob es diese Philosophen überhaupt gegeben hat! Ja, aber woher sollten diese tollen, wichtigen Erkenntnisse aus der Vergangenheit denn dann

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