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Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Titel: Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Mebs , Harald Lesch
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näher zusammen, es ist, als gäb ’ s jetzt bloß uns auf der Welt und ein Feuer, was uns leuchtet und uns wärmt. Im Dunkeln wird die Welt ein bisschen fremd, da ist man irgendwie ganz bei sich allein. Aber fürchten muss man sich nicht. Das Dunkel ist so was wie ein Beschützer, legt sich so verlässlich um mich herum, wie ein dicker Kuschelschal.
    Ich hab das bloß so leise vor mich hingedacht, der Prof hat es aber trotzdem gehört. Er rückt näher zu mir hin. Schön!
    »Nacht ist der eigentliche Zustand des Universums, Ida. Wir leben zwar auf unserm wunderbaren Planeten, der aber ist im Universum. Und das hat nichts Bedrohliches, gar nichts. Schön, dass du so denkst.« Und jetzt rückt er wieder weg. Schade.
    »Heraklit, das war ein interessanter Typ. Der Dunkle, so hat man ihn genannt. Dunkel und menschenscheu, der hat die Menschen nicht geliebt. Der hat sich nur für das Ganze interessiert, der hat sich bemüht, dahinterzukommen, was denn drinsteckt, im Ganzen. Dass die Dinge, auch wenn sie sich ähnlich bleiben, sich doch immer wieder verändern. Dass immer wieder was Neues passiert. Und dass eben die Welt nie stillsteht, nie! Das ist das Ewige! Das hat ihn besonders umgetrieben! Der Nicht-Stillstand ist das Ewige! Ist das nicht eine erstaunliche Erkenntnis?«
    Da hat der Heraklit aber einen Riesengedanken gehabt. Also, da wundert ’ s mich nicht, dass er lieber alleine war. Dem ist ja beinah der Kopf geplatzt und die anderen Griechen hätten ihn bestimmt ausgelacht. Die hätten doch bestimmt gedacht, ewig kann doch bloß was sein, was immerzu und felsenfest da ist und schon immer da war und immer da sein wird. Dass sich immerzu was bewegt und auch weiter bewegen wird, na ja, sieht man doch am Wasser, am Feuer, an der Luft und an der Erde überhaupt, also, das muss doch das Ewige sein!
    Ich finde das toll! Darüber kann man doch staunen!
    Ich schau jetzt aber nicht zur Lisa hin, ob sie schon genervt ist, weil ich so lange laut gedacht habe. Ich schau lieber zum Prof. Der wirft nur noch Stöckchen ins Lagerfeuer, keine dicken Zweige mehr. Heißt das, das Feuer soll bald alles aufgefressen haben und dann ab ins Zelt? Ist er müde?
    Nee, heißt es nicht. Er lächelt mir zu, ganz wach.
    »Ida, das Wichtigste, was wir uns bewahren sollen, wir Alten, meine ich, das ist das Staunenkönnen. Kinder sind darin Weltmeister. Und wenn dann das Staunen in Verstehen übergeht, entsteht neue Erfahrung, neues Wissen. Das ist das Beste, was uns widerfahren kann.«
    Ja, aber wenn ich dann alles weiß oder fürchterlich viel, hört dann mein Staunen auf?
    »Ida, das wäre ziemlich fatal«, sagt der Prof und wirft schnell einen Blick in die Runde. Er sorgt sich immer noch. Sind noch alle da? Keiner zu nah am Feuer? »Du würdest dich grässlich langweilen, alles schon bekannt, alles schon mal gesehen, gähn, gähn. Nee, nee, so was passiert einem Stauner nicht. Der weiß, nur durchs Staunen und durchs Fragen kommen die neuen Erkenntnisse und damit neue Möglichkeiten des Handelns, Lisa, stimmst du mir zu?«
    Die Jungen fragt er nicht. Die pennen. Tims Kopfkissen ist sein Rucksack und sein Bauch das Kopfkissen von Lucas …

    Lisa rückt nah zu mir und zwickt mich in den Arm. Und das soll sicher heißen, jetzt sind wir unter uns, wir klugen Köpfe. Aber jetzt wird nur noch gewispert, damit die Schlafmützen nicht aufwachen, okay? Und schon wispert sie los.
    »Ich bin nämlich so ein Stauner, ja! Weil, wenn ich was bestaune, dann will ich garantiert wissen, was dahintersteckt. Und wenn ich dann Antworten kriege, dann ist es ganz komisch. Dann sausen nämlich gleich neue Fragen durch meinen Kopf. Die fangen alle an mit: Warum ist das so, könnte es nicht auch ganz anders sein? Bei der Celia ist es ganz ähnlich, na ja, sie ist ja auch meine Schwester!« Sie stupst mich an. »Weißt du noch, Ida, wie Celia wissen wollte, warum ihre Puppe Aua kreischt, wenn man sie schüttelt?«
    Na, klar weiß ich das noch, ich war ja dabei. Lisa hat ihr erklärt, dass da im Bauch von der Puppe so ein Mechanismus sitzt, ziemlich klein, der reagiert auf Schütteln.
    »Ja, und dann hat Celia die Puppe zertrümmert, weil sie unbedingt sehen wollte, wie das Aua-Ding aussieht, weißt du noch?«
    Ja, und wie. Du warst nämlich furchtbar sauer, Lisa, du hast wüst geschimpft. Das war der Celia aber egal. Sie wollte sofort wissen, warum das Ding da drin Aua sagt, wo doch die Puppe gar nicht krank ist. Ich muss kichern, Lisa kichert mit, und der Prof

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