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Phobia: Thriller (German Edition)

Phobia: Thriller (German Edition)

Titel: Phobia: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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hätte, wäre es ihm nicht möglich gewesen zu antworten. Er konnte ja kaum noch atmen.
    »Sag ihr, dass es noch nicht vorbei ist. Sag ihr, dass ich gekommen bin, um ihr zu helfen, und dass ich wiederkommen werde. Tust du das für mich?«
    Harvey starrte auf die dunkle Korbwand. Gleich würde der Mann sich zu ihm herunterbücken, den Deckel abnehmen und …
    »Du hast Angst, Harvey, nicht wahr? Du hast Angst vor mir, und das verstehe ich. Glaub mir, keiner weiß besser als ich, wie es ist, Angst zu haben. Vielleicht wirst du dich eines Tages an diesen Moment erinnern, und wenn du dann alt genug bist, wirst du begreifen, was ich gemeint habe. Vergiss nicht, was du deiner Mutter ausrichten sollst, ja? Es ist sehr wichtig, Harvey. Sehr wichtig!«
    Dann wurde es schlagartig wieder hell, als hätte jemand einen Vorhang beiseitegezogen. Das Schlafzimmerlicht fiel wieder durch die Korbmaschen, und eilige Schritte verklangen im Treppenhaus.
    Erst jetzt bemerkte Harvey die Nässe zwischen seinen Beinen.
    Er hatte sich in die Hose gemacht.
    13.
    Eine halbe Stunde später saß Sarah auf der Wohnzimmercouch der Spencers und sah aus dem Fenster hinüber zu dem Blaulichtgewitter der beiden Streifenwagen.
    Inzwischen hatte es zu regnen begonnen, schwere Tropfen, die sicher bald in Schnee übergehen würden. Durch die Spitzengardinen betrachtet wirkten ihr eigenes Haus und die hohe Hecke, die es umgab, irgendwie surreal. Wie die undeutliche Kulisse zu einem Film, der auf einer mit Orchideentöpfen und Staffordshire-Figuren verstellten Leinwand gezeigt wurde.
    Aber es war nicht nur das Bild vor dem Fenster, ihre ganze Situation erschien ihr jetzt unrealistisch. Als wäre sie aus einem bösen Traum erwacht, nur um sich jetzt in einem noch viel schlimmeren Albtraum wiederzufinden.
    Es war wie eine dieser Traum-im-Traum-Sequenzen, die sie das eine oder andere Mal in Manuskripten zu lesen bekommen hatte und jedes Mal mit dem Vermerk »unglaubwürdig« angestrichen hatte. Aber genau so fühlte sie sich jetzt. Ein Traum in einem Traum.
    Nur das schmerzhafte Pochen ihres Arms, den sie provisorisch mit einem Seidenschal fixiert hatte, und Harveys heftige Umarmung überzeugten sie, dass dies die Realität war.
    Mit ihrer gesunden Hand streichelte sie den Kopf ihres Sohnes und zog Mrs. Spencers Häkeldecke mit dem bunten Blumenmuster wieder hoch, die von seiner zitternden Schulter gerutscht war. Harvey fror. Er stand noch immer unter Schock. Er war bleich und hatte kein Wort mehr gesprochen, seit sie ihn zusammen mit den Polizisten aus seinem Versteck im Elternbadezimmer befreit hatte. Stattdessen hatte er sich an seine Mutter geklammert und sie mit leisem Wimmern hinaus ins Freie gezerrt – weg von ihrem Haus, das ihnen nun keine Sicherheit mehr bot. Nicht solange es noch irgendwo diesen unbekannten Eindringling gab, der jetzt spurlos verschwunden zu sein schien.
    »Hier, ich habe Ihnen Tee gemacht.«
    Fionuala Spencer stellte eine Tasse vor Sarah auf dem Couchtisch ab. Ihr Tonfall war um Höflichkeit bemüht, aber der Blick der alten Dame drückte etwas anderes aus. Tut mir wirklich leid, was Ihnen zugestoßen ist, meine Liebe , schienen ihre trüben Augen in dem hageren, faltigen Gesicht zu sagen, aber mussten Sie deswegen ausgerechnet bei uns Sturm läuten? Sehen Sie denn nicht, was nun Ihretwegen hier los ist?
    Auch ihrem Mann Keith war der Umstand, dass sich seine Nachbarin mit ihrem vor Angst kreidebleichen Sohn samt der Polizei in seinem Haus aufhielten, alles andere als recht. Er gab sich erst gar keine Mühe, Mitleid mit Sarah zu heucheln. Seit er Sarah das Telefon gereicht hatte, um die Polizei zu rufen, saß der schmerbäuchige Pensionär wie ein versteinerter Buddha in seinem Fernsehsessel und verfolgte die Szenerie mit unbeweglicher Miene. Nur hin und wieder huschten seine Augen verstohlen zu Sarahs nackten Beinen. Sie trug noch immer ihr Nachthemd und den Morgenmantel und hatte sich bei der Rückkehr in ihr Haus nur schnell eine Steppjacke übergeworfen und Stiefel angezogen.
    Erst als der uniformierte Polizist, der sich Sarah als Police Inspector Martin Pryce vorgestellt hatte, zu ihnen zurückkehrte, hob Spencer den Kopf.
    »Dauert es noch lange?«, wollte er wissen, doch Pryce ignorierte ihn. Stattdessen wandte er sich Sarah zu.
    »Wie geht es Ihrem Jungen?«
    »Er hat Angst.« Sarah drückte Harvey noch fester an sich.
    »Und Ihr Arm?«
    »Ich fahre in die Klinik, sobald wir hier fertig sind.«
    Pryce nickte und ließ sich

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