Phobia: Thriller (German Edition)
keine Beweise, aber ich weiß es trotzdem.«
Der Polizist nickte ihr zu. »Kommen Sie, ziehen Sie sich etwas an. Ich bringe Sie in die Klinik. Ihr Arm muss behandelt werden.«
»Danke.« Sie winkte ab. »Ich habe eine Freundin angerufen, die mich fahren wird. Sie müsste eigentlich gleich hier sein.«
»In Ordnung«, sagte Pryce. »Wir melden uns umgehend bei Ihnen, sobald wir mehr wissen. Bis dahin halten Sie bitte die Augen offen. Melden Sie sich, sobald Ihnen irgendetwas verdächtig erscheint.« Damit gab er Sarah eine Visitenkarte. »Und wechseln Sie Ihre Schlösser aus, ja?«
Sarah hatte sichtlich Mühe, ihre hilflose Wut zu unterdrücken. »Mehr werde ich im Augenblick ja wohl nicht tun können.«
Da war sie wieder, diese namenlose Angst.
14.
Zur großen Erleichterung der Spencers klingelte Sarahs Freundin Gwen kurze Zeit nachdem die Polizisten gegangen waren. Bis dahin war das Wohnzimmer des Rentnerpaares von bedrückendem Schweigen erfüllt gewesen.
Fionuala Spencer begleitete ihre ungebetenen Gäste noch bis zur Tür und schloss gleich hinter ihnen ab. Sarah hörte das zweimalige Schnappen des Türschlosses, als sie noch keine drei Schritte vom Haus entfernt waren.
Die Illusion der Sicherheit in den eigenen vier Wänden , dachte sie und fröstelte. Glaubt lieber nicht daran .
Dennoch ging sie noch einmal zurück in ihr Haus, um sich umzuziehen, während Gwen mit Harvey im Auto auf sie wartete.
Sarah beeilte sich und atmete auf, als sie wieder im Freien war.
15.
In der Notaufnahme musste Sarah nicht lange warten.
»Sind Sie Rechtshänderin?«, fragte der Arzt, während er ihren Arm behandelte.
Sie nickte.
»Na, dann haben Sie ja Glück im Unglück gehabt«, sagte er und betrachtete ihren geschienten Unterarm. »Es ist ein glatter Bruch. Sie werden sehen, das ist schon bald wieder vergessen.«
Daraufhin brach Sarah in schallendes Gelächter aus. Es war ein unheimliches, hysterisches Lachen, und sie konnte nichts dagegen tun.
16.
Als er dieses Mal aus der Ohnmacht erwachte, wusste er sofort, wo er sich befand. Beim letzten Mal war er noch zu kaum einem klaren Gedanken fähig gewesen – zumindest zu keinem, der ihm Aufschluss gegeben hätte, wo er gefangen gehalten wurde –, aber diesmal war es ihm schlagartig klar.
Die Wirkung der Spritze, die ihm dieser Scheißkerl hinterrücks verabreicht hatte, war nun völlig verflogen.
Nun spürte er deutlich den harten Untergrund und den filzartigen Stoff, der an seiner Wange rieb, sobald er den Kopf zu drehen versuchte. Und er roch den vertrauten Geruch von Metall, Gummi und Benzin, der irgendwann den süßlichen Geruch jedes Neuwagens verdrängt.
Kein Sarg , meldeten seine Sinne, die in der allumfassenden Dunkelheit seines engen Gefängnisses auf Hochtouren liefen. Es ist ein Auto. Ich liege in einem Kofferraum. Einem verdammt engen Kofferraum!
Das war nun also geklärt, und auch wenn ihm dieses Wissen nicht viel nutzte, verschaffte es ihm ein klein wenig Erleichterung. Wenigstens lag er nicht sechs Fuß tief in irgendeinem Wald verscharrt.
Es gab also einen Funken Hoffnung, hier wieder herauszukommen.
Doch mit der Rückkehr seines klaren Denkens setzten auch die Schmerzen ein. Sein ganzer Körper meldete, dass er die eingekeilte Haltung nicht mehr lange ertragen konnte. Sein unnatürlich gebeugtes Rückgrat schien in Flammen zu stehen, und seine angewinkelten Arme und Beine kribbelten, als würden Heerscharen brennender Ameisen durch sie marschieren. Außerdem spürte er seinen Puls in den Kniekehlen. Wie glühende Messerklingen, die mit jedem Herzschlag zustachen.
Aber ganz gleich, wie sehr er sich auch wand und auf den Rücken zu drehen versuchte, das Brennen wollte nicht aufhören.
Ihm schoss eine Erinnerung durch den Kopf, ein Hinweis, den man Fluggästen auf Langstreckenflügen gab: Die Passagiere sollten sich ausreichend bewegen, da andernfalls Thrombosegefahr bestand. Ihm war, als sähe er das Innere seiner Venen und Arterien wie in einem animierten Fernsehspot vor sich, wie sie mehr und mehr von Blutgerinnseln verstopft wurden, ehe sich eines dieser Gerinnsel von den Gefäßwänden löste, um sich auf den Weg zu seiner Lunge, seinem Herzen oder seinem Gehirn zu machen und ihm einen tödlichen Infarkt zu bescheren.
Wie lange mochte es dauern, bis es so weit war? Seinen Schmerzen nach zu urteilen, nicht mehr lange.
Wieder versuchte er, sich auf den Rücken zu drehen, doch etwas stach ihn und blockierte ihn. Irgendein harter
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