Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
überzeugend auf seine eigene Art und Weise.
»Wie viel?«, fragte Voldho mit rauer Stimme, räusperte sich und hustete kurz einen Brocken Schleim in seine linke Hand.
»Siebzig Silberlinge!«, antwortete der dicke Mann am Ende des Standes euphorisch.
»Dreißig... keinen Bronzeling mehr!« Voldho kramte in seiner Tasche nach etwas Geld.
»Du willst mich ruinieren, Freund!«, meinte der Mann nun spöttisch und schüttelte den Kopf. Höchstwahrscheinlich hatte er von den Händlern einige Auflagen erhalten. Voldho packte ihn am Kragen, zog ihn zu sich herunter und flüsterte ihm zischend und lispelnd ins Ohr: »Dir die Kehle durchschneiden, das kann ich tun!«
»Verkauft an den Herrn in der langen Tunika!«, sagte der Verkäufer hektisch und mit zitternder Stimme. »Soll ich ihn einpacken?«, fragte er noch.
»Nein... Nein, das geht schon so!« Voldho schnappte sich den braun gebrannten Burschen, der nichts weiter trug als ein Tuch, das um seine Hüften gewickelt war. Er hatte schwarzes, gekräuseltes Haar und sein Gesicht war makellos und jung. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, packte Voldho den Jungen mit der rechten Hand und hielt ihn fest. Mit der anderen Hand warf er dem Verkäufer die dreißig Silberlinge vor die Füße. Dieser murmelte eine Art Fluch in einer fremden Sprache und blickte wütend drein, als er das Geld einsammelte.
»Wie issst dein Name?«, fragte Voldho den Jungen und spuckte ihm dabei fast in das Gesicht.
»Azhad, Meister«, antwortete der Junge und kniff die Augen zusammen. Er verzog das Gesicht, als der widerliche Gestank, der aus Voldhos Achselhöhlen gekrochen kam, seine Nase erreichte. »Mein Name ist Azhad.«
Kapitel 12
Öffne uns das Tor des Lebens,
Tür zum Tor der Elemente
Tag 5, Elium 358 n. E.
Gordongdschungel
Picardo, Lucius, Lea und General Munzheim hatten einen zweitägigen Fußmarsch durch den Dschungel hinter sich. Der Himmel wurde schon vor geraumer Zeit von den riesigen, dichten Baumkronen verdeckt und kam bisher nicht mehr zum Vorschein. Es hatte den Anschein, als befänden sie sich in einem gewaltigen Bauwerk, bewohnt von fanatischen Pflanzenliebhabern. Picardo hatte mittlerweile seine Schuhe entsorgt, da er bemerkte, dass seine Sohlen nicht mehr existierten. Seitdem lief er barfuß, was normale Menschen bei dem dichten Gestrüpp, den etlichen Dornen und spitzen Steinen um den Verstand gebracht hätte. Picardo jedoch hatte lediglich einige kleine Kratzer an den Fußsohlen.
»Ich bin am Ende!«, seufzte Munzheim.
»Das ist mir schon klar, alte Heulsuse!«, entgegnete Lucius abfällig. Plötzlich blieb er stehen. »Na gut, sehen wir mal wieder auf die Karte!« Lucius kramte die Karte des Wanderers aus seiner Tasche und faltete sie auf. Er ließ seine Finger sachte über das vergilbte Papier gleiten und kniff die Augen zusammen, um die Zeichen besser erkennen zu können. »Nun... laut dieser Karte befindet sich die Tempelstätte...« Er schaute sich ungläubig um und kratzte sich am Kopf. »Direkt hier!«
Picardo hüpfte in die Luft und jubelte.
»Picardo!?« Lea zog ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. »Picardo, hier ist nichts!«
Er schaute sich um und erblickte nichts weiter als die riesigen Bäume, das dichte Gestrüpp, einige seltsame kleine Tierchen und andere Dinge, die er schon die ganze Zeit hier im Dschungel zu sehen bekommen hatte. Er war enttäuscht und sah Lucius böse an.
»Das gibt’s doch nicht!«, stöhnte Lucius verärgert.
»Der Bischof hat dich rein gelegt!«, schlussfolgerte der General, als wäre es eine Genugtuung für ihn.
»Unmöglich...«, entgegnete Lucius, schüttelte den Kopf und warf Munzheim böse Blicke zu. »Das IST die richtige Karte!« Er kratzte sich am Kinn. »Irgendetwas müssen wir übersehen haben!«, sagte er.
»Vielleicht hältst du die Karte falsch herum?« Lea grinste.
»Spaßvogel!«, antwortete Lucius nur.
Plötzlich leuchtete der Boden hinter Picardo in einem satten Rot. Kleine Funken züngelten in die Luft und ein leises Knistern störte die monotonen Urwaldgeräusche.
»Picardo? Da hinter dir geht irgendwas ab!«, bemerkte Lucius und trat einen Schritt zurück.
»Eine Spinne?«, schrie Picardo, hüpfte zur Seite und landete auf seinem Hintern.
»Nein, das ist...« Munzheim traute seinen Augen nicht. Er hatte dieses rote Leuchten schon einmal gesehen, einige Jahre zuvor. Das Leuchten wurde stärker, gab schrille Töne von sich und die Funken wirbelten furios durch die Luft. Knapp über dem Boden
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