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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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damit anfangen. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt.«
    Er starrte mich geradewegs an, ohne jeglichen Scherz in seinem Gesicht. »Du solltest mir lieber die Einzelheiten geben«, sagte er.
    Das tat ich, angefangen von der Befragung Sofftas bis hin zur Unterhaltung mit Toronnan. Mittendrin kam das Essen, und die Musik fing wohl auch an. Es überraschte mich, wie sehr die Menge sich beruhigte, aber bestimmt würden sie alles hinterher nachholen. Ich hoffte, dann schon wieder weg zu sein.
    Das Essen war genießbar, der Wein ziemlich trocken, aber gut. Der Sänger war gut. Aibynn blieb meist im Hintergrund, deshalb bemerkte ich ihn kaum, aber vielleicht wäre das anders gewesen, wenn ich etwas von Musik verstünde. Allerdings bemerkte ich das träumerische Lächeln auf seinem Gesicht, das mich an meinen Großvater erinnerte, wenn er gerade in einem Zauberspruch steckte. Soweit ich weiß, sehe ich genauso aus.
    Schließlich hörten sie auf, und Aibynn kam herüber und stellte uns seinen Partner vor, einen recht kleinen Tiassa namens Thoddi. Wir unterhielten uns eine Zeitlang über Nichtigkeiten, dann spielten sie noch ein bißchen. Kragar fragte: »Wie lautet der Plan?«
    »Ich glaube, ich werde diesen Boralinoi finden müssen.«
    »Das könnte gefährlich sein.«
    »Wahrscheinlich. Finde heraus, wo er arbeitet.«
    »Was? Jetzt?«
    »Jetzt. Ich warte hier.«
    »Hör mal, Vlad, abgesehen davon, daß es offensichtlich dämlich ist, bei diesem Kerl hereinzuplatzen, ohne vorher etwas zu organisieren, woher willst du wissen, daß Toronnan nicht eben ein paar Leute hergeschickt hat, die dich erledigen sollen, wenn du rausgehst?«
    »Soll er’s versuchen«, sagte ich. »Soll er’s nur versuchen.«
    »Vlad –«
    »Mach es. Finde heraus, wo er ist. Ich warte hier.«
    Er seufzte. »Na schön. Ich bin bald wieder da.«
    Meine Freude an der Musik wurde nur ein klein wenig gedämpft, weil ich die Tür im Auge behalten mußte, aber nicht allzu sehr, weil Loiosh, Stock und Glühkäfer da waren. Da trat Kragar erneut mit mir in Verbindung und berichtete, wo Boralinoi zu finden war, wenn er arbeitete.
    »Er ist jetzt nicht da, Vlad. Du wirst bis morgen warten müssen.«
    »So sieht es wohl aus.«
    »Warum denkst du dann nicht nochmal darüber nach? Vielleicht wirst du –«
    »Danke, Kragar. Ich sehe dich morgen.«
    Gerade wurde der Lärm der Menge so laut, daß man die Musik nicht mehr hörte, da spielten sie nicht mehr weiter und verkündeten, sie seien fertig, und jemand anderes würde nun auftreten, was mich überraschte. Ich warf einen Imperial ins Glas, bezahlte Essen und Getränke und lief mit Aibynn nach Hause. Eine Weile sprachen wir nicht, dann sagte ich einfach: »Ihr habt euch ganz gut angehört.«
    »Ja«, sagte er. »Das war gut. Sind dir die unechten Zweiundsiebzigstel aufgefallen, die ich zwischen die Siebzigstel gestreut habe?«
    »Äh, tja, nein, eigentlich nicht.«
    Er nickte. »Es waren keine echten Zweiundsiebzigstel, weil man in jedem Takt die eins betonen muß, die sechs-sieben-acht, die zehn und die sechzehn-siebzehn, aber es kann auch funktionieren, wenn man jeden dritten Takt …« Er redete weiter, und ich nickte und machte interessierte Geräusche. Stock, der vorne lief, ließ sich ein bißchen hängen, um zuzuhören, und beide verfielen in eine Diskussion über geheimnisvolle Sachen, die meinesgleichen zu hoch waren. Noch immer fragte ich mich, wer Aibynn wirklich war und was er hier tat und ob er die Imperatorin umbringen würde.
    Nicht, daß es mich kümmerte.
    »Was kümmert dich denn überhaupt, Boß?« fragte Loiosh, als wir die Stufen zu meiner Wohnung aufstiegen.
    »Cawti aus dem Gefängnis zu holen.«
    »Und dann?«
    »Stell keine schwierigen Fragen, Loiosh.«
    Ich fragte Stock und Glühkäfer, ob sie einen Schluck Wein wollten, bevor sie abzogen. Glühkäfer nicht, aber Stock wußte, was ich für Wein im Hause habe, also war er direkt hinter mir, als ich durch die Tür trat.
    Was mich, glaube ich, am meisten beeindruckte, war, wie schnell Toronnan zugeschlagen hatte. Daß er gegangen war, lag jetzt, mal sehen, vielleicht eine halbe Stunde zurück. Der Mörder wartete direkt vor der Wohnung, und weder Loiosh noch ich hatten die leiseste Ahnung. Aber Stock war, wie ich schon sagte, gleich hinter mir, und als der Dolch auf meinen Nacken zuflog, handelte er, stieß mich zur Seite und nach vorne ins Zimmer. Ich rollte mich ab und kam rechtzeitig auf die Beine, um zu sehen, wie Stock mit seinem Schlagwerk

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