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Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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in meiner Stimme ließ sie aufschauen. Das Lächeln war aus ihren Augen verschwunden. Sie kam zu mir herüber und sah mich an. »Das weiß ich, Brad«, sagte sie ruhig. Ihre Lippen berührten meine Wange. »Und deshalb liebe ich dich.«
    Die Morgensonne strahlte durch unser Schlafzimmer, und das weckte mich auf. Benommen starrte ich an die Decke. Irgend etwas schien mit diesem Zimmer nicht zu stimmen, seine Proportionen hatten sich offenbar verändert. Doch dann merkte ich, woran das lag: ich war in Marges Bett.
    Langsam drehte ich meine Kopf herum. Ihr Gesicht lag dicht neben mir auf dem Kissen. Sie schaute mir lächeln in die Augen. Ich lächelte zurück. Sie flüsterte etwas.
    Ich verstand sie nicht. »Was sagst du?« fragte ich, und meine Stimme zerstörte die Stille des Morgens.
    »Du bist ja ein feuriger Liebhaber«, flüsterte sie. »Ich hatte das schon beinahe vergessen.«
    Da erinnerte ich mich an die letzte Nacht.
    Sie legte den Arm um meinen Hals und zog mich noch näher an sich. »Du bist wundervoll, Brad«, murmelte sie ganz dicht an meinem Ohr. »Weißt du das?«
    Ich hatte einen Kloß im Hals, ich konnte nicht reden. Wie viele Männer hatten bei ihren Frauen schon Leidenschaften entwickelt, die durch eine ganz andere erregt worden waren? Und welcher Be-trug ist schlimmer - der tatsächliche oder der in der Einbildung vollzogene?
    Ihre Finger fuhren durch mein Haar. Sie flüsterte mir immer noch irgend etwas ins Ohr.
    Ich stieg zu Jeannie in den Wagen. Marge schaute uns von der Tür aus nach. »Versuche, pünktlich hier zu sein«, rief sie. »Vater kommt heute abend zum Essen!«
    »Ich bin pünktlich«, versprach ich. Vater besuchte uns jeden Dienstag abend.
    Jeannie schaltete den Gang ein, und wir rollten die Auffahrt hinunter. Beinahe hätte sie einen Zaunpfahl mitgenommen, als sie auf die Straße schoß. Ich seufzte. »Eines Tages reißt du das Ding noch mal um.«
    Sie grinste zu mir herüber. »Ruhig Blut, Dad!«
    »Behalt du lieber ruhig Blut«, ermahnte ich sie.
    Abrupt trat sie auf die Bremse und hielt an der Verkehrsampel. Sie wandte sich zu mir. »Hast du über das nachgedacht, was ich dir gesagt habe?«
    Ich stellte mich absichtlich dumm. »Über was?«
    »Na, über das Geschenk für Mammi zum Hochzeitstag«, erinnerte sie mich nachsichtig.
    »Ja, natürlich.« Ich sprach ganz beiläufig.
    Sie war sofort in heller Aufregung. »Wirklich? Was schenkst du ihr denn?«
    Ich überhörte diese Frage absichtlich. »Wir haben Grün«, sagte ich.
    »Ach, laß doch das blöde Licht! Was hast du ihr gekauft?« Sie fuhr wieder an.
    »Das wirst du schon sehen. Wenn sie's bekommt. Es soll ja schließlich eine Überraschung sein. Ich denke nicht daran, es mit deiner Hilfe der ganzen Stadt mitzuteilen.«
    »Ich verrate nichts, Daddy. Bestimmt!« Sie hatte ihre Stimme auf Verschwörerlautstärke gedämpft.
    »Versprichst du mir das?«
    »Ich verspreche es dir.«
    »Einen Nerzmantel.«
    »Oh, Dad! Das ist einfach toll!«
    »Nimm den Fuß vom Gas weg. Oder keiner von uns beiden wird mehr in der Lage sein, ihr noch etwas zu schenken.«
    Sie trat energisch auf die Bremse, wir waren vor der Schule angelangt. Sie machte die Tür auf, änderte dann überraschend ihre Absicht, lehnte sich über den Sitz zu mir herüber und küßte mich auf die Wange. »Du bist einfach großartig, Dad!«
    Ich schaute ihr nach, wie sie über die Straße rannte, und rutschte dann ans Steuer hinüber. Vom Fußboden leuchtete mir etwas Helles entgegen. Ich beugte mich vor und hob es auf. Ein schmales, goldenes Zigarettenetui glänzte im Sonnenschein. Langsam drehte ich es in der Hand. In der oberen Ecke befand sich ein kleines Monogramm. Ein Wort.
    Elaine.
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    Matt Brady war ziemlich klein, und nie sah ich ihn lächeln. Seine Augen waren groß, blau und wachsam. Sie blickten einen geradeheraus an und durch einen hindurch. Ich mochte ihn nicht. Ich weiß nicht, warum. Aber in dem Augenblick, als ich ihn sah,
    wußte ich, daß ich ihn nicht leiden konnte.
    Vielleicht war es der Nimbus von Macht, der ihm wie ein unsichtbarer Mantel um die Schultern hing. Vielleicht wegen der Art und Weise, wie sich die übrigen Mitglieder des Vorstands ihm gegenüber benahmen. Jeder von ihnen war auf seinem Gebiet ein großer Mann. Jeder leitete ein Unternehmen, das mehrere Millionen Dollar wert war. Und trotzdem katzbuckelten sie alle vor ihm und nannten ihn >Mister Brady<, als wäre er der liebe Gott persönlich. Und er behandelte sie wie den letzten

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