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Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ein wohliges Gefühl durchströmte mich. »Mit Schmeicheln wirst du nicht weit kommen«, erklärte ich. Plötzlich war sie wieder ein Kind mit der ganzen romantischen Leidenschaft ihres Alters.
    »Wäre es nicht schrecklich, Dad«, flüsterte sie, »wenn sie dich lieben würde und ihr ganzes Leben lang wüßte, daß sie dich nie haben könnte?«
    Ein Schmerz, den ich in den letzten Tagen beinahe vergessen hatte, stellte sich wieder ein. Aus dem Mund eines Kindes .
    Ich stand auf. Mir reichte es. »Komm 'rein«, sagte ich. »Onkel Paul ist da. Er wird sich bestimmt freuen, dich zu sehen.«
    Ich schlief nicht gut. Die undeutlichen Geräusche der Nacht schlugen unentwegt an die Fenster. Nichts brachte mir Erleichterung. Schließlich stahlen sich die ersten grauen Schatten des kommenden Tages in den Raum. In der Nacht hatte ich keine Antwort gefunden, vielleicht würde mir die aufsteigende Sonne einen Weg zeigen. Ich schloß die Augen und döste vor mich hin .
    Auf dem Weg ins Büro setzte ich Paul am Flughafen ab. Er war sehr mürrisch. »Laß doch wenigstens mich mit ihm reden«, bat er mich, bevor er die Maschine bestieg.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Einen Augenblick lang starrte er mich an. »Du mit deinem blöden Stolz!« brummte er und streckte mir seine Hand entgegen. Ich griff danach. Sein Händedruck war warm und freundlich. Er schaute mir in die Augen. »Ich hoffe, es wird noch alles gut«, sagte er aufrichtig.
    »Wird schon«, entgegnete ich zuversichtlicher, als ich mich fühlte, »es muß!«
    Er ging auf die Maschine zu. »Alles Gute!« rief er mir über die Schulter zu.
    »Danke«, sagte ich. Selbst seinem Gang sah man an, wie niedergeschlagen er war.
    Spontan rief ich ihm nach: »Paul!«
    Er blieb stehen und drehte sich um.
    »Dies ist die erste Runde!« rief ich ihm lachend zu. »Sei tapfer!« Eine Weile zeigte sein Gesicht überhaupt keinerlei Bewegung; dann lächelte er zurück. »Du bist verrückt«, rief er, schüttelte den Kopf und winkte mir zu.
    Als ich ins Büro kam, saß Mickey an ihrem Schreibtisch, die Schreibmaschine hämmerte wie verrückt. »Schicken Sie mir Chris«, befahl ich. Sie deutete mit dem Kopf in Richtung auf die Tür zu meinem Büro. »Er ist schon drin und wartet auf Sie.«
    Ich zog verständnisvoll eine Augenbraue hoch. Er vergeudete keine Zeit. Ich ging weiter in mein Büro. Er saß auf meinem Stuhl hinter dem Schreibtisch und notierte etwas auf einem Zettel. Langsam hob er den Kopf und stand auf.
    Ich machte das Spielchen mit und winkte ihn wieder auf seinen Platz zurück. Er beobachtete mich neugierig. Ich sagte keinen Ton, sondern setzte mich nur hin und starrte ihn an.
    Nach einigen Minuten des Schweigens begann er sich ungemütlich zu fühlen. Ich sah, wie die Röte langsam aus seinem Kragen aufstieg. Ich sagte immer noch nichts.
    Er räusperte sich. »Brad .«
    Ich lächelte ihn an. »Bequemer Stuhl da, eh, Chris?«
    Er sprang auf, als ob ich ihn mit einem glühenden Eisen berührt hätte. Immer noch lächelnd stand ich auf. »Warum haben Sie mich das nicht früher wissen lassen, daß Sie daran interessiert sind, Chris?« fragte ich freundlich. Er lief puterrot an.
    Bevor er noch Gelegenheit hatte, etwas zu erwidern, fuhr ich fort: »Dann hätten wir doch schon längst mal etwas unternehmen können, damit Sie auch so einen bekommen«, sagte ich mit leiser Stimme, ging um den Schreibtisch herum und setzte mich hin.
    Er sagte kein Wort. Die Farbe wich aus seinem Gesicht. Ich sah, wie er sich allmählich wieder unter Kontrolle bekam.
    »Sie verstehen mich nicht, Brad«, entgegnete er, »ich will doch nur helfen.«
    »Wem?« schrie ich. »Sich selbst?«
    Seit ich ihn kannte, sah ich ihn zum erstenmal die Beherrschung verlieren. »Wenigstens einer muß doch hier einen klaren Kopf behalten«, schrie er zurück. »Sie reißen den ganzen Betrieb mit sich in den Abgrund, weil Sie an nichts anderes denken als an sich selbst.«
    Jetzt wurde mir wohler. Nun befanden wir uns auf einer Ebene, die ich übersehen konnte. Dieses Drumherumgerede, diese hinterlistigen, geschraubten Büromanieren hatten mir nie gefallen. In der Third Avenue hatten wir unsere Streitigkeiten immer offen und ehrlich bereinigt.
    »Wo zum Teufel haben Sie gestern den ganzen Tag über gesteckt?« fauchte ich ihn an.
    »Ich versuchte, Ihnen Matt Brady vom Hals zu halten«, erklärte er, »ich war in seinem Büro. Dort haben wir ein Geschäft abgeschlossen.«
    »Was für ein Geschäft?« fragte ich. »Alle unsere

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