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Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Kunden sind weg, der Rest wird vermutlich heute folgen.«
    Er nickte kühl. »Ich weiß. Er sagte mir, daß er an dem Tag, als Sie ihn nicht empfangen wollten, beschlossen hat, uns zu erledigen.«
    »Wer hat ihm unsere Kundenkartei gegeben, daß er so schnell an die Arbeit gehen konnte?« Ich stand auf. »Haben Sie etwa geglaubt, mir auf diese Weise helfen zu können? Raus mit der Sprache!«
    Sein Gesicht lief rot an. »Er wollte einige Referenzen von uns.«
    Ich lächelte. »Das klingt nicht gerade überzeugend, finden Sie nicht, Chris?« Ich ging um den Schreibtisch herum und blickte auf ihn hinab. »Sie glauben doch nicht etwa, daß ich Ihnen das abkaufe?«
    Er starrte mich von unten an. Seine Stimme klang kalt und beherrscht. »Es ist mir völlig schnuppe, was Sie glauben«, entgegnete er. »Ich habe für die Leute, die hier arbeiten, eine Verantwortung. Ich kann nicht einfach dabeistehen und zusehen, wie ihre Stellungen zum Teufel gehen.«
    »Äußerst großmütig«, spottete ich. »Selbst Judas hatte Mitleid mit den anderen. Was sind Ihre dreißig Silberlinge?«
    Er schaute mich kalt an. In seinen Augen glitzerte der Ehrgeiz. Ich wußte, daß er der Meinung war, ich sei erledigt. »Brady will Frieden schließen, wenn Sie aussteigen«, sagte er.
    »Und stiller Teilhaber bleiben, wie Sie neulich am Telefon andeuteten?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kann Ihnen für die Firma einen anständigen Preis anbieten. Sie müssen gehen, im Interesse aller anderen .«
    Ich setzte mich wieder hin. »Was heißt ein anständiger Preis?«
    Er zögerte einen Moment. »Fünfzigtausend.«
    Großes Geschäft. Der Laden brachte jährlich mehr als hundertfünfzigtausend ein.
    »Wie können Sie so großzügig sein?« fragte ich sarkastisch.
    »Das ist großzügig«, sagte er hartnäckig. »Sie sollten sich über eines klar sein, Brad: Sie sind hier erledigt. Es sind nicht mal genügend Aufträge mehr da, um die Miete zu bezahlen, ganz abgesehen von allem übrigen.«
    Was er sagte, stimmte nur zu gut. Aber irgendwie machte es mir nichts aus. Wenn ich den Laden zumachen müßte, dann machte ich eben zu. Aber ich wollte verflucht sein, wenn ich mir das, was ich mit so viel Stolz und Mühe aufgebaut hatte; von jemand anders wegnehmen lassen würde.
    »Und Matt Brady? Wird er Sie finanzieren?« fragte ich. »Das gehört doch sicher auch zu dem Geschäft?«
    Ich studierte ihn eine Minute lang. Er hielt meinem Blick stand.
    »Chris«, sagte ich freundlich.
    Ein schwacher Schatten des Triumphs flackerte für einen Moment in seinen Augen, während er sich erwartungsvoll zu mir herüberlehnte.
    »Ich bin ja beinahe versucht, die Kröten zu nehmen und Ihnen den Laden zu überlassen«, sagte ich langsam. »Aber ich habe doch für die Leute, die hier arbeiten, eine noch größere Verantwortung als Sie. Sehen Sie, ich habe das Ganze hier aufgebaut und ihnen ihre Stellungen gegeben. Für mich wäre es das einfachste, ich würde das Geld nehmen und was anderes anfangen. Das würde ich schaffen.« »Sicherlich Brad«, entgegnete er eifrig und schnappte nach dem Köder, »Sie schaffen alles, was Sie wollen.«
    Ich ließ ihn in dem Glauben, daß er mich dorthin manövrierte, wo er mich haben wollte. »Glauben Sie wirklich, Chris?« fragte ich, als ob ich zweifelte.
    Jetzt hing er am Haken und kämpfte verzweifelt, um dran zu bleiben. »Sie sind einer der besten Männer auf diesem Gebiet, Brad«, sagte er. »Es gibt kaum einen Betrieb, dessen Chef nicht seinen Augenzahn opfern würde, um Sie zu gewinnen. Ihr Erfolg hier spricht doch für sich selbst. Sie haben mit nichts angefangen; und schauen Sie, was Sie erreicht haben.«
    »Sie haben mich überzeugt, Chris«, sagte ich.
    Er stand auf. Der Triumph stand ihm jetzt deutlich in den Augen. »Ich wußte doch, daß man mit Ihnen reden kann, Brad«, sagte er, kam um den Schreibtisch herum und klopfte mir auf die Schulter. »Ich habe Mr. Brady gleich gesagt, daß Sie vernünftigen Argumenten zugänglich sind.«
    Ich schaute ihn scheinbar bestürzt an. »Ich glaube, Sie haben mich mißverstanden, Chris.«
    Seine Hand glitt von meiner Schulter, seine Kinnlade fiel 'runter.
    »Wenn ich wirklich so gut bin«, führ ich fort, »dann bleibe ich doch gleich da, wo ich jetzt bin. Wir werden schon drüber wegkommen. Meine Verantwortung gegenüber meinen Mitarbeitern ist zu groß, als daß ich mir erlauben könnte, sie wie Sklaven zu verkaufen.«
    »Aber Brad«, sagte er, »ich ...«
    Ich schnitt ihm das Wort ab.

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