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Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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noch nicht erreicht.« Sie schaute zu mir auf. Ihre grauen Augen erinnerten mich an Elaine. Es war der gleiche Schmerz.
    Ich konnte ihr nicht ins Gesicht sehen, ich starrte auf die geschlossene Tür. »Können wir zu ihm?« fragte ich.
    »Gegen Mitternacht dürfen wir mal kurz hineinschauen.«
    »Das ist es ja gleich!« Fragend drehte ich mich zur Schwester um.
    »Ich werde den Arzt verständigen«, versprach sie, ging den Flur wieder zurück und verschwand in einer der Türen.
    »Setz dich lieber hin«, sagte ich zu Marge, geleitete sie zur Bank zurück und setzte mich neben sie.
    Ihr Gesicht war bleich und verzerrt. Ich zündete eine Zigarette an und steckte sie ihr zwischen die Lippen. Nervös zog sie daran.
    »Hast du etwas gegessen?« erkundigte ich mich.
    Sie schüttelte müde den Kopf. »Ich habe keinen Appetit.«
    Schritte hallten den Gang entlang. Wir schauten auf. Schwester Angelika kam mit einem Arzt zurück. »Sie können jetzt hinein«, sagte er freundlich und hielt uns die Tür auf. »Aber nur ganz kurz.«
    Schweigend betraten wir den Raum. Ich merkte, wie Marge den Atem anhielt, als wir ihn sahen. Ihre Fingernägel gruben sich in meine Hand.
    Er lag unter einer riesigen eisernen Lunge, man konnte nur den oberen Teil seines Kopfes erkennen. Sein wirres schwarzes Haar war fettig und glänzte von Schweiß. Die Augen in seinem wachsbleichen Gesicht waren fest geschlossen. Eine schwarze Kanüle führte von seinen Nasenlöchern zu einem Sauerstofftank, der dicht neben ihm stand. Sein Atem kam mühsam und gequält.
    Marge trat einen Schritt vor, um ihn zu berühren, aber der Arzt hielt sie flüsternd zurück. »Stören Sie ihn jetzt nicht, er hat den Schlaf bitter nötig.«
    Still blieb sie stehen, ihre Hand lag in meiner, und so schauten wir auf unseren Sohn hinunter. Ihre Lippen bewegten sich, als ob sie zu ihm spräche, doch kein Laut kam aus ihrem Mund.
    Ich trat ganz nahe heran und schaute Brad an. Das war mein eigenes Fleisch, ich fühlte seine Schmerzen. Das war der aus meinen Lenden gezeugte Riese - und da lag er nun hilflos, ein Stück meiner selbst, und doch konnte ich ihm seine Leiden nicht erleichtern.
    Ich erinnerte mich an unser letztes Gespräch, bevor er im Herbst zur Schule zurückgekehrt war. Ich hatte ihn ausgelacht, weil er zu leicht war, um in die Fußballmannschaft aufgenommen zu werden. Bei der Länge, hatte ich ihm geraten, solle er sich mal lieber auf Korbball verlegen - das sei weniger gefährlich, und wenn er was tauge, könnte er auch damit fünfzigtausend Dollar im Jahr verdienen. Ich erinnerte mich nicht mehr, was er darauf geantwortet hatte; aber mir war noch sein entsetzter Gesichtsausdruck gegenwärtig, daß ich über so etwas Witze machte.
    Und jetzt war er in ein Stück Metall eingepackt, das statt seiner atmen mußte, weil sein Körper zu schwach war, um das allein zu schaffen. Mein Kleiner! Früher war ich nachts immer mit ihm auf und ab marschiert, wenn er schrie. Die stärksten Lungen der Welt, hatte ich damals gestöhnt. Ich wollte mich nie mehr beklagen. Nichts war stark genug, nicht einmal ich konnte für ihn atmen -nur ein Monstrum aus Metall, dessen weiße, sterile Wände in der fahlen Krankenhausbeleuchtung hintergründig funkelten.
    »Gehen Sie jetzt lieber«, flüsterte der Arzt.
    Marge warf dem schlafenden Jungen einen Handkuß zu, dann nahm ich ihren Arm, und wir folgten dem Arzt aus dem Zimmer. Leise wurde die Tür hinter uns geschlossen.
    »Wann werden wir Näheres erfahren, Doktor?« fragte ich.
    Er zuckte mit den Achseln. »Kann ich nicht sagen, Mr. Rowan. Die Krise ist noch nicht da. Kann sein, in einer Stunde, kann sein, in einer Woche. Es ist völlig ungewiß.«
    »Wird er ... wird er dauernd gelähmt bleiben?«
    »Bevor die Krise nicht eingesetzt hat, können wir überhaupt nichts sagen, Mr. Rowan. Wenn die Krise vorbei ist, machen wir eine Kon-trolluntersuchung, und dann stellen wir fest, ob Schäden zurückgeblieben sind. Ich kann Ihnen im Augenblick nur eines sagen.«
    »Und was ist das?« fragte ich begierig.
    »Wir tun alles nur Menschenmögliche. Machen Sie sich keine unnötigen Sorgen. Es hat keinen Sinn, wenn Sie sich selbst auch noch krank machen.« Er wandte sich an Marge. »Sie sind schon so lange hier«, sagte er freundlich, »es wird Zeit, daß Sie ein wenig zur Ruhe kommen.«
    Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. »Ich bin nicht müde.«
    »Sehen Sie zu, daß sie sich ausruht, Mr. Rowan«, sagte der Arzt zu mir. »Sie können

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