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Physiologie der Ehe (German Edition)

Physiologie der Ehe (German Edition)

Titel: Physiologie der Ehe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Glauben an die Treue seiner Frau aufrechterhält, und wenn er mit geduldiger Miene oder schweigend wartet. Besonders das Schweigen versetzt die Frauen in eine fabelhafte Unruhe.
    LXXXIX. Nur ein Dummkopf läßt sich merken, daß er von der Leidenschaft seiner Frau Bescheid weiß; ein kluger Mann aber tut, als wüßte er von nichts – und es bleibt ihm auch kaum etwas anderes übrig, als diesen Entschluß zu fassen. Daher sagt man denn auch, daß in Frankreich alle Welt geistreich sei.
    XC. Die gefährlichste Klippe ist die Lächerlichkeit. – »Wenigstens der Öffentlichkeit gegenüber wollen wir uns lieben!« – dies muß der Grundsatz jeder Ehe sein. Es ist zu viel, wenn alle beide Ehegatten Ehre, Achtung, Ansehen, Respekt – oder wie man dieses eigentümliche gesellschaftliche Gut sonst bezeichnen will – verlieren müssen.
    Diese Denksprüche beziehen sich immer noch nur auf den Kampf selber. Die Katastrophe wird ihre Denksprüche für sich erhalten.
     
    Wir haben diese Krisis aus zwei Gründen als ›häuslichen Krieg‹ bezeichnet: kein anderer Krieg wird so mit Recht ein ›innerer‹ genannt, und zu gleicher Zeit wird kein Krieg mit so großer Höflichkeit geführt.
    »Aber wo und wie wird denn dieser böse Krieg losbrechen?«
    Ei! Glaubst du etwa, deine Frau wird ganze Regimenter haben und die Trompete blasen lassen? Vielleicht wird sie einen Offizier haben – und das ist alles. Aber dieses schwache Armeekorps wird genügen, um den Frieden deiner Ehe zu zerstören.
    »Sie verhindern mich, die Leute zu empfangen, die mir gefallen!« – so hat in den meisten Ehen das erste Manifest gelautet, das die Einleitung zu allen folgenden war. Diese Redensart, mit den an sie sich anschließenden Ideen, ist die Formel, die von eitlen und hinterlistigen Frauen am häufigsten angewandt wird.
    Am meisten verbreitet aber ist das Manifest, das im Ehebett, auf dem Hauptkriegsschauplatze, proklamiert wird. Diese Frage wird noch ganz besonders in der Betrachtung ›Über die verschiedenen Waffen‹, in der Unterabteilung ›Über die Schamhaftigkeit in ihren Beziehungen zur Ehe‹ behandelt werden.
    Einige lymphatische Frauen werden tun, als hätten sie den Spleen, und werden die Tote spielen, um der Annehmlichkeiten einer stillschweigenden Scheidung teilhaftig zu werden.
    Aber fast alle verdanken ihre Unabhängigkeit einem Plan, der bei den meisten Ehemännern von unfehlbarer Wirkung ist und dessen Tücken wir verraten wollen.
    Einer der größten Irrtümer der Menschheit besteht in dem Glauben, daß unsere Ehre und unser guter Ruf auf unsern Handlungen beruhen oder daß sie etwas damit zu tun haben, daß unser Gewissen unser Verhalten billigt. Wer in der Gesellschaft lebt, ist von Geburt an Sklave der öffentlichen Meinung. Nun hat aber in Frankreich ein Privatmann auf die Gesellschaft viel weniger Einfluß als seine Frau; es liegt nur an ihrem guten Willen, ihn lächerlich zu machen oder nicht. Die Frauen besitzen in erstaunlichem Maße das Talent, den Beschuldigungen, die sie gegen ihren Gatten erheben, durch Scheingründe einen Anstrich von Wahrheit zu geben. Sie verteidigen stets gerade nur das, worin sie unrecht haben, und diese Kunst verstehen sie ausgezeichnet, indem sie gegen Vernunftgründe Aussprüche von Autoritäten anführen, auf Beweise mit Behauptungen antworten und oftmals kleine Einzelerfolge erzielen. Sie erraten und verstehen sich bewunderungswürdig, wenn eine von ihnen einer andern eine Waffe darbietet, die sie selber nicht schärfen darf. Auf diese Weise verlieren sie manchmal einen Gemahl, ohne es zu wollen. Sie liefern das Streichhölzchen, das lange nachher zur Brandstiftung benutzt wird, und bekommen dann Angst vor der Feuersbrunst.
    Im allgemeinen bilden alle Frauen einen Bund gegen einen der Tyrannei beschuldigten Ehemann; denn zwischen ihnen besteht ein geheimes Band, wie zwischen den Priestern einer und derselben Religion. Sie hassen sich, aber sie beschützen sich. Du könntest stets nur eine einzige für dich gewinnen; doch diese Verführung wäre noch dazu ein Triumph für deine Frau.
    Du wirst also im Reiche der Frauen in Acht und Bann getan. Du findest ironisches Lächeln auf allen Lippen, aus allen Antworten treten dir Epigramme entgegen. Diese geistreichen Geschöpfe schmieden Dolche und versehen zu ihrer Unterhaltung den Griff mit schönen Schnitzereien, ehe sie voll Grazie dich durchbohren.
    Die heimtückische Kunst halber Andeutungen, die Bosheiten des Schweigens, die

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