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Picknick auf dem Eis (German Edition)

Picknick auf dem Eis (German Edition)

Titel: Picknick auf dem Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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winkte den Pinguin einladend heran.
    »Komm, komm!« flüsterte er.
    Der Pinguin wandte sich noch einmal zu dem erloschenen Kamin um, aber dann watschelte er zu Viktor.
    »Willst du nichts essen?« fragte der. »Natürlich willst du! Komm nach draußen!«
    Viktor zog zwei Schollen aus der Tasche, ging zur Tür und legte den Fisch auf die Schwelle.
    »Guten Appetit!« sagte er.
    Als Mischa über die Schwelle trat, wackelte er lebhaft mit dem Kopf und beäugte die nähere Umgebung. Er watschelte auf dem Schnee einmal im Kreis, dann auf die Bäume zu, kehrte aber zurück, als er an die Wasserleitung stieß, und hinterließ ungleichmäßige geometrische Figuren im Schnee. Die Schwelle benutzte er als Tisch und machte sich über den Fisch her.
    Viktor hatte mit Vergnügen beobachtet, wie das Tier geradezu auflebte, und ging nun in die Küche, um Tee zu kochen. Wieder schaute er ins Zimmer, Sonja schlief immer noch, und wecken wollte er sie nicht.
    Mit einer Tasse Tee setzte er sich an den Küchentisch. Auf dem Fensterbrett standen die zwei Flaschen Kirsch, eine halbleere und eine volle. Die Stille weckte in ihm romantische Gedanken, und er dachte wieder an die nicht geschriebenen Romane, an die Vergangenheit. Plötzlich hatte er das Gefühl, er sei im Ausland, außerhalb seines bisherigen Lebens. Sein Ausland – das war ein stiller Ort, eine Schweiz der Seele, bedeckt vom Schnee der Ruhe. Hier dagegen war alles mit Angst durchtränkt. Hier sangen nicht einmal die Vögel, als ob sie keinerlei Lust dazu verspürten.
    Auf der Veranda knarrte die Tür. Viktor erhob sich, ging nachschauen und begegnete dem Blick des Pinguins. Als der sein Herrchen sah, legte er seinen Kopf drollig schief, und Viktor begriff: Mischa gefällt es hier. ›Hier ist es kalt, und er hat alles, was er will‹, dachte er und freute sich über die gute Verfassung seines Freundes.
    Bald darauf wachte Sonja auf und riß Viktor aus seinen Gedanken und aus der Stille. Erst einmal mußte er ihr Frühstück machen, dann kümmerten sie sich gemeinsam um den Tannenbaum.
    Für den Baum brauchten sie mehr als eine Stunde. Schließlich strahlte er in aller seiner Pracht, mit Bändern und Spielzeug geschmückt, auf einer festgetrampelten Schneewiese. Daneben stand der Pinguin und beobachtete aufmerksam das Geschehen.
    Sonja betrachtete den Tannenbaum noch einmal von der Haustür aus.
    »Gefällt er dir?« fragte Viktor.
    »Sehr!« rief das Mädchen begeistert.
    Dann gingen sie in dem kleinen Garten des Häuschens spazieren. Als sie ins Haus zurückkamen, zündete Viktor wieder den Kamin an, und Sonja, die irgendwo einen Bleistift und ein Heft gefunden hatte, setzte sich in den Sessel und begann mit dem Heft auf den Knien zu zeichnen.
    Gegen fünf, als es schon dunkel wurde und die Deckenlampe wieder ihr warmes gelbes Licht im Zimmer verströmte, kam Sergej. Er schleppte zwei Einkaufstaschen auf die Veranda, stellte das Auto hinter dem Haus ab, so daß der Platz vor dem Tannenbaum frei blieb.
    »Die neuesten Nachrichten!« Er überreichte Viktor einen Packen Zeitungen. »Ich habe zwei Flaschen Sekt gekauft und eine Flasche Pfefferschnaps, falls sich jemand erkältet. Reicht das?«
    »Natürlich«, nickte Viktor und nahm die erste Zeitung.
    Die Schlagzeilen brachten ihn sofort in die Wirklichkeit zurück. ›Mord an einem Bankier‹, ›Anschlag auf einen Parlamentsabgeordneten‹. Während er beide Artikel überflog, bemühte Viktor sein Gedächtnis, aber der Name des Bankiers sagte ihm nichts, das heißt, für ihn war kein ›Kreuzchen‹ in seiner Kartei. Für den Parlamentsabgeordneten existierte zwar ein Nachruf, aber der Mann war nur verletzt, wenn auch am Kopf…
    »Hallo, Alter«, sagte Sergej. »Ich habe dir die Zeitungen nicht mitgebracht, damit du trübsinnig wirst!«
    Viktor warf die Zeitungen kurz entschlossen vor den Kamin. »Die taugen nur zum Heizen!«
    »Genau! Wenn du die Zeitung nicht gelassen lesen kannst, lies sie nicht!« sagte Sergej. »Und was machst du da?« wandte er sich an die im Sessel sitzende Sonja.
    »Ich male den Ofen«, antwortete sie.
    »Zeig mal!«
    Sergej guckte sich aufmerksam die Zeichnung an und wandte sich erstaunt an das Mädchen.
    »Und weshalb ist das Feuer im Kamin schwarz?« fragte er.
    »Das ist nicht schwarz, das ist grau!« korrigierte ihn Sonja. »Weil ich bei dir nur einen Bleistift gefunden habe.«
    »Dann hast du schlecht gesucht!« sagte Sergej. »Na schön, morgen suchen wir zusammen, hier müßten eigentlich

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