Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Picknick auf dem Eis (German Edition)

Picknick auf dem Eis (German Edition)

Titel: Picknick auf dem Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
Vom Netzwerk:
Fernseher, was zu essen im Keller… Wer sollte uns daran hindern, Silvester dort zu feiern…«
    »Und wo wolltest du eigentlich feiern?« fragte Viktor vorsichtig.
    Sergej zuckte mit den Schultern.
    »Nirgends«, sagte er. »Du kennst meinen Bekanntenkreis nicht«, lächelte er.
    »Und deine Mutter?«
    »Sie kann Silvester nicht ausstehen. Sie mag überhaupt keine Feiertage… Wann willst du fahren?«
    »Je eher, desto besser! Können wir noch heute los?«
    Sergej sah aus dem Fenster. Es wurde bereits dunkel.
    »Gut. Ich muß nur zuerst noch nach Hause. Ich habe den Schlüssel nicht bei mir.« Sergej erhob sich. »In einer Stunde bin ich wieder da, pack inzwischen deine Sachen.«
    Nachdem er die Tür hinter Sergej geschlossen hatte, ging Viktor ins Wohnzimmer.
    »Sonja«, er hockte sich vor das Mädchen. »Wir fahren jetzt gleich weg.«
    »Und wann kommen wir wieder?« fragte Sonja.
    »In ein paar Tagen.«
    »Aber wenn Väterchen Frost kommt und wir sind nicht da?«
    »Der hat einen Schlüssel… der legt die Geschenke unter den Baum.«
    »Gibt es da auch einen Tannenbaum?«
    »Nein.« Viktor schüttelte den Kopf.
    »Dann komme ich nicht mit!« erklärte Sonja entschieden.
    Viktor seufzte tief.
    »Hör zu«, sagte er etwas strenger. »Wenn dein Papa zurückkommt, werde ich mich bei ihm beschweren, ich erzähle ihm, wie unartig du bist!«
    »Ich beschwere mich auch!« beklagte sich Sonja. »Du liest mir nie was vor, du kaufst mir nie ein Eis!«
    Viktor schwieg. Sonjas Vorwürfe schienen ihm berechtigt.
    »Gut«, sagte er nach einer Pause. »Du hast recht. Aber sie warten da auf uns… Wenn du willst, können wir unseren Tannenbaum mitnehmen…«
    »Kommt Mischa mit?«
    »Natürlich.«
    »Na gut.«
    Gemeinsam nahmen sie den Schmuck und das Spielzeug vom Baum und wickelten alles ein.
    »Die Geschenke nehmen wir mit!« kommandierte Sonja, und Viktor packte alles gehorsam in eine Reisetasche.
    »Warte!« hielt ihn Sonja zurück. »Aber wenn Väterchen Frost kommt, und da ist kein Baum, wohin legt er dann die Geschenke?«
    Viktor erstarrte. Ihm fiel keine einzige überzeugende Antwort ein, und er fühlte sich überhaupt ziemlich kaputt.
    »Wir malen einen Tannenbaum an die Wand, damit er weiß, wohin er die Geschenke legen soll…«, überlegte Sonja laut. »Hast du grüne Farbe?«
    »Nein«, antwortete Viktor. »Weißt du was, wir schreiben ihm einen Zettel, er soll die Geschenke auf den Tisch in der Küche legen.«
    Sonja überlegte.
    »Lieber unter den Tisch!« sagte sie schließlich.
    »Warum unter den Tisch?«
    »Damit man nicht gleich alles sieht…«
    Und so machten sie es dann auch. Viktor schrieb einen Zettel, und Sonja betrachtete ihn genau. Sie nickte und gab ihn Viktor zurück.
    Unten hupte ein Auto. Viktor sah aus dem Fenster. Unten stand der vertraute ›Saporosh‹ in der winterlichen Abenddämmerung.
    Zuerst trug er den mit einem weißen Laken zusammengebundenen Tannenbaum, die Tasche mit dem Spielzeug und den Geschenken und die Tasche mit Lebensmitteln aus dem Eisschrank hinunter, danach stieg er mit Sonja und dem schweren Pinguin auf dem Arm die Treppe hinunter.
    »Ich habe noch zwei Decken mitgebracht«, sagte Sergej im Auto. »Bis das Häuschen durchgeheizt ist, wird es kalt sein…«
    Der Pinguin und Sonja saßen hinten, Viktor vorne. Als der Motor ansprang, schmiegte sich der Pinguin an Sonja, als habe er sich bei dem Geräusch erschrocken. Viktor sah im Rückspiegel, wie sich Sonja und Mischa fast umarmten. Er stieß Sergej leicht mit dem Ellbogen an und zeigte nach hinten. Sergej stellte den Spiegel so, daß auch er die drollige Idylle auf dem hinteren Sitz sehen konnte. Sie zwinkerten sich zu, Sergej lächelte müde und gab Gas.
    34
     
    Auf der Einfahrt zum Gelände der Wochenendhäuschen stand eine kleine Bude. Zwei Männer in Uniform kamen heraus, gingen um den ›Saporosh‹ herum und sahen aufmerksam ins Innere. Sergej kurbelte das Fenster hinunter.
    »Siebtes Grundstück!«
    »Fahr durch!« sagte einer der Wächter.
    Sie hielten im Dunkeln vor einem kleinen Backsteinhaus mit einem steilen Dach. Sergej stieg aus. Als Viktor ihm folgen wollte, sah er, daß Sonja schlief.
    »Warte eine Sekunde, ich muß die Falle entfernen«, warnte Sergej.
    »Was für eine Falle?« fragte Viktor.
    »Eine Falle für Diebe.«
    Sergej bückte sich, schob unter der Schwelle etwas beiseite, Viktor hörte es knirschen.
    »In Ordnung.« Sergej winkte Viktor heran. »Wir können reingehen.«
    Er machte die Tür zur

Weitere Kostenlose Bücher