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Picknick mit Bären

Picknick mit Bären

Titel: Picknick mit Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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-Elche sind bekannt für ihre Kurzsichtigkeit –, dann, urplötzlich, versucht es wegzurennen, jedes Bein in eine andere Richtung. Es spielt keine Rolle, daß sich zu beiden Seiten des Highway Zigtausende Hektar Wald erstrecken. Dem Elch ist das egal. Ahnungslos läuft er zuerst Richtung New Brunswick, bevor ihn seine ungelenken Schritte auf halbem Weg zurück in den Wald treiben, wo er, kaum angekommen, sofort wieder stehenbleibt und seinen gewohnt verwirrten Gesichtsausdruck aufsetzt, als sagte er sich: Hallo, Wald. Wie bin ich bloß hierher gekommen? Elche sind dermaßen konfus im Kopf, daß sie, sobald das Geräusch eines sich nähernden Autos oder Lastwagens zu hören ist, sogar aus dem Wald heraus auf den Highway stürmen, in der Hoffnung, dort vor dem Verkehr sicher zu sein.
    Erstaunlicherweise gehört der Elch, trotz seines exorbitanten Mangels an Grips und des eigenartig getrübten Überlebensinstinkts, zu den Tieren in Nordamerika, die am längsten überlebt haben. Außer Elchen tummelten sich früher noch Mastodons, Säbelzahntiger, Wölfe, Karibus, Wildpferde und sogar Kamele im Osten der Vereinigten Staaten, aber alle gingen allmählich ihrer Ausrottung entgegen, während die Elche einfach weiter durch die Lande trabten. Das war nicht immer so. Schätzungen zufolge lebten um die Jahrhundertwende nur noch ein Dutzend Elche in New Hampshire und in Vermont vermutlich kein einziges Exemplar mehr. Heute gibt es in New Hampshire ungefähr 5.000 Elche, in Vermont etwa 1.000 und in Maine an die 30.000. Diese konstanten beziehungsweise steigenden Zahlen sind der Grund dafür, daß die Tiere wieder zur Jagd freigegeben worden sind. Hierbei gilt es jedoch zweierlei zu bedenken: Zunächst einmal sind die Zahlen reine Spekulation. Elche treten nicht zum Zählappell an. Manche Biologen sind der Ansicht, die Schätzungen könnten bis zu 20 Prozent zu hoch liegen, was bedeuten würde, daß die Jagd keine Auslese wäre, sondern eine pure Metzelei. Nicht weniger relevant ist das Argument, daß es zutiefst und unzweifelhaft unrecht ist, ein so einfältiges und anspruchsloses Tier wie den Elch zu töten. Dieses hier hätte ich mit einer Schleuder erlegen können, mit einem Stein oder einem Stock -wahrscheinlich sogar mit einer zusammengefalteten Zeitung –, dabei wollte es doch nur einen Schluck Wasser trinken. Da kann man doch gleich Jagd auf Kühe machen.
    Vorsichtig, um das Tier nicht aufzuschrecken, schlich ich davon, um Katz Bescheid zu sagen. Als wir wiederkehrten, war der Elch ans Wasser getreten und trank ungefähr sieben Meter flußaufwärts. »Meine Güte«, keuchte Katz. Er war begeistert, wie ich zufrieden feststellte. Der Elch schaute zu uns herüber, kam zu dem Schluß, daß wir ihm nichts Böses wollten, und trank weiter. Wir beobachteten das Weibchen noch ein paar Minuten lang, aber die Stechmücken fraßen uns dabei fast auf. Also rissen wir uns von dem Anblick los und kehrten mit einem erhabenen Gefühl zu unserem Zeltlager zurück. Es war wie eine Bestätigung – wir waren jetzt wirklich in der Wildnis angekommen -und eine erfreuliche und angemessene Belohnung für einen Tag der Schinderei.
    Wir nahmen unser Abendessen ein, Slim Jims, Rosinen und Snickers, und zogen uns anschließend vor den Dauerattacken der Mücken in unsere Zelte zurück. Während wir so dalagen, sagte Katz ziemlich fröhlich: »Anstrengender Tag heute. Ich bin geschafft.« Redseligkeit zur Schlafenszeit sah ihm gar nicht ähnlich.
    Ein zustimmendes Räuspern meinerseits.
    »Ich hatte vergessen, wie anstrengend es ist.«
    »Ja, ich auch.«
    »Aber die ersten Tage sind immer anstrengend, oder?«
    »Ja.«
    Er stieß zum Abschluß einen Seufzer aus und gähnte herzhaft. »Morgen wird es besser«, sagte er, immer noch gähnend. Wahrscheinlich sollte das heißen, daß er morgen keine Sachen wegwerfen würde. »Also dann, gute Nacht«, fügte er hinzu.
    Ich sah wie gebannt in die Richtung, aus der die Stimme kam. In all den Wochen unserer gemeinsamen Zeltlager war dies das erste Mal, daß er mir eine gute Nacht wünschte.
    »Gute Nacht«, sagte ich.
    Ich drehte mich auf die andere Seite. Er hatte natürlich recht. Die ersten Tage sind immer schlimm. Morgen würde es bestimmt besser. Minuten später waren wir beide eingeschlafen.
    Wir hatten uns beide geirrt. Der nächste Tag fing ganz gut an, mit einem Morgenrot, das heiße Temperaturen versprach. Es war das erste Mal während unserer Wanderung, daß wir bei warmem Wetter aufstanden, und

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