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Picknick mit Bären

Picknick mit Bären

Titel: Picknick mit Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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der beiden jungen Männer vom Vortag, selbstsicheren Schrittes und Wasser spritzend vorbeigeschlendert, ihre Rucksäcke über ihre Köpfe haltend.
    »Hingefallen?« sagte der eine munter.
    »Nein. Ich wollte mir nur mal das Wasser von unten ansehen.« Schlaumeier.
    Ich ging zurück ans Ufer, zog meine durchweichten Schuhe an und stellte fest, daß es deutlich einfacher war, den Fluß mit festem Schuhwerk statt barfuß zu durchqueren. Ich konnte mich einigermaßen aufrecht halten, und die Steine schmerzten auch nicht mehr so wie vorhin an den nackten Füßen. Ich ging vorsichtig, überrascht von der starken Strömung in der Mitte – jedesmal, wenn ich ein Bein hob, wollte der Wasserdruck es weiter stromabwärts absetzen, so als gehörte es zu einem Klapptisch –, aber der Fluß war an keiner Stelle tiefer als einen knappen Meter, und ich gelangte ohne einen weiteren Sturz ans andere Ufer.
    Katz hatte in der Zwischenzeit eine andere Methode entdeckt, den Fluß zu durchqueren. Er benutzte die Brocken im Wasser als Trittsteine, fiel aber zum Schluß mitten in einen tosenden Strudel an einer Stelle, die ziemlich tief aussah. Er stand da, die Stirn in Falten. Ich konnte mir beim besten Willen nicht erklären, wie er dahingeraten war – der Brocken ragte einsam aus der weiten Wasserfläche heraus, um ihn herum lauter gefährliche Stromschnellen. Katz wußte nicht ein noch aus. Er versuchte, sich langsam in das silbrig schimmernde Wasser hinabzulassen und die letzten zehn Meter zum Ufer zu waten, wurde aber auf der Stelle wie ein Spielzeugboot weggeschwemmt. Zum zweiten Mal innerhalb von 48 Stunden dachte ich, er würde ertrinken – er machte jedenfalls einen ziemlich hilflosen Eindruck –, aber die Strömung trieb ihn zu einer seichten Stelle mit glitzernden Kieselsteinen sechs Meter stromabwärts, wo er Wasser spuckend auf alle viere kam, ans Ufer kroch und gleich weiter in den Wald stiefelte, ohne einen Blick zurückzuwerfen, als handele es sich um die normalste Sache der Welt.
    Und so ging es im Eiltempo bis nach Monson, über einen beschwerlichen Pfad und durch noch mehr Flüsse. Unterwegs sammelten wir Narben und Schrammen auf unserer Haut, und die Insektenstiche verwandelten unseren Rücken in eine Reliefkarte. Am dritten Tag kamen wir wie benommen vor lauter Wald und verdreckt an eine sonnenbeschienene Straße, die erste seit Caratunk. Das letzte Stück bis zu dem verlassenen Flecken Monson war ein Sommerspaziergang. Unweit vom Zentrum des Städtchens befand sich ein altes, mit Schindeln verkleidetes Haus. Im Vorgarten stand eine bemalte Holzskulptur, ein bärtiger Hiker, der ein Schild trug: »Willkommen bei Shaw’s.«
    Das Shaw’s ist das berühmteste Gästehaus am Appalachian Trail, zum einen, weil es die letzte zivilisierte Rast für jeden ist, der sich auf die Hundred-Mile-Wilderness-Tour begibt, und umgekehrt die erste, für alle, die sie gerade hinter sich gelassen haben, zum anderen aber auch, weil in dem Haus eine freundliche Atmosphäre herrscht und es preisgünstig ist. Für 28 Dollar pro Person bekamen wir ein Zimmer, Abendessen und Frühstück und konnten dazu kostenlos Dusche, Waschmaschine und den Aufenthaltsraum benutzen. Das Haus wird von Keith und Pat Shaw geführt. Die Gründung ihrer Herberge vor 20 Jahren verdankten die beiden einem Zufall. Keith brachte eines Tages einen ausgehungerten Wanderer mit nach Hause, der später weitererzählte, wie nett man ihn hier aufgenommen hatte. Bereits wenige Wochen danach, berichtete Keith stolz, als wir uns ins Gästebuch eintrugen, hätten sie den zwanzigtausendsten Hiker begrüßen können.
    Es war noch eine Stunde Zeit bis zum Abendessen. Katz lieh sich fünf Dollar von mir – für Limonade, wie ich annahm – und verschwand auf sein Zimmer. Ich duschte, stopfte einen Haufen Wäsche in die Maschine und ging nach draußen auf den Rasen vor dem Haus, wo ein paar robuste Gartenstühle standen, auf die ich meinen müden Leib zu betten gedachte. Ich wollte mir eine Pfeife anzünden und mich der glückseligen Behaglichkeit eines sommerlichen Spätnachmittags und der angenehmen Vorfreude auf ein wohlverdientes Abendessen hingeben. Aus einem Fenster in der Nähe hörte ich das Klappern von Pfannen, wenig später ein Brutzeln. Ich wußte nicht, was dort gebraten wurde, aber es roch lecker.
    Nach einer Minute trat Keith vor die Tür und setzte sich zu mir. Keith war ein alter Mann, weit über 60, er hatte fast keine Zähne mehr und einen Körper, der so

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