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Picknick mit Bären

Picknick mit Bären

Titel: Picknick mit Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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berüchtigte Wildnis zu durchqueren. Da wir zwei Wochen zur Verfügung hatten, ließen wir uns von meiner Frau in Caratunk absetzen, einem abgeschiedenen Ort am Kennebec River, 61 Kilometer vor Monson und dem offiziellen Ausgangspunkt der Strecke. So blieben uns drei Tage, um uns einzustimmen, und wir hatten Gelegenheit, uns in Monson noch einmal mit dem Nötigsten einzudecken, bevor wir uns endgültig in die Waldwildnis begaben. Ich war bereits in der Woche, bevor Katz dazustieß, zur Erkundung weiter westlich, um den Rangeley und den Flagstaff Lake, ein bißchen gewandert, und ich hatte das Gefühl, als würde ich das Gelände einigermaßen kennen. Trotzdem war es der reinste Schock.
    Es war das erste Mal seit vier Monaten, daß ich wieder einen vollbepackten Rucksack aufsetzte. Ich konnte kaum fassen, wie schwer das Ding war, konnte kaum fassen, daß ich es je hatte fassen können. Der Druck war unausweichlich und entmutigend. Aber wenigstens war ich zwischendurch mal gewandert. Katz, das war sofort zu sehen, fing wieder bei Null an – eigentlich noch davor, genauer gesagt. Von Caratunk aus führte ein sanfter, acht Kilometer langer Anstieg zu einem großen See, dem Pleasant Pond. Das sollte eigentlich kein Problem sein, aber ich bemerkte gleich, daß Katz mit unglaublicher Anstrengung einen Fuß vor den anderen setzte und schwer atmete. Sein Gesicht zeigte einen entsetzten Ausdruck, als würde er sich fragen: Wo bin ich hier bloß gelandet?
    Wenn ich mich nach seinem Befinden erkundigte, konnte er immer nur in höchst erstauntem Tonfall »Mann, oh Mann!« von sich geben, und als er bei der ersten Pause nach einer Dreiviertelstunde den Rucksack auf den Boden plumpsen ließ, entfuhr ihm ein aus tiefster Seele kommendes »Schaaaaaaeiße!« – keuchend und schleppend, ein Geräusch, als würde sich jemand auf einem prallen Kissen niederlassen. Es war ein schwüler Nachmittag, und Katz war schweißüberströmt. Er holte eine Wasserflasche hervor und trank sie zur Hälfte aus. Dann sah er mich mit einem leicht verzweifelten Blick an, setzte den Rucksack wieder auf und tat wortlos seine Pflicht.
    Pleasant Pond ist ein Ferienort. Man hörte das vergnügte Kreischen von Kindern, die keine hundert Meter entfernt im Wasser planschten und schwammen – obwohl wir von dem See selbst durch die Bäume hindurch nichts erkennen konnten. Ohne den Lärm hätten wir gar nicht gemerkt, daß es dort einen See gab, eine ernüchternde Erinnerung daran, wie beklemmend dicht ein Wald sein kann. Hinter dem See erhob sich der Middle Mountain, schlappe 760 Meter hoch, aber in einem steilen Winkel – bei heißem Wetter und einem klobigen Sack hinten drauf, der auf die schwachen Schultern drückt, ist das doppelt so anstrengend. Ich trabte lustlos weiter bis zum Gipfel. Katz fiel sehr schnell weit zurück und kam mit unendlicher Langsamkeit hinterhergeschlurft.
    Es war bereits nach sechs, als ich auf der anderen Seite am Fuß des Berges ankam und an einem Flüßchen namens Baker Stream, neben einem grasbewachsenen, kaum benutzten Forstweg, einen guten Lagerplatz für uns fand. Ich wartete ein paar Minuten auf Katz und schlug dann mein Zelt auf. Als er nach 20 Minuten immer noch nicht kam, machte ich mich auf die Suche nach ihm. Es dauerte fast eine Stunde, bis ich ihn schließlich fand; seine Augen waren ganz glasig.
    Ich nahm ihm den Rucksack ab und stöhnte bei der nicht ganz unerwarteten Feststellung, daß er einigermaßen leicht war.
    »Was ist mit deinem Rucksack passiert?«
    »Hab’ ein paar Sachen weggeworfen«, erwiderte er mißmutig.
    »Was für Sachen?«
    »Klamotten und so.« Er war unsicher, ob er beschämt oder aggressiv reagieren sollte. Er entschied sich für letzteres. »Als erstes diesen blöden Pullover« Wir hatten uns beim Packen etwas über die Notwendigkeit von Wollsachen gestritten.
    »Aber es könnte kalt werden. Das Wetter ist wechselhaft in den Bergen.«
    »Ja, ja. Wir haben August, Bryson. Falls dir das noch nicht aufgefallen sein sollte.«
    Es hatte nicht viel Zweck, mit ihm zu diskutieren. Als wir das Lager erreichten und er sein Zelt aufschlug, warf ich einen Blick in seinen Rucksack. Er hatte fast seine ganze Ersatzkleidung weggeworfen und anscheinend auch einigen Proviant.
    »Wo sind die Erdnüsse geblieben?« fragte ich ihn. »Und deine , Salami?«
    »Wir brauchen den ganzen Scheiß nicht. Es sind doch nur drei Tage bis Monson.«
    »Der Proviant war hauptsächlich für die Hundred Mile Wilderness gedacht,

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