Piesberg in Flammen
an.
Da schnappte Lena nach Luft und holte erneut ihr Telefon hervor. Sie wählte Heegers Nummer. Er antwortete noch immer nicht. »Ich sollte den Notruf wählen«, schimpfte sie. »Aber wozu habe ich einen Mann, der Kommissar ist? Da wählt man nicht den Notruf wie alle anderen. Da geht man den direkten Weg.«
»Ich frage mich«, sagte Hero Dyk, »ob wir uns nach wie vor im Sinne seines Plans bewegen? Ob wir das tun, was er für uns erdacht hat?«
Lena nickte, als habe sie verstanden. »Doch wo zum Teufel ist dann meine Tochter?«
»Sieh hier«, sagte Hero Dyk und schob eine Holzlatte an der Garagenwand beiseite. »Dort steht der Land Rover. Ich weià jetzt immerhin, wo Simon ist.« Er nahm ihr das Telefon aus der Hand und steckte es in die eigene Tasche.
Lena sah ihn fragend an, und er wies auf das Haus von Trush-Orbeek. »Da drin«, sagte er. Das Haus lag vollständig im Dunkeln.
SECHZEHN
Hero Dyk sah zu den Männern und gab dann Lena ein Zeichen, ihm zu folgen. Sie traten aus dem Schatten der Garage heraus und gingen direkt auf das Haus von Jacqui LaBelle zu.
Die Männer sahen zu ihnen herüber, reagierten aber nicht. Als hätten sie die beiden völlig vergessen, gaben sie sich dem Trinken hin. Ein Augenblick im Schatten hatte ausgereicht, Hero Dyk und Lena aus ihrer Wahrnehmung verschwinden zu lassen. So erreichten beide unbehelligt Jacquis Haustür. Sie klopften ein paar Mal energisch, bis ihnen zögernd geöffnet wurde.
»Ja?« Sie hatte sich umgezogen und frisch geschminkt, was ihr jedoch nur unzureichend gelungen war. Sie hatte sich eine saubere Perücke aufgesetzt, es gab wohl mehrere davon.
»Lass uns rein«, sagte Hero Dyk. »Wir tun dir nichts. Wir wollen dir helfen.«
Jacqui lieà sie eintreten, schloss die Tür und ging zum Küchentisch, um sich noch mehr Wein einzuschenken. »Gläser findet ihr dort im Schrank«, sagte sie und hockte sich ermattet an den Tisch. Jede Kraft schien aus ihr gewichen zu sein, doch dann riss sie sich zusammen. Sie rückte den Stuhl zurecht, setzte sich gerade hin und grummelte ein wenig wie zu sich selbst. SchlieÃlich griff sie zu einem Glas Wasser, das auf dem Tisch stand, und trank es in einem Zug aus. Jetzt war sie in der Lage, Hero Dyk direkt anzusehen, doch die Schicht Fassung, die sie auftrug, war dünn und fadenscheinig.
Er und Lena setzten sich zu ihr, hielten aber einen gewissen Abstand wie zu einer Person mit ansteckender Krankheit oder schlechtem Charakter.
»Diese Frau muss weg«, forderte Jacqui. »Diese Trinkerin. Das habe ich Simon deutlich gesagt. Er hat sie hergebracht, er muss sie wieder wegschaffen. Egal, was die Zeitungen schreiben. Was will er überhaupt mit der Presse? Die wissen doch kaum, wer er ist. Die interessieren sich nur für ihn, weil er mein Sohn ist. Habt ihr gesehen, welches Pack hier plötzlich herumläuft? Die bedrohen mich, habt ihr das gesehen? In meinem eigenen Haus.«
»Du verlangst, dass Simon seine leibliche Mutter vor die Tür setzt?«
»Aber das ist doch nicht möglich. Als ich ihn adoptiert habe, hieà es, dass seine Mutter uns nie finden würde. Nie, verstehst du? Das haben sie versprochen.«
»Pieter und Hedi haben einen Weg gefunden.«
Jacquis Protest klang nur schwach.
»Was ist mit Feli?«, mischte sich Lena ein.
Jacqui zuckte desinteressiert die Schultern. »Hier war sie nicht.«
»Warum hat Trush-Orbeeks Tochter sich damals umgebracht?«, wollte Hero Dyk wissen. »Evelin. Warum hat sie das getan?«
»Ich hab sie beim Petting mit meinem Sohn erwischt«, antwortete Jacqui, und aus der Erinnerung schien sie neuen Mut zu schöpfen. »So etwas dulde ich nicht in meinem Haus! Der Junge war erst zwölf, glaube ich. Ja, zwölf oder so. Und das Mädchen viel älter.«
»Du hast es jedem erzählt, richtig? Du hast dich bei ihren Eltern beschwert über sie. Du hast dafür gesorgt, dass Evelin keinen Ausweg mehr wusste vor lauter Scham.« Er ging einen Schritt auf Jacqui zu, zog sie an den Armen von ihrem Stuhl und schüttelte sie.
»Ich hab ihr doch vertraut«, begehrte sie auf. »Du tust mir weh.«
»Was geschah danach?«, herrschte Hero Dyk sie an.
»Der Junge begann wieder zu sprechen. Es kam alles in Ordnung. Wir hatten danach eine wechselnde Betreuung für ihn, ich war ja oft auf Konzerten und musste singen. Ich nahm
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