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Piesberg in Flammen

Piesberg in Flammen

Titel: Piesberg in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich-Stefan Noelke
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gern junge Männer, die sich um ihn kümmerten, aber keine Mädchen mehr. Und niemals blieb jemand länger als ein halbes Jahr. Darauf habe ich geachtet. Mehr war nicht nötig. Simon sprach wieder und begann mit dem Basteln. Ein wenig verstockt ist er seither, das fiel mir auf. Bei den jungen Männern bin ich geblieben, so kam Pieter zu mir.«
    Â»Und die Nachbarn?«, mischte sich Lena ein. »Dieser Trush-Orbeek?«
    Â»Na ja«, fuhr Jacqui fort, »die hatten ja ihre Tochter verloren. Simon hat sie nicht trauern lassen, das hat mich sehr gewundert. Die Kinder aus dem Ort haben Stofftiere auf ihr Grab gelegt, die hat er alle gestohlen und verbrannt. Auch die Blumen. Die Mutter wurde ganz traurig. Ich glaube, an dem Kummer ist sie schließlich gestorben. Der alte Herbert saß fast nur noch auf seiner Bank und baute an seinen Maschinen.«
    Â»Komm«, sagte Hero Dyk aufgebracht. »Du musst mir etwas zeigen.« Er stieß sie die Treppe hoch, Lena folgte ihnen. Jacqui sträubte sich ein wenig. »Zeig mir, wo Simon schläft«, verlangte er.
    Im ersten Stock gab es vier Türen, die zu den Zimmern führten. Alle waren geschlossen. Jacqui öffnete eine davon. Sie sahen ein betont weiblich dekoriertes Schlafzimmer mit einem großen, ungemachten Bett darin. »Hier schläft er.«
    Â»Und du? Wo schläfst du?«
    Trotzig zeigte sie auf das gleiche Bett. »Auch da.«
    Â»Das glaube ich nicht!«, rief Lena und öffnete eine der anderen Türen, dann noch eine und schließlich die letzte.
    Es gab zwei Badezimmer und eine Ankleide, aber nur dieses eine Schlafzimmer.
    Â»Was soll das heißen?«, verlangte Lena zu wissen.
    Â»Das versteht ihr nicht«, sagte Jacqui. »Es gibt in diesem Haus nur dieses eine Schlafzimmer. Das ist nicht meine Schuld.«
    Lena schlug ihr mit der flachen Hand so heftig ins Gesicht, dass Jacqui hart gegen das Geländer fiel und sich heulend die Wange hielt. Sie sank auf die Knie.
    Â»Und wo zum Teufel ist jetzt Feli?«
    Â»Das weiß ich nicht«, heulte Jacqui. »Bitte, Sie dürfen mich nicht schlagen.«
    Lena spuckte auf die Frau. »Das mit dem Singen können Sie vergessen, wenn die Presse mit Ihnen fertig ist.«
    Â»Ich weiß«, stöhnte Jacqui.
    Hero Dyk fasste Lena hart am Arm und zwang sie die Treppe hinunter und nach draußen in den Regen. »Jetzt kannst du die Kavallerie rufen«, sagte er und gab das Handy zurück. »Sag, wer du bist, und sag ihnen, dass Feli entführt wurde. Wir wissen nicht, wo sie ist, wohl aber, wer es war.«
    Genau in diesem Moment klingelte Lenas Handy. Sie sah auf das Display und nahm das Gespräch an.
    Â»Wo zum Teufel steckt ihr alle, wenn ich nach Hause komme?«, wollte Karl Heeger wissen.
    Hero Dyk ging auf das mittlere Haus zu. Das aus Ziegelsteinen, das er bisher kaum beachtet hatte und das nun völlig im Dunkeln lag. Pretorius machte seine Kumpane auf ihn aufmerksam. Sie erhoben sich vom Tisch und traten in die Dunkelheit hinaus, aber Hero Dyk ging ohne zu zögern weiter, bis er vor der Tür stand. Statt den Klopfer zu nutzen, stieß er sie auf. Sie war nicht verschlossen und schwang auf, schon stand er im Flur.
    Es war kalt dort drin, der Fußboden war mit alten Fliesen im Schachbrettmuster belegt. Eine Kälte, die in den Knochen schmerzte. Es roch penetrant nach etwas Brennbarem. Benzin vielleicht. Die Zwischendecke zum ersten Stock bestand aus trockenem Holz. Balken und Dielen. Die Zwischenwände waren mit Fachwerk verstärkt. Überall lag Staub und auch etwas Unrat, was schlecht zu einem Mann wie Trush-Orbeek passen wollte. Alles Sachen, die gut brannten. Die Türen waren geschlossen. Direkt neben dem Eingang führte links eine hölzerne Treppe mit einer Wendung nach oben. Dort angekommen, sah er sich um. Er gab sich wenig Mühe, seine Schritte zu dämpfen. An der Wand stand eine Kommode, darauf eine Vase mit vertrockneten Blumen. Daneben lag eine Zeitschrift. Hero Dyk erkannte sie sofort. Er hatte sie im Büro von Reiner Hundt in der Hand gehalten. Das Organ der Obdachlosen.
    Auf der Zeitung lag ein mobiles Telefon. An einer Öse hatte jemand ein blaues Band befestigt. Daran erkannte Hero Dyk, dass es das von Feli war. Er nahm es in die Hand, das Display begann infolge der Bewegung zu leuchten und zeigte eine Vielzahl verpasster Anrufe. Er steckte es in die Tasche.
    Auch hier oben waren die Türen

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