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Piesberg in Flammen

Piesberg in Flammen

Titel: Piesberg in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich-Stefan Noelke
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geschlossen. Mit einer Ausnahme: Direkt über dem Eingang gab es ein Fenster zum Hof. Daneben stand eine Tür offen.
    Hero Dyk ging bis zum Fenster und sah in den Raum. Der Geruch nach Benzin kam von hier. Aus dem Zimmer. Ein paar weiße Mäuse kamen angelaufen und huschten zwischen seinen Beinen hindurch aus dem Raum heraus. Fast trat er auf eine drauf. Mitten im Zimmer lag ein offener Käfig auf der Seite. Nicht weit davon stand eine Apparatur, wie er sie auf der Kegelbahn in Wellendorf gefunden hatte. Die Brandmaschine.
    Jetzt sah er, womit die Feder gespannt wurde: Es war eine Wurst. Ein Bierbeißer. Ein Landjäger. Eine Polnische. Kabanossi. Völlig egal, um was für eine Sorte es sich handelte.
    Â»Mäuse«, sagte Hero Dyk und lachte still. »Sie beißen die Wurst durch, und das löst den Mechanismus aus.«
    Â»Großartig, nicht?«, fragte die Stimme von Simon aus dem Zimmer. Die Tür wurde mit einem Fuß weit aufgezogen. Er saß an einem Schreibtisch unter dem Fenster. Ein Mädchenzimmer voller Bücher und zarter Farben. Aufgeräumt. Alles war an seinem Platz. Man hatte es in Ehren gehalten, aber keinen Schrein daraus gemacht. »So einfach und elegant. Der Apparat kann sich durchaus mit Trush-Orbeeks Installationen messen. Er setzt jedoch ein Haus voraus, in dem sich Mäuse befinden.«
    Â»Ach, deshalb begannen die Häuser zu den unterschiedlichsten Zeiten zu brennen. Mäuse«, sagte Hero Dyk. »Dann habe ich also Mäuse in meinem Schreibhaus? Na … die sind jetzt wohl verbrannt. Aber warum musste es bei mir brennen?«
    Simon saß an Evelins Schreibtisch. In ihrem Drehstuhl. Er trug seinen langen Mantel und hatte die Beine von sich gestreckt, die Arme hingen entspannt an den Seiten herunter. Die unversehrte rechte Hand war nicht zu sehen, sie konnte alles Mögliche halten. Der Mantel und vor allem die Schuhe waren mit rötlichem Schlamm beschmutzt. »Das frage ich mich oft danach. Es hilft nicht wirklich«, sagte Simon. »Warum muss irgendein Haus brennen? Meine Mutter hat ihre Perversionen, ich habe meine. Das Wissen, da ist ein Brand gelegt. Manchmal dauert es Tage, bis endlich die Sirenen heulen. Es ist mein Feuer. Ich habe es entfacht. Das ist ein herrliches Gefühl. Ich reagiere meist impulsiv, wissen Sie? Es ist nicht durchdacht, was ich tue. Bei Hedi zum Beispiel fand ich meine eigenen Brandmaschinen. Ich wollte nicht, dass sie dort stehen. Am Ende war es ein grober Fehler, ihr Haus anzuzünden.«
    Â»Aber mein Schreibhaus?«, beharrte Hero Dyk.
    Â»Erklären kann ich das auch nicht«, antwortete Simon. »Es fühlte sich richtig an, als ich bei Ihnen einbrach, aber so ein Gefühl ist nie von Dauer. Das Feuer sollte Sie aufhalten, doch Sie haben es trotzdem bis auf den Piesberg geschafft. Sie kannten Evelin nicht, oder? Sie hat sich dort das Leben genommen.«
    Â»Trush-Orbeek hat mich dorthin bestellt. Hätten Sie gern solche Skulpturen gebaut, wie er es tat? Vielleicht mit ihm zusammen?«
    Â»Das durfte ich nicht«, sagte Simon. »Ich fürchte sogar, er hat sie nur gebaut, um mich davon ausschließen zu können. Mir hat das Herz geblutet, wenn ich ihn arbeiten sah. Ich habe mich mit Modellschiffen begnügt. Die Pistole unter der Treppe hat er mir gezeigt, das ja. Ich habe nicht verstanden, warum er das tat. Jetzt weiß ich es. Er wusste, dass ich sie eines Tages nehmen würde.«
    Simon hob die rechte Hand und zeigte die Pistole. Eine Maus machte sich an der Wurst zu schaffen. Die beiden Männer betrachteten sie still. Simon wäre verloren, wenn sich das Benzin entzündete.
    Â»Die da unten werfen mit Steinen nach den Objekten, um sie kaputt zu machen«, klagte Simon.
    Â»Hannes mochte Ihre Schiffe.«
    Simon lachte böse. »Er war nützlich. Ich weiß, wie man Schlösser knackt, aber ich wollte dabei nicht erwischt werden. Jetzt werde ich die Kerle nicht mehr los. Es ist wie in diesem Gedicht mit den Besen, die Wasser holen gehen. Goethe, glaube ich.«
    Das Heulen von Sirenen, die sich näherten, war jetzt zu hören. Das Flackern der Blaulichter spiegelte sich in der Fensterscheibe. Hero Dyk sah, wie Pretorius und seine Freunde Reißaus nahmen. Die Party war zu Ende.
    Â»Hannes war es, der Sie auf Hedi Steiner aufmerksam machte, richtig?«
    Diese Erkenntnis schien Simon zu überraschen. »Woher wissen Sie das?«
    Draußen baute sich die

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