Pilger Des Hasses
Nacht dabei und sah Rainald sterben. Sie ist sich seiner sicher. Sie will, daß er gefunden und zu ihr zurückgebracht wird. Sie betrachtet ihn als ihren Sohn, und nun braucht sie ihn mehr denn je.«
»Und nun sucht Ihr ihn. Aber warum hier im Norden? Er kann sich auch nach Süden gewandt haben, um sich in einem Hafen von Kent einzuschiffen. Warum im Norden?«
»Weil wir ein einziges Mal von ihm gehört haben, seit er verschwunden ist, und da reiste er gen Norden auf der Straße nach Newbury. Ich nahm denselben Weg, über Abingdon und Oxford, und ich habe überall nach ihm gefragt, nach einem jungen Mann, der allein reist. Aber ich kann ihn nur unter seinem eigenen Namen suchen, denn ich weiß keinen anderen.
Wie Ihr richtig sagt, wer weiß, wie er sich jetzt nennt.«
»Und Ihr wißt nicht einmal, wie er aussieht - ihr kennt nur sein ungefähres Alter. Dann jagt Ihr ein Gespenst!«
»Was verloren ist, kann immer wiedergefunden werden, man braucht nur Geduld.« Oliviers Falkengesicht, spitz und leidenschaftlich, verriet keine große Geduld, aber die Lippen waren störrisch und entschlossen zusammengekniffen.
»Nun«, überlegte Hugh, »wir können immerhin morgen hinuntergehen und zusehen, wie St. Winifred zu ihrem Altar gebracht wird, und Bruder Denis kann für uns die Gästeliste durchsehen und uns die zeigen, die im richtigen Alter und von entsprechender Art sind, ob allein oder nicht. Was die Fremden in der Stadt angeht, so glaube ich, daß der Stadtvorsteher Corviser uns die meisten herauspicken kann. In Shrewsbury kennt jeder jeden. Aber wenn Euer Mann hier ist, dann ist er wahrscheinlich in der Abtei abgestiegen.«
Er nagte nachdenklich an der Unterlippe. »Ich muß gleich morgen früh den Ring zum Abt schicken und ihm erklären, was mit seinen betrügerischen Gästen geschehen ist. Bevor ich selbst zur Feier gehe, muß ich ein Dutzend Männer ausschicken, die im Westen am Waldrand nach unseren Galgenvögeln Ausschau halten. Wenn sie über die Grenze gegangen sind, werden die Waliser ihre Freude an ihnen haben, und ich kann nichts weiter tun. Aber ich bezweifle, daß sie länger als unbedingt nötig im Wald bleiben werden.
Vielleicht sind sie gar nicht weit. Wie wäre es, wenn ich Euch beim Stadtvorsteher ließe, damit Ihr hier in der Stadt nach Eurer Beute suchen könnt, während ich meine jage? Danach können wir zusammen den Brüdern zusehen, wie sie ihre Heilige heimbringen und mit Bruder Denis die Gästeliste durchgehen.«
»Das würde mir gut passen«, erwiderte Olivier erfreut. »Ich würde auch gern dem Herrn Abt meine Aufwartung machen; ich erinnere mich, ihn in Winchester gesehen zu haben, wenn er mich auch wohl nicht bemerkt hat. Und damals im Clee-Wald war, wenn Ihr Euch erinnert, ein Bruder des Hauses dabei... Ihr müßt ihn gut kennen. Ist er noch in der Abtei?«
»Das ist er. Jetzt, nach den Laudes, liegt er wohl im Bett. Und ich glaube, wir sollten uns auch zur Ruhe legen, denn wir haben morgen viel vor.«
»Er war gut zu den jungen Verwandten meines Herrn«, sagte Olivier. »Ich würde ihn gern wiedersehen.«
Es war nicht nötig, nach dem Namen zu fragen, dachte Hugh, während er ihn nachdenklich betrachtete. Woher sollte er den Namen auch wissen? Er hatte ihn nicht erwähnt, als er von dem sprach, der kein Blutsverwandter war, ihn aber wie einen Sohn behandelt hatte, weshalb er die Benediktinertracht liebte.
»Das werdet Ihr!« sagte Hugh und erhob sich äußerst zufrieden, um seinen Gast zur vorbereiteten Schlafkammer zu führen.
8. Kapitel
Abt Radulfus und seine Ordensbrüder waren am Feiertag schon lange vor der Prim auf den Beinen, denn jeder hatte für die Vorbereitung der Prozession wichtige Aufgaben übernommen. Als Hughs Bote sich in der Wohnung des Abtes einfand, dämmerte es gerade, Tau war gefallen und es war kühl, und das erste Licht ließ die Dächer erstrahlen, während der große Hof noch in violettem Schatten lag. Die Bäume und Büsche in den Gärten warfen lange Schattenbänder über die Blumenbeete, die wie gewaltige Pinselstriche aussahen.
Der Abt nahm den Ring erstaunt und freudig in Empfang und war erleichtert, einen Makel, der den Ehrentag hätte beflecken können, beseitigt zu wissen. »Und Ihr sagt, diese Übeltäter waren Gäste unserer Abtei? Alle vier? Nun sind wir sie los, aber wenn sie, wie Ihr sagt, bewaffnet sind und sich in der Nähe im Wald versteckt halten, dann müssen wir unsere Reisenden warnen, wenn sie uns verlassen wollen.«
»Mein
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