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Pilger Des Hasses

Pilger Des Hasses

Titel: Pilger Des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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eine Hand auf den Arm, um ihn herunterzuziehen. »Unter so vielen Menschen? Natürlich ist er da. Er muß einer der ersten gewesen sein, denn er ist hier geblieben und hat sich gewiß einen guten Platz gesichert. Wir haben ja nicht alle gesehen, die zum Altar gegangen sind - wir waren bei Rhun, weit hinten.« Es war eine Mischung aus Wahrheit und Lüge, aber sie sprach zuversichtlich und klammerte sich an die erschütterte Hoffnung.
    »Aber wo ist er jetzt? Ich kann ihn hier drinnen nicht entdecken.« Aber im Speisesaal war es so unruhig, so viele Menschen gingen von Tisch zu Tisch, um mit Freunden zu sprechen, daß man leicht einen Mann übersehen konnte. »Ich muß ihn suchen«, sagte Matthew, der noch nicht sehr besorgt war, sich aber dennoch vergewissern wollte.
    »Nein, setz dich! Du weißt doch, daß er hier irgendwo sein muß. Laß ihn in Ruhe, er wird schon kommen, wenn er will.
    Vielleicht hat er sich ins Bett gelegt, weil er morgen barfuß weiterziehen muß. Warum willst du ihn jetzt suchen? Kannst du nicht einmal einen Tag auf ihn verzichten? Noch dazu an einem solchen Tag?«
    Matthew betrachtete sie mit einem Gesicht, aus dem alle Offenheit und Freude verschwunden waren, und löste sich sanft, aber entschlossen aus ihrem Griff. »Trotzdem, ich muß ihn finden. Bleib du hier bei Rhun, ich bin bald zurück. Ich will ihn nur sehen, um mich zu vergewissern...«
    Und damit war er fort und glitt unauffällig zwischen den feierlich gedeckten Tischen hindurch und sah sich genau um. Sie war unsicher, ob sie ihm folgen sollte, doch dann entschied sie sich dagegen, denn während er suchte, verging langsam die Zeit, und Ciaran entfernte sich immer weiter, und sie konnte hoffen, daß nach und nach sogar die Erinnerung an ihn verblassen würde, bis er ganz vergessen war. So blieb sie in der fröhlichen Gesellschaft, ohne ganz dabei zu sein, und mit jedem Augenblick, der verstrich, wußte sie weniger, ob sie sich sicherer oder unbehaglicher fühlen sollte. Schließlich konnte sie das Warten nicht mehr ertragen. Sie stand leise auf und huschte davon. Frau Alice, zwischen Tränen und Freude hin-und hergerissen, saß überschwenglich neben ihrem Schutzbefohlenen inmitten von Nachbarn, die so glücklich und redselig waren wie sie selbst, während Rhun, der etwas entrückte Mittelpunkt der Gruppe, noch mit seiner Erlösung beschäftigt war. Zwar antwortete er, so gut er konnte, auf Fragen, doch die Antworten klangen recht lahm. Melangell wurde nicht gebraucht, man würde sie vorläufig nicht vermissen.
    Als sie in die strahlende Mittagssonne hinaustrat, war es auf dem großen Hof völlig still; es war die ruhige Stunde nach dem Mahl. Der große Hof war so gut wie nie wirklich leer, immer kam und ging jemand durch das Torhaus, aber jetzt waren nur wenige Menschen zu sehen. Sie ging fast ängstlich in den Kreuzgang, wo ein einsamer Kopist seine Arbeit vom Vortag durchsah. Bruder Anselm stellte in seinem Arbeitszimmer die Musik für den Vespergottesdienst zusammen. Von dort aus ging sie in den Stall, wenn es auch keinen Grund gab, Matthew dort zu suchen, da er kein Pferd besaß und nicht zu erwarten war, daß sein Gefährte eines erworben hatte; dann in den Garten, wo einige Novizen allzu heftig wuchernde Triebe einer Hecke zurückschnitten; dann zum Bauernhof mit seinen Scheunen und Lagerhäusern, wo einige Laienbrüder ihre Pause genossen und wie alle anderen in der Enklave, wie alle in Shrewsbury und der Vorstadt, müßig über das Wunder des Morgens plauderten. Der gepflegte Garten des Abtes war menschenleer, die umsorgten Rosen strahlten in der Sonne.
    Die Wohnungstür des Abtes stand offen, und drinnen schienen einige Gäste zu sein.
    Sie wandte sich ängstlich wieder zum Garten. Sie war keine gute Lügnerin, sie war in dieser Kunst nicht geübt, und selbst für einen guten Zweck mochten ihre Fähigkeiten zur Lüge nicht ausreichen. Und in all dem Getriebe der Alltagsverrichtungen in der Abtei, wo es immer etwas zu tun gab, hatte sie Matthew nicht entdecken können. Aber er war gewiß nicht verschwunden, nein, denn der Pförtner konnte ihm nichts verraten. Ciaran war nicht zum Tor hinausgegangen; und sie selbst würde, solange sie nicht mußte, nichts verraten - bis Matthews besorgtes Herz mit dem Verlust ausgesöhnt und für einen anderen Menschen offen und empfänglich war.
    Sie machte kehrt, umrundete die Buchsbaumhecke, bis sie die eifrigen Novizen aus dem Blick verloren hatte, und prallte mit Matthew zusammen.
    Sie

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