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Pilger des Zorns

Pilger des Zorns

Titel: Pilger des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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besann sich jedoch eines Besseren. »Dann lasst uns diese unerquickliche Angelegenheit beenden«, gab er klein bei und öffnete die Geldkatze, die er am Gürtel trug.
    »Nichts lieber als das!«, entgegnete Bruder Hilpert und fingerte eine Handvoll Münzen unter seiner Kukulle hervor. Ein Würzburger Heller war schnell gefunden, woraufhin sich der Büttel rasch empfahl. Mit den Schaulustigen, die sich wieder ihrem Tagewerk zuwandten, verhielt es sich ebenso.
    »Damit Ihr es gleich wisst, Bruder –«, reagierte der Lockenkopf jedoch gänzlich anders als erwartet, »mit so was könnt Ihr bei mir keinen Eindruck schinden!«
    »Und damit Ihr es auch gleich wisst: Meine Absicht war eine gänzlich andere.«
    »Nämlich?«
    »Frieden zu stiften und Zank und Hader zu vermeiden«, erwiderte Bruder Hilpert lapidar. »Was, wie Euch bewusst sein dürfte, zu den vornehmsten Pflichten eines Mönchs gehört.«
    »Da habe ich aber ganz andere Erfahrungen gemacht!«, antwortete der Kapitän mit Bitterkeit in der Stimme. »Und das vor nicht allzu langer Zeit.«
    »So, und mit wem?«
    Die Augen des Kapitäns verschwanden fast hinter den zusammengepressten Lidern, und ein neuerliches Gewitter zog an seiner Stirn herauf. »Damit Ihr zufrieden seid: nicht mit Zisterziensern!«, beschied er Bruder Hilpert barsch.
    Doch der ließ sich nicht so schnell abwimmeln. »Korrigiert mich –«, verhärtete sich sein Ton und mit ihm die Miene, mit der er seinen Worten Nachdruck verlieh. »Hängen diese Schwierigkeiten etwa mit dem Landstrich zusammen, aus dem Ihr stammt? Oder mit dem, woran Ihr glaubt? Oder am Ende mit den Kisten da drüben, für die sich immer noch kein Abnehmer gefunden hat?«
    Außerstande, Bruder Hilpert Paroli zu bieten, starrte ihn der Kapitän mit finsterer Miene an. »Denkt meinetwegen, was Ihr wollt!«, stieß er zähneknirschend hervor, drehte sich auf dem Absatz um und ließ Bruder Hilpert einfach stehen.
    »Bedaure, aber das wird nicht gehen«, flüsterte Bruder Hilpert, ohne dass es einer der Umstehenden bemerkte. »Jetzt nicht mehr.«

     
    H

     
    »Schwierigkeiten?«, fragte Richwyn, der sich in der Abendsonne rekelte, als Bruder Hilpert das Fallreep erklomm.
    Der Angesprochene fuhr zusammen. »Kommt ganz darauf an, von welcher Seite aus man die Dinge betrachtet«, lautete die mehrdeutige Antwort, während Bruder Hilpert es sich neben Richwyn bequem machte.
    Der wiederum gähnte, rieb sich die Augen und richtete sich langsam auf. »Wenn irgend möglich, sollte man das Leben genießen, findet Ihr nicht auch?«, ging der Spielmann auf Bruder Hilperts Bemerkung nicht ein. Als sei nichts gewesen, schwang er die Beine von der Bank, beschirmte die Augen und blinzelte zu der Trutzburg hinauf, die sich auf einem schroffen Felssockel am gegenüberliegenden Ufer erhob. »Oder um es auf Lateinisch auszudrücken: »Sui cuique mores fingunt fortunam hominibus. [8] «
    »Cornelius Nepos!«
    Richwyn pfiff durch die Zähne und applaudierte affektiert. »Mein Kompliment – der Ruf, der Euch vorauseilt, besteht offensichtlich zu Recht.«
    »Und der Eure?«
    »Wie meinen?«
    Bruder Hilpert lächelte und stellte sich zum wiederholten Mal die Frage, woher er diesen Richwyn kannte. »Für einen Spielmann scheint Ihr über ein hohes Maß an klassischer Bildung zu verfügen«, hakte er nach.
    »Auf ehrliche Weise erworben!«, ließ sich Richwyn nicht aus der Ruhe bringen, schloss die Augen und sonnte sich.
    »Und wo?«
    »Heute hier, morgen da – Ihr wisst schon, Bruder! An der Tafel der Fürsten, in den Herbergen, den Schenken längs des Weges und natürlich auch …«
    »… in den Beichtwinkeln der Klöster?«
    Richwyns Augenlider schnellten in die Höhe. »Was vertrauliche Informationen betrifft, Bruder, dürftet Ihr mit Sicherheit über einen ungleich größeren Schatz an Erfahrungen verfügen!«, konterte er, spürbar auf der Hut.
    »Mag sein«, beharrte Hilpert ungerührt. »Wie die Dinge nun einmal liegen, scheint Ihr mir nichtsdestotrotz einiges vorauszuhaben. Wäre dem nicht so, würde Euch jenes Mädchen dort drüben in der Kajüte wohl kaum vertrauen.«
    »Noch dazu einem Spielmann – pfui! Wenn das nur mal kein Fehler war.«
    »Wohl kaum!«, ließ sich Bruder Hilpert nicht aus der Reserve locken. »Wobei man sich natürlich fragt, wie Ihr es zuwege gebracht habt, das Vertrauen jener bemitleidenswerten Maid zu gewinnen.«
    »Maid!«, lachte Richwyn gallig auf, milderte jedoch sofort den Ton. »Betreffs Eurer Frage: Die

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