Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)
heute Mittag nur zufällig. Und über Sie, Herr Palzki, bin ich deswegen
erstaunt, weil Otterberg ein gutes Stück außerhalb des Zuständigkeitsgebietes der
Schifferstadter Kripo liegt.«
»Das sollten
Sie mal Herrn Diefenbach sagen, der legt die Zuständigkeit etwas großzügiger aus.«
»Heißt das,
Sie sind auch wegen dieser Zisterziensersache hier?«
Jetzt war
es draußen. Zum zweiten Mal hörte ich von dieser seltsamen Sache. Da war die anonyme
Anzeige, die Gerhard an die zuständige Polizeibehörde weitergeleitet hatte. Klar,
KPD hatte das ja mitbekommen.
»Hat Herr
Diefenbach Sie auf diese Sache angesetzt?«
Becker schaute
erstaunt. »Weiß Herr Diefenbach von dieser Verschwörung?«
»Herr Becker«,
ich holte tief Luft. »Die Polizeibehörden sind international und sogar weltweit
vernetzt, ist Ihnen das als Krimiautor tatsächlich entgangen? Selbstverständlich
sind wir Beamte immer im Bilde darüber, was sich in unserer geliebten Pfalz so alles
abspielt. Also sagen Sie endlich: Was wissen Sie?«
Der Student
zog ein gefaltetes Blatt Papier aus der Tasche und gab es mir. »Sie brauchen nicht
aufzupassen, es sind keine fremden Fingerabdrücke drauf, das habe ich bereits in
meinem kleinen Detektivlabor überprüft.«
Prima, dachte
ich. »Wo haben Sie das Labor gekauft? Bei Toys»R«Us?«
Ich las
den maschinengeschriebenen Zettel. In wirren Sätzen wurde vor einem Geheimbund gewarnt,
der in Otterberg und Umgebung sein Unwesen treiben würde. Eines der Ziele des Geheimbundes
sei der Wiederaufbau des 1143 gegründeten Zisterzienserklosters auf dem ursprünglichen
Gelände. Dummerweise stand dort außer der Abteikirche ein beträchtlicher Teil der
Otterberger Ortsmitte.
»Das hat
ein Verrückter geschrieben«, meinte ich nach der Lektüre. »Von wem haben Sie das
erhalten?«
Becker zuckte
mit den Schultern. »Das wurde mir anonym zugeschickt. Auf einem beigefügten Zettel
stand, dass der Schreiber des Briefes gerne meine Krimis liest und davon überzeugt
ist, dass ich wohl kompetenter bin als die hiesige Polizei in Otterberg.«
Ich folgerte
daraus, dass die Schifferstadter Kriminalpolizei aus ähnlichen Überlegungen heraus
die anonyme Anzeige erhalten hatte.
»Und was
wollen Sie damit anfangen, Herr Becker?«
»Ist Ihnen
das nicht klar? Ich wusste, dass heute Abend der Vortrag stattfindet. Das ist eine
gute Gelegenheit, die Lage vor Ort zu sondieren. Vielleicht gibt sich der anonyme
Briefeschreiber zu erkennen?«
Pfarrer
Gregorius Lapa mischte sich in die Diskussion ein.
»Was Herr
Becker sagt, ist nicht so einfach von der Hand zu weisen, Herr Palzki. In Sachen
Zisterzienser rumort es im Ort schon länger. Man kann es schwer packen, es sind
Gerüchte, die in der Luft liegen. Dazu kommt, dass eine mysteriöse Immobiliengesellschaft
bereits ein paar bebaute Grundstücke im Ortszentrum erworben hat, teilweise sogar
über Strohmänner.«
»Vielleicht
hat jemand Öl gefunden?«
»Das dürfte
in unserer Lage ausgeschlossen sein«, meinte Lapa. »Außer, wenn jemand den Öltank
seines Nachbarn angebohrt hat.«
Dass Gregorius
Lapa auch Humor besaß, brachte ihm weitere Pluspunkte ein.
»Wie dem
auch sei, Herr Becker. Diese Sache soll die Kaiserslauterer Polizei klären. Wenn
es zum Mord kommen sollte, wird bestimmt mein Lauterer Kollege Tannenberg ermitteln.
Der hat eine ähnlich hohe Aufklärungsquote wie wir in Schifferstadt.«
Ich drehte
mich zu Nönn. »Sie sind doch Experte, wie beurteilen Sie die Situation?«
Herr Nönn
schien darauf gewartet zu haben, einen Kommentar abgeben zu dürfen.
»Da muss
man wirklich aufpassen und es nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es gibt immer
ein paar Ewiggestrige, die etwas so beibehalten wollen, wie es vor langer Zeit mal
war.«
Marco Fratelli
pulte in seinen Zähnen herum. Selbst schuld, dachte ich, hätte er den rohen Schinken
besser mal liegen lassen.
Der Pfarrer
schaute auf seine Uhr. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit bis zum Vortrag, und ich
würde Ihnen gerne vorher unsere Abteikirche zeigen.«
Auch wenn
dies die zweite Kirche war, die ich innerhalb kurzer Zeit von innen sehen würde,
war es besser, als hier im Pfarrhaus über ein paar Verrückte zu debattieren.
»Das ist
ein guter Vorschlag, Herr Lapa«, lobte ich ihn. »Die Snacks haben wir ganz gut dezimiert.
Da tut es gut, noch ein paar Schritte zu gehen.«
Während
wir in Richtung Kirchenportal gingen, nahm ich mir den Studenten zur Seite.
»Herr Becker,
ich wünsche, dass Sie nachher
Weitere Kostenlose Bücher