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Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Titel: Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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Diktiergerät aufgezeichnet hatte.
    »Aber nicht,
dass das morgen in der Zeitung steht!«
    Jutta gab
mir ironisch zu verstehen, dass nur der Student Becker und KPD Kopien erhalten würden.
    Ich verabschiedete
mich mit einem ›bis nachher‹, was Jutta nur ein Lachen abrang.
    Der Fall
kratzte an meinem Selbstwertgefühl. Trotz unendlicher Müdigkeit musste ich zum Dienst.
Die Sache im Bistum war mir zu wichtig geworden. Aus Erfahrung wusste ich, dass
hinter dem Ganzen eine riesige Schweinerei stecken musste, von der ich bisher nur
die Spitze eines Eisbergs entdeckt hatte. Ich hoffte, dass sich unser Junge noch
zwei oder drei Tage gedulden konnte.
    Stefanie,
die seit über zwei Stunden wehenfrei war, zog sich sogleich ins Schlafzimmer zurück.
Ich selbst schaffte diese Wegstrecke nicht mehr. Im Wohnzimmer sah ich noch die
Couch, und in der gleichen Sekunde war es um mich geschehen.
    »Hilfe!«
    Ein Schrei
ließ mich hochschrecken. Melanie stand blass in der Wohnzimmertür.
    »Mensch,
Papa, musst du mich so erschrecken? Ich dachte, da wäre ein Einbrecher! Was machst
du überhaupt auf der Couch?«
    Sie kam
einen Meter näher. »Bäh, du stinkst ja fürchterlich. Und wie du aussiehst! Hat Mama
dich rausgeworfen, und du hast im Blumenbeet schlafen müssen?«
    »Nicht frech
werden, Kleine«, konterte ich und schaute auf die Uhr. Kurz nach sieben in der Früh.
    »Warum bist
du so zeitig auf?«, fragte ich. »In den Ferien stehst du nie vor elf Uhr freiwillig
auf.«
    »Ich will
nur in der Küche einen Schluck Cola trinken, Papa. Willst du auch was?«
    »Wo hast
du die Cola vor deiner Mutter versteckt?« Manchmal konnte man von seinen eigenen
Kindern etwas lernen.
    »Hinter
den Kartons mit den Eiern«, verriet sie mir.
    Mit mittelmäßigen
Schwindelgefühlen stand ich auf, was bereits nach dem dritten Versuch klappte. Ich
schwankte in die Küche. Melanie füllte zwei Gläser Cola. »Dafür krieg ich aber ’ne
neue Flasche, wenn du mir ständig alles wegtrinkst.«
    Geschäftstüchtig
war sie, meine Tochter. Regelmäßig kam sie mit neuen Argumenten zwecks Erhöhung
ihres Taschengeldes. Wenn ich jedes Mal nachgegeben hätte, würde es inzwischen mein
Nettogehalt deutlich übersteigen. Cola war anscheinend teuer.
    Das schwarze
Getränk half nicht. Melanie rümpfte die Nase und hielt Abstand zu mir.
    »Ja, ja,
ich gehe gleich unter die Dusche. Ich bin nur so schmutzig, weil ich in deinem Zimmer
etwas gesucht habe.« Das war genug Retourkutsche.
    Kurz darauf
schlurfte sie wieder in Richtung Bett und wünschte mir eine gute Nacht. Schlafen
würde mir sicherlich gut tun, aber in einer Stunde wollte ich in der Inspektion
sein. Ich wählte unter der Dusche das selbst erfundene Märtyrer-Programm ›Kneipp-Dusche-Extrem‹.
Es half nicht. Ich stank zwar nicht mehr und hatte frische Kleider an, meine Müdigkeit
war nichtsdestoweniger immer noch überirdisch. Wegen fehlender Alternativen aß ich
zwei Bio-Bananen, einen bestimmt hochgesunden Biojoghurt mit undefinierbaren Brocken
aus irgendeinem Öko-Anbau und gaumenverklebendes Vollkornbrot. Selbstverständlich
mit mehreren Bio-Logos.
    Verschärfend
kam hinzu, dass ich zur Dienststelle laufen musste, da mein Wagen in Speyer oder
sonst wo parkte.
    »Mensch,
Reiner, du siehst aber mal verboten aus!« Das waren die Begrüßungsworte meines Kollegen
Gerhard, als ich in Juttas Büro trat, das sich als Treffpunkt mittlerweile etabliert
hatte.
    »Sorry,
ich habe irgendwas im Bad mit der Dusche verwechselt«, konterte ich und war erstaunt
über meine Schlagfertigkeit. Wahrscheinlich geschah es im Affekt.
    Während
Jutta und Jürgen mich ebenfalls mitleidsvoll begrüßten, schob mir Kollege Gerhard
eine gefüllte Tasse hin. Ich wusste, dass es nur ›Sekundentod‹ sein konnte. Und
im gleichen Moment hatte ich einen Gedankenblitz.
    »Jürgen,
kannst du später mal recherchieren, ob es Kaffee gibt, der besonders wertvoll ist
und sich daher der Schmuggel damit lohnt?«
    Nachdem
meine Kollegen belämmert aus der Wäsche geschaut hatten, meinte Jutta: »Reiner,
geh besser wieder heim. Wir haben alles im Griff. Anhand der Aufzeichnung können
wir die weiteren Schritte alleine festlegen.«
    »Nichts
könnt ihr«, fuhr ich ihr über den Mund. »Ich meine keinen gewöhnlichen Kaffee. Eher
eine Luxusversion.«
    Gerhard
reagierte ablehnend. »So was gibt es nicht. Kaffeebohnen kannst du überall in beliebiger
Menge kaufen.«
    Damit wollte
ich mich nicht zufriedengeben. »Vielleicht gibt es eine ganz

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