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Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Titel: Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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und so schlich ich langsam auf dem offenen Dachsteig in
Richtung Nachbargebäude. Dort mündete der Weg an einer geschlossenen Tür. Ich befand
mich etwa in der Mitte des Weges und stand somit frei im Feld, als ich von hinten
angeschrien wurde.
    »Hände hoch,
und flach auf den Boden legen!«
    Ich erschrak
höllisch, doch mir war klar, dass der Attentäter mich hier oben auf dem Speyerer
Präsentierteller nicht einfach abknallen würde. Und wenn doch, würde man in ein
paar Jahren zufällig ein weiteres Skelett finden.
    Sich mit
erhobenen Händen auf den Boden legen, das klappt in jüngeren Jahren bestimmt ganz
gut. Wenn sich mit reiferem Alter der Körperschwerpunkt ungünstig verändert hat,
muss man bei solchen akrobatischen Übungen höllisch aufpassen, um nicht auf die
Schnauze zu fallen. Dies passierte mir zwar nicht, dennoch war der Gitterrost alles
andere als bequem.
    Ich spürte
einen Schuh, der sich mir auf den Rücken stellte. Eine Sekunde später wurden mir
beide Arme nach hinten gezogen und dabei schmerzlich überdehnt.

15
Fratellis Pläne
     
    Als die Handschellen klickten, traute
ich mich, nach hinten zu schauen.
    »Ihr Idioten«,
fluchte ich. »Macht mich sofort los.«
    Die jungen
Polizisten waren mir unbekannt. Wahrscheinlich handelte es sich um Beamte der Speyerer
Polizeiinspektion.
    Sie ließen
sich auf keine Diskussion ein. Sie zogen mich wehrlose Person an meinen im Rücken
gefesselten Armen nach oben. Ich schwor mir, die beiden zu persönlichen Adjutanten
von KPD zu befördern. Dagegen würde ein Disziplinarverfahren ein Kindergeburtstag
sein.
    Die steile
Dachbodentreppe war für sie eine Herausforderung. Um mir weitere Genugtuung zu verschaffen,
verweigerte ich jegliche Mithilfe. Es hatte schon etwas klamaukhaftes, als die beiden
mich die Treppe hinuntertrugen, ohne sich dabei das Genick zu brechen.
    Stolz wie
Oskar schoben sie mich anschließend durch den Verbindungsflur und die breite Eingangstreppe
hinunter. Dort hatte die Odyssee endlich ein Ende. Jutta stürmte mit weiteren Beamten
das Gebäude.
    Meine Kollegin
kam auf mich zu, begutachtete die Handschellen und sagte: »So gefällst du mir, Reiner.«
    Die zukünftigen
KPD-Adjutanten erstarrten.
    »Ja, ja,
lasst ihn endlich frei, ihr habt einen Kollegen erwischt.«
    Während
die beiden mit hochrotem Kopf die Handschellen öffneten und sich tausendmal entschuldigten,
fragte Jutta:
    »Was ist
passiert? Wir haben nur ein paar diffuse Hinweise erhalten.«
    »Aus diesem
Gebäude ist auf mich geschossen worden, während ich im Tonstudio war.«
    Damit konnte
Jutta nicht viel anfangen. Vermutlich dachte sie, ich redete wirr. Bevor sie mir
aus Sicherheitsgründen die Handschellen wieder anlegen würde, klärte ich sie auf.
    »Nebenan
ist das Ordinariat. Im Dachgeschoss gibt es ein kleines Tonstudio. Das Studio hat
ein Fenster in Richtung dieses Gebäudes. Und von dort wurde auf mich geschossen.«
    Ich zeigte
auf das anschließende Gebäude.
    »Im ersten
Stock gibt es einen Verbindungsflur.«
    Jutta schickte
ein halbes Dutzend Beamte nach oben, was wahrscheinlich zwecklos war.
    »Hast du
den Schützen erkennen können?«
    »Ich sah
nur einen Schatten, das ging viel zu schnell.«
    Frau Knebinger,
die sich im Hintergrund gehalten hatte, mischte sich ein.
    »Ein Fremder
kommt unmöglich in diese beiden Häuser rein. Es muss sich um einen Bistumsmitarbeiter
handeln.«
    »Oder um
eine Bistumsmitarbeiterin«, ergänzte ich und stellte die beiden Damen einander vor.
    Ich sah,
wie Joachim Wolf mit einer neuen Tasche angerannt kam.
    »Um Himmels
willen, was ist passiert? Drüben im Ordinariat gehen die seltsamsten Gerüchte um.
Im Bauamt wäre jemand erschossen worden, und die Polizei würde gerade das Gebäude
stürmen.«
    Auch ihn
stellte ich Jutta vor und kommentierte in zwei, drei Sätzen die aktuelle Lage. Wolf
blickte schockiert.
    »Wer hat
alles einen Schlüssel für diesen Komplex?«
    Wolf überlegte.
»Da gibt’s schon ein paar. Etwa zwei Dutzend Mitarbeiter, die hier arbeiten, dann
haben im Ordinariat einige Personen einen Schlüssel, so wie Frau Knebinger und ich
zum Beispiel. Beim Empfang im Ordinariat hängt auch einer, weil da immer mal jemand
rüber muss, und sei es nur, um die Post zu verteilen.«
    »Der Peregrinus-Verlag
hat bestimmt auch einen Schlüssel?«, fragte ich verzweifelt.
    Wolf nickte.
»Und drei oder vier weitere Bistums-Organisationen ebenso.«
    »Das scheint
mir ein ziemlich öffentlich zugängliches Gebäude zu sein. Kann man

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