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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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etwa schon ausgeführt?«
    »Keine Ahnung, vielleicht ist das wieder nur ’ne Finte«, gab Tannenberg knapp zurück, während er unter dem Bett nach seinem rechten Schuh suchte.
    »Der meint mit ›kugelgleich‹ den Vollmond – klar!«, blitzte in Eva Glück-Mankowskis Brummschädel eine leuchtend helle Inspiration auf.
    »Könnte sein. Wie sieht der Mond im Moment aus?«
    »Wenn ich mich richtig erinnere, dann war es gestern Abend bei Fouquet sternenklar und der Mond war ziemlich rund.«
    Tannenberg schien die wiederauflebenden Erinnerungen an die gestrigen Ereignisse recht unangenehm zu sein, denn er schnappte sich umgehend die Jugendherbergskarte, steckte sie in sein faltiges Sommersakko und entfernte sich aus der vermeintlichen Lasterhöhle mit der Begründung, sich unbedingt zu Hause neue Kleider besorgen zu müssen.
     
    Als ob das Schicksal ihm an diesem fürchterlichen Morgen nicht schon genügend Wackersteine in den Weg gelegt hätte, musste er nun auch noch zu Hause in der Küche seiner Eltern einen regelrechten Spießrutenlauf über sich ergehen lassen.
    Erst nervte sein Vater mit neuen Enthüllungen der Bildzeitung über den Schlitzer, dann hielt er ihm demonstrativ die in der Rheinpfalz abgedruckten Fotos der beiden Mordopfer entgegen und schließlich versuchte er auch noch, ihn zu einem erneuten Informationsdeal zu überreden, währenddessen seine Mutter mehrere anzügliche Bemerkungen darüber machte, dass er in der Nacht nicht nach Hause gekommen war.
    Bei dieser einträchtigen Familienveranstaltung wollte Bruder Heiner verständlicherweise nicht zurückstehen und beglückwünschte ihn dazu, endlich wieder in die Welt der menschlichen Grundbedürfnisse zurückgekehrt zu sein.
    Und zu guter Letzt entdeckte Marieke auch noch eine bläulich unterlaufene Stelle an seinem Hals, die sie lautstark als Knutschfleck identifizierte. Als Tannenberg sich bereits ins Treppenhaus geflüchtet hatte, hörte er immer noch seine Nichte begeistert ausrufen: »Onkel Wolf hat einen Knutschfleck, und was für einen dicken Brummer.«
     
    Im Kommissariat ging es dann genauso weiter: Die Blicke seiner Sekretärin, von der er wusste, wie neugierig sie war, sprachen Bände; sie getraute sich aber anscheinend nicht, irgendwelche provokativen Bemerkungen zu machen. Ganz im Gegensatz zu Schauß, der seinen Chef bezichtigte, gestern Abend wie ein junger Auerhahn dermaßen penetrant gebalzt zu haben, dass er Sabrina in Sicherheit bringen musste.
    Tannenberg platzte der Kragen. Er verbot sich jegliche weitere Anspielungen auf seine Privatangelegenheiten. Außerdem verwies er darauf, dass man immer noch nicht den brutalen Serienmörder gefasst habe. Um seine Mitarbeiter auf den frustrierenden Boden der Tatsachen zurückzuholen, zog er die Karte mit dem Fliegenpilz aus seiner Jackentasche und übergab sie Schauß.
    »Das mit dem Vollmond ist so was wie’n Ultimatum«, sagte der junge Kriminalbeamte, gleich nachdem er das neue Gedicht durchgelesen hatte. »Der kündigt hier an, dass er bis zum nächsten Vollmond eine weitere Frau umbringen wird. Seh ich das richtig?«
    »Ja«, antwortete Tannenberg kurz, der sehr verwundert darüber war, wie schnell sein Kollege den Inhalt des Gedichts entschlüsselt hatte. Anscheinend funktionierte sein eigenes Gehirn gegenwärtig bedeutend langsamer.
    »Und wann haben wir den nächsten Vollmond?«, fragte Schauß.
    »Weiß nicht genau. Wo könnte man denn sowas rauskriegen?«
    »Im Internet!«, rief der junge Kommissar, sprang von seinem Stuhl hoch und riss die Tür auf. »Flocke, recherchier mal schnell im Internet, wann genau der nächste Vollmond ist.«
    »Brauch ich nicht, Michael.«
    »Wieso?«
    »Weil hier in meinem Tischkalender die Mondphasen eingetragen sind«, sagte Petra Flockerzie, schob die auf ihrem Schreibtisch allgegenwärtige Knäckebrotpackung beiseite und blätterte in ihrem Terminplaner herum. »Ich brauch da gar nicht lange zu suchen: Morgen Nacht beginnt in diesem Monat die Vollmondphase.«
    Tannenberg hatte die niederschmetternde Information mitbekommen. »Das heißt, uns bleibt nur noch heute und morgen Zeit, um diesen Drecksack zu fassen.«
    »Wenn dieses abartige Schwein die nächste Frau nicht schon umgebracht hat. Oder es ist wieder irgendeine falsche Fährte, die er da für uns ausgelegt hat.«
    »Das ist keine, das spür ich ganz deutlich. Das ist Teil seines Katz-und-Maus-Spiels. Der will mit uns ein perverses Wettrennen veranstalten, bei dem es um Leben und Tod

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