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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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ihnen auf dem mit weißen Steinen bestreuten Fahrweg entgegenkamen, ehrerbietend die Hüte von ihren Köpfen; und schließlich wurden sie freudestrahlend von einem graumelierten, sonnengebräunten Herrn im Smoking und einer blondgefärbten, ein wenig an eine leicht verblühte ehemalige Hollywooddiva erinnernde, Dame empfangen. Fouquet grüßte freundlich zurück, fuhr am Eingangsportal der Villa vorbei auf einen der unter hohen Laubbäumen angelegten Parkplätze und klärte Tannenberg, dem er sein Unbehagen angemerkt hatte, darüber auf, dass seine Eltern gleich nach Karlsruhe ins Theater fahren würden. Und sie deshalb den ganzen Abend unter sich seien.
    Trotz dieser durchaus positiven Informationen hatte Tannenberg bereits seinen vorhin etwas zu leichtfertig gefällten Entschluss bereut. Es war einfach nicht seine Welt, in die ihn Fouquet hier hineinkatapultiert hatte. Und gute Miene zum bösen Spiel zu machen, wie man so schön sagte, war nun mal schon gar nicht seine Sache, denn man merkte ihm seine emotionalen Befindlichkeiten leider stets direkt an, standen sie ihm doch regelrecht ins Gesicht geschrieben.
    Er befand sich in der Zwickmühle, denn auf der einen Seite fühlte er sich nicht wohl in dieser Umgebung, auf der anderen Seite war er aufgrund seiner beruflichen Position als Leiter des Kommissariats natürlich auch für ein gutes Arbeitsklima unter seinen Mitarbeitern verantwortlich. – Und seinen Kollegen schien es hier sehr gut zu gefallen. Also griff er zu einem bewährten Mittel, das er auch schon damals angewandt hatte, als er mit Lea des öfteren zu Cocktailpartys bei irgendwelchen affektierten Champusschlürfern aus dem Krankenhaus eingeladen war: Er schraubte seinen psychischen Belastungspegel mit Hilfe von Alkoholika in die Höhe.
    Als Tannenberg auf dem feuchten Pfad seiner Narkotisierungsstrategie bereits beim dritten Glas Rotwein angelangt war, erschien ein Cateringservice mit den versprochenen Fischplatten, die genau so exquisit waren, wie Fouquet es vorausgesagt hatte und die natürlich mit den dazu passenden Weißweinen zu verköstigen waren. Für die hatte der großzügige Gastgeber selbstverständlich auch gesorgt. Tannenberg fand im sehr gut bestückten Weinkeller der Familie Fouquet sogar seinen geliebten Chardonnay.
    Während der SOKO-Leiter im kühlen Kellergewölbe nach Weinraritäten Ausschau hielt, trafen oben im Garten zwei Musiker ein, die nach einer nur kurzen Instrumentenabstimmung damit begannen, Oldies aus den 70er und 80er Jahren zu spielen. Einige seiner Mitarbeiter tanzten bereits, als Tannenberg mit einer angestaubten Weinflasche aus den Katakomben der Villa zurückkehrte. Nachdem er sie entkorkt hatte, bediente er sich erneut am Fischbuffet, suchte sich etwas abseits einen Essplatz, hob sein Glas und prostete sich selbst zu.
    Wenige Augenblicke später erschien die leicht schwankende Kriminalpsychologin an seinem Tisch.
    »Das ist aber schön, Tannenberg, dass Sie mir noch zuprosten. Ich hab mich nämlich die ganze Zeit über nicht getraut, mich Ihnen zu nähern. Weil ich dachte, Sie sind bestimmt so sauer auf mich, dass ich Ihnen heute besser nicht mehr über den Weg laufe«, sagte die Profilerin und nahm einen großen Schluck aus ihrem Weinglas.
    »Liebe Frau Kollegin, wenn Sie sich bitte daran erinnern würden, was wir vorhin vereinbart haben: Keiner darf heute Abend über dienstliche Angelegenheiten auch nur ein Wort verlieren.«
    »Stimmt! Aber ich will doch nur sagen, dass ich diese Gehirnwäsche-Idee ganz toll finde.«
    »Die kommt aber von Fouquet, nicht von mir. Sie sollten den guten Chardonnay nicht so schnell runterschütten«, mahnte Tannenberg, fand aber kein Gehör bei seiner Kollegin, die zusehends betrunkener wurde.
    »Das ist wirklich ein tolles gruppes …, gruppendynamisches Treffen hier. Und die tolle Musik. Komm, wir tanzen!«, lallte Eva und zog Tannenberg in den Kreis seiner begeistert tanzenden Mitarbeiter, die nicht schlecht staunten.
    Aber ihr Chef registrierte die teils überraschten, teils belustigten Blicke, welche seine Kollegen untereinander austauschten, kaum mehr, zu sehr hatte ihm der reichliche Alkoholkonsum die Sinne vernebelt und die tolle langsame Musik seinen Trancezustand verstärkt. Außerdem spürte er deutlich den willigen weiblichen Körper, der sich immer enger und fordernder an den seinen schmiegte.
    »Was hältst du davon, wenn wir jetzt zu mir ins Hotel fahren und wir Rotkäppchen spielen?«, hauchte ihm Eva mit

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