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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Problem: Ich bin unmotorisiert. Kann mich von euch jemand mitnehmen? Ich müsste auch nochmal zu Hause vorbei, um zu duschen und mich umzuziehen.«
    »Natürlich, Chef, mit Vergnügen!«, erklärte sich Fouquet sofort bereit.
     
    »Mann, oh Mann – mein Traumauto!«, rief Tannenberg begeistert, als er vor dem schwarzen Porsche Boxter seines jungen Kollegen stand. »Edel geht die Welt zugrunde! Merkwürdig, diesen blöden Spruch sag ich jetzt bereits zum zweiten Mal, seit dem du bei uns bist.«
    »Wollen Sie ihn mal fahren, Chef?«, fragte der junge Kriminalbeamte mit stolzgeschwellter Brust, dem die Anspielung auf sein wohlhabendes Elternhaus nur ein ganz klein wenig unangenehm zu sein schien.
    »Nein, besser nicht. Erstens hab ich garantiert noch Alkohol im Blut, und zweitens würde ich den Boxter danach wahrscheinlich nicht mehr zurückgeben. Sag mal, wieso bist du eigentlich zur Polizei gegangen, mit deinem familiären Hintergrund? Dir hätte doch mit einem Jura- oder Betriebswirtschaftsstudium die ganze Welt sperrangelweit offen gestanden«, bemerkte der SOKO-Leiter, nachdem die beiden in dem todschicken Sportwagen Platz genommen hatten.
    »Das war mir alles viel zu langweilig. Außerdem kann ich ja später immer noch Jura studieren«, entgegnete Fouquet und startete den Motor.
    »Was für ein Sound!«, schwärmte Tannenberg. »Gib mal’n bisschen Feuer.«
    »Später auf der Landstraße! Außerdem sind wir ja schon fast bei Ihnen zu Hause.«
     
    Während Tannenberg sich in seine Wohnung begab, ließ sich sein Mitarbeiter unten im Erdgeschoss Kaffee und Kekse servieren. Er musste sich wie in einem mittelalterlichen Inquisitionsprozess gefühlt haben, so penetrant wurde er von den alten Tannenbergs über alles Mögliche ausgefragt. Aber mit stoischer Ruhe ließ er diese Tortur über sich ergehen. Allerdings merkte man ihm schon etwas an, dass er innerlich aufatmete, als Heiner Tannenberg mit seinen beiden Kindern in der Küche erschien. Während Marieke sich still an den Tisch setzte, eröffnete Tobias eine neue Fragerunde, die sich diesmal auf Fouquets Porsche bezog.
    Heiner Tannenberg hörte einige Zeit teilnahmslos den Äußerungen des jungen Kriminalbeamten zu und verließ dann urplötzlich wie von einer Tarantel gestochen den Raum.
    Kurze Zeit später stand er bereits oben im Schlafzimmer vor seinem sich ankleidenden Bruder. »Sag mal, kannst du deinem aufgeblasenen Porschefahrer nicht mal klar machen, dass er meine Tochter nicht so anglotzen soll. Das ist ja schrecklich, wie aufdringlich der Marieke die ganze Zeit angafft.«
    »Und warum ist dann Marieke nicht weggegangen?«, fragte Tannenberg gelassen. »Vielleicht hat’s ihr ja gefallen.«
    »Du spinnst wohl! Was ist denn eigentlich mit dem Typ, hast du schon was rausgekriegt?«, wollte Heiner wissen.
    »Mit was für’m Typ?«
    Tannenberg vermochte den Gedankensprung seines Bruders nicht nachzuvollziehen.
    »Der Kerl halt, der sich als angeblicher Freund meiner kleinen Marieke ausgibt, dieser Asoziale aus Krickenbach eben.«
    »Heiner, ich glaube, du solltest mal bei ’ner Selbsthilfegruppe für eifersüchtige Väter vorbeischauen. Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich so etwas nicht machen werde! Ich spionier doch nicht einem verliebten Schüler nach, kriminalisiere ihn womöglich noch, bloß weil du nicht erträgst, dass deine Tochter immer hübscher und attraktiver wird – und den lieben Pappi allmählich von seinem hohen Sockel runterstößt. Sei doch froh, dass sie überhaupt auf Männer wirkt …«
    »Aber sie ist doch erst 16«, unterbrach Heiner.
    »Sweet little sixteen«, begann plötzlich Tannenberg zu intonieren, schob sich an seinem verwirrten Bruder vorbei und ließ ihn wie einen ausgemusterten Gartenzwerg einfach in der Ecke stehen.
     
    Tannenbergs überraschend gute Laune erfuhr zwar durch die flotte Fahrt in Fouquets Sportcabrio kurzzeitig noch eine weitere Steigerung, sie wurde aber jäh beendet, als die beiden Ermittler die herrschaftliche Prachtvilla vor den Toren Pirmasens erreichten. Es war nicht so sehr das zwar etwas protzige, architektonisch aber überaus gelungene Anwesen mit seinem weitläufigen, parkähnlichen Gelände, das Tannenberg die Stimmung vermieste. Es waren die Personen, die die Staffage in diesem großbürgerlichen Ambiente bildeten.
    Da winkte ihnen zuerst ein geschäftiger Gärtner aus den bunten Blumenrabatten neben dem schmiedeeisernen Riesentor freundlich entgegen; dann nahmen zwei ältere Männer, die

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