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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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demnächst bei mir aufkreuzen werden. Aber ich hab damit wirklich nix zu tun. Ich war nur dabei. Wir haben nur die Leiche gefunden, sonst nix. Ich bin doch …«
    »Jetzt aber mal langsam!«, unterbrach ihn Tannenberg.
    »Ich bin doch kein Mörder! Ich hab wirklich nix damit zu tun. Ich war nur dabei«, plapperte er weiter.
    »Langsam, langsam. Setzen Sie sich doch erst mal hin«, wollte nun auch Schauß den älteren Mann beruhigen.
    »Ich kann mich aber jetzt nicht setzen. Ich will nicht, dass Sie denken, dass ich was damit zu tun hab. Früher hab ich dummes Zeug gemacht, war hinter jedem Weib her. Aber das, wofür ich vor Gericht war, hat nie gestimmt. Ich bin ja auch immer freigesprochen worden.«
    »Das wissen wir doch schon alles, Herr Stammer«, meinte Tannenberg ruhig. »Wir wollen von Ihnen doch nur wissen, warum Sie nicht dort oben am Pfaffenbrunnen auf uns gewartet haben, so wie Ihr Freund, der Herr Metzger.«
    »Ei, das ist doch klar. Weil ich Angst hatte, dass Sie mich sofort verdächtigen würden. Deshalb hab ich dem Fritz gesagt, dass er Ihnen nix sagen soll«, entgegnete Willy Stammer aufgeregt.
    »Ja, aber wenn Sie doch nichts verbrochen haben, dann haben Sie doch auch nichts zu befürchten«, bemerkte Schauß.
    »Aber damals hab ich ja auch nix verbrochen gehabt. Jedenfalls hab ich nix gemacht, was diese Nutten nicht wollten. Und da bin ich auch verdächtigt worden.«
    »Gut, Herr Stammer. Ist Ihnen an dem Morgen oben am Pfaffenbrunnen oder auf dem Weg dorthin irgendetwas Besonderes aufgefallen?«, fragte Tannenberg. »Zum Beispiel ein Auto, das wegfuhr, oder eine auffällige Person oder sonstwas?«
    »Ich hab lang nachgedacht. Ich glaub, dass da was war …«
    »Und was?«, fragte Schauß in die Redepause.
    »Was mit nem Auto …«, Stammer schloss die Augen. »Irgendwas mit ’nem Auto … Genau, mit der Tür muss was gewesen sein. Da hat einer ein paar Mal hintereinander die Tür zugehauen. So, wie wenn das Schloss kaputt wäre und die Tür nicht einrastet. Also nicht so, wie wenn einer verschiedene Türen hintereinander zuschlägt. Das hört man ja. Sondern, wie wenn die Tür an ’nen Widerstand schlägt.«

4
    »Wolfi, auch wenn ich allmählich alt werde. Du kannst die Treppe so leise runterschleichen wie du willst. Ich hör dich trotzdem«, rief Mutter Tannenberg stolz wie eine Warenhausdetektivin, die gerade einen Dieb in flagranti ertappt hat. »Du kannst doch nicht ohne Frühstück zur Arbeit gehen. Komm schon rein und trink mit uns Kaffee.«
    »Aha, mein Sohn, der Herr Kriminalhauptkommissar. Hast du schon gelesen, was die Rheinpfalz heute zu eurem Mordfall schreibt?«, fragte der Senior, nachdem Tannenberg am Tisch Platz genommen hatte. »Soll ich dir’s vorlesen?«
    »Guten Morgen, lieber Herr Vater, danke, ich kann schon selbst lesen – und das bereits seit meiner frühen Kindheit«, antwortete der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission morgenmuffelig.
    »Du warst so ein süßer Junge, Wolfi, wirklich so süß«, schwärmte Margot Tannenberg, unterbrach für einen kurzen Augenblick ihre Küchenarbeit und seufzte mehrmals leise vor sich hin.
    »Mutter, bitte!«
    »Willst du’s nun hören oder nicht?«, bohrte Jacob Tannenberg nach, ging dann aber, als sein Sohn weiterhin keine Zustimmung signalisierte, sofort in die Offensive. »Weißt du was, ich frag doch gar nicht lange. Dann lese ich’s eben deiner Mutter vor. Also: Wie der leitende Oberstaatsanwalt Dr. Hollerbach bei der eigens einberufenen Pressekonferenz gestern Nachmittag bekannt gab, gibt es bezüglich des am Pfaffenbrunnen aufgefundenen weiblichen Leichnams bereits erste Erkenntnisse. Obwohl der Oberstaatsanwalt zur Todesursache und zur Tatwaffe aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben machen wollte, teilte er mit, dass es eindeutige Anzeichen der Fremdeinwirkung gäbe.«
    »Was für ein ausgemachter Schwachsinn!«, rief Tannenberg dazwischen. »Soll die Frau sich etwa erst von hinten erstochen und dann anschließend selbst auf den Felsen gelegt haben? Typisch Hohl – Hohl – Hollerbach!«
    »Lass mich doch erst mal fertig vorlesen!«, schimpfte der Senior ungehalten. »Also, wo war ich? Da war ich: Bei der Toten handelt es sich um die 39-jährige städtische Angestellte Elvira Kannegießer. Die Frau lebte alleine in einem Appartement im Uniwohngebiet. Als Todeszeitpunkt hat der Gerichtsmediziner den Zeitraum zwischen 22 und 24 Uhr am Samstagabend ermittelt. In diesem Zusammenhang bittet die Kriminalpolizei die

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