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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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eigentlich einen ausgeben. Schließlich habe ich Ihnen eben das Leben gerettet.«
    »Oh Gott, Chef, was ist denn passiert?«, rief Petra Flockerzie sichtlich betroffen.
    Trotz der zwei Gläser Riesling zum Mittagessen war Tannenberg seit dem vor ein paar Minuten durch seinen Körper gejagten Adrenalinstoß hellwach. »Gar nichts passiert, Flocke. Der Herr Kriminalhauptmeister sieht mal wieder Gespenster. Ich wollte unten nur mal seine Reaktionszeit und die Bremsen seines komischen aufgemotzten Autos testen. Ich hab mal irgendwo gelesen, dass nur solche Menschen von derartigen Wahnvorstellungen heimgesucht werden, die in ihrem Beruf nicht ausgelastet sind. Und da helfen wir doch gerne dem Kollegen Geiger und schicken ihn jetzt ins Labor, damit er uns mit den neuesten Erkenntnissen der Kriminaltechnik versorgt«, sagte Tannenberg, drehte sich zur Sekretärin um und kniff sein linkes Auge zusammen. »Sag mal, Flocke, machst du ’ne neue Diät? Das sieht ja lustig aus. Was ist denn das Leckeres?«
    »Ja, Chef, muss leider mal wieder sein. Das ist Trennkost, soll unheimlich gut wirken«, entgegnete die Sekretärin optimistisch.
    »Und was ist das Feines?«, fragte Tannenberg, während er interessiert in die geöffnete Tupperdose blickte. »Ich seh nur Gelb.«
    »Das sind Curry-Zwiebel-Kartoffeln.«
    »Da kann mein Mittagessen natürlich nicht mithalten. Na, dann wünsche ich mal einen guten Appetit.«
    »Danke, Chef. Was gab’s denn bei Ihnen zu Hause?«, fragte Petra Flockerzie neugierig.
    »Och, nix Besonderes, Flocke. Nur selbst gemachte Käsespätzle mit braun geschmorten Zwiebeln und reichlich verlaufenem Käse. Dazu einen Salatteller mit Croûtons und Knoblauchdressing. Nicht zu vergessen die Mousse au Chocolat als Nachtisch. Und natürlich der Riesling«, sagte Tannenberg grinsend und verabschiedete sich in sein Arbeitszimmer, wobei er sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, laute Brumm- und Schmatzgeräusche aus der Richtung seiner Sekretärin zu vernehmen.
    Als sich Tannenberg auf seinen gefederten Bürosessel fallen ließ, registrierte er zufrieden, dass Petra Flockerzie trotz ihres strapaziösen Dauerkampfes mit ihrem Übergewicht manchmal in der Lage war, richtig gute Arbeit zu leisten; zumal er wusste, dass es garantiert angenehmere Schreibtischarbeiten gab, als seine oft chaotischen und schwer verständlichen Tonbandaufzeichnungen mühevoll zu transkribieren.
    Schmunzelnd und zeitweise kopfschüttelnd las Tannenberg in der mehrseitigen Abschrift, bis er von lauten Klopfgeräuschen gestört wurde. »Ah, der Herr Kommissar Schauß. Du, ich hab mir eben mal die Sachen durchgelesen, die ich heute Morgen bei der Wohnungsbesichtigung auf Band gesprochen hab. Es ist ganz klar: Da muss ein Mann gelebt haben, zumindest zeitweise.«
    »Ja, Wolf, den Eindruck hatte ich auch. Wahrscheinlich einer der Studenten, von denen der Hausmeister berichtet hat.«
    »Stimmt, ist vielleicht am wahrscheinlichsten.« Tannenberg überdachte noch einmal das, was er gerade von sich gegeben hatte. »Nein, das ist eigentlich nicht sehr plausibel. Ein Student, der im selben Haus wohnt, wird wohl kaum Zahnbürste und Rasierzeug in die andere Wohnung stellen. Der würde bestimmt die Sachen in seiner Bude lassen, oder?«
    »Da hast du sicher recht.«
    »Es wird also wohl eher ein Kerl von außen gewesen sein, also kein Student, sondern irgendein anderer Lover. Das soll der Geiger mal abklären, wenn er aus’m Labor kommt. Der muss dann sofort in die Kurt-Schumacher-Straße fahren und endlich mal die Hausbewohner ausquetschen. – Wo bleibt der eigentlich? Der sollte doch nur mal kurz zu Mertel und fragen, ob die was Neues für uns haben.«
    »Der hat bestimmt mal wieder einen Abstecher in die Kantine gemacht«, stichelte Schauß.
    »Ich ruf den Mertel jetzt an, den wollte ich sowieso noch was fragen«, sagte Tannenberg und tippte die Nummer der Spurensicherung. »Hallo, Karl, sag mal, war der Geiger schon bei euch? – Na, das ist ja interessant. Wenn er zu dir kommt, schick ihn gleich zur Wohnung der Frau. Er soll die Nachbarn befragen. Vor allem, ob sie in der letzten Zeit einen festen Lover hatte. Was ist eigentlich mit der Katze? – Keine Spur. Okay, da soll der Geiger sich auch mal drum kümmern.«
    Tannenberg blickte auf die großen Zeiger der an der gegenüberliegenden Wand angebrachten alten Bahnhofsuhr, die ihm seine Mitarbeiter zur Beförderung geschenkt hatten. »Du, Michael, der Rentner, der die Leiche gefunden hat, kommt

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