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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Bevölkerung um Mithilfe, besonders hinsichtlich der Klärung folgender Fragen: Wer kann Angaben darüber machen, wo sich Frau Kannegießer in der Zeit zwischen Freitag 18 Uhr und Samstag 24 Uhr aufgehalten hat? Nach Angaben einer Bekannten wollte das Mordopfer am Samstagabend ein Konzert im Kulturzentrum Kammgarn besuchen. Wer hat sie dort oder in der Umgebung der Gartenschau gesehen? In wessen Begleitung hat sich die Frau befunden? Wer hat am Samstagabend auf dem Parkplatz an der Tennishalle in der Kurt-Schumacher-Straße oder in dessen unmittelbarer Nähe verdächtige Beobachtungen gemacht? Mitteilungen, selbstverständlich auch streng vertraulich, unter der Telefonnummer …«
    »Danke, Vater, aber unsere Telefonnummer kann ich nun wirklich auswendig«, unterbrach der Kriminalbeamte.
    »Da steht aber noch was unglaublich Interessantes!«
    »Und was steht da so unglaublich Interessantes? Dass wir den Mörder schon haben, oder was?«, fragte Tannenberg gelangweilt.
    »Na, so was Ähnliches.« Der Senior rückte kurz seine Lesebrille zurecht und setzte die für die beiden anwesenden Familienmitglieder bestimmte Zeitungslektüre fort: »Wie der leitende Staatsanwalt auf Nachfragen der Presse mitteilte, führt eine erste Spur ins Prostituiertenmilieu.«
    »Ich lach mich tot! Dieser Hollerbach ist wirklich auf die Finte reingefallen! Das gibt’s doch nicht, wie kann man nur so blöd sein! Typisch: Hohl – Hohl – Hollerbach«, feixte Tannenberg.
    »Wolfi, du sollst nicht so abfällig über deinen Chef sprechen. Wenn das mal jemand hört«, merkte Margot Tannenberg kritisch an und beugte sich von hinten über ihren Mann. »So eine hübsche, junge Frau. Und jetzt ist sie tot …«
    »Mausetot«, ergänzte ihr Ehemann trocken.
    Tannenberg befand sich bereits im Aufbruch und nahm noch einen letzten großen Schluck Kaffee, als sich sein Zeitung lesender Vater erneut lautstark bemerkbar machte.
    »Aber, das Beste hab ich ja noch gar nicht vorgelesen. Willst du es nicht hören, Wolfram?«
    »Doch, Vater, ich kann die Spannung wirklich kaum mehr ertragen.«
    »Also, da steht: Die Staatsanwaltschaft hat für sachdienliche Hinweise zur Ergreifung des oder der Täter eine Belohnung von 2000 Euro ausgesetzt. Stellt euch mal vor, 2000 Euro! Wie viele Tippscheine ich dafür ausfüllen könnte. Wenn’s jetzt der flotte Willy war, dann bekomm ich doch die Belohnung, oder?«
    »Klar, Vater, und das goldene Sherlock-Holmes-Abzeichen gleich mit dazu!«, sagte Tannenberg und machte sich sogleich auf den Weg zu seiner Dienststelle.
     
    Kommissar Schauß hatte den Pförtner im Eingangsbereich der Kriminalinspektion gebeten, ihn sofort telefonisch zu benachrichtigen, sobald Tannenberg das Gebäude betreten würde.
    Nachdem der verabredete Anruf eingegangen war, begab sich Schauß umgehend ins Treppenhaus und empfing seinen sichtlich überraschten Vorgesetzten.
    »Warum empfängst du mich schon hier? Was ist denn los? Ist der Hollerbach schon da, oder was?«
    »Nein, Wolf, ganz so schlimm ist es nicht. In deinem Büro wartet ein ziemlich aufgeregter Mann, der behauptet, der Lover unserer Toten zu sein. Der ist vor zehn Minuten hier aufgekreuzt und macht einen ziemlich konfusen Eindruck.«
    »Interessant! Den knöpf ich mir gleich mal vor. Hast du schon was aus ihm rausgekriegt?«
    »Der redet ununterbrochen. Ich hab ihm aber gesagt, dass du ihn bestimmt selbst befragen willst und er sich deshalb noch ein wenig gedulden soll.«
    »Sehr gut, Michael! Komm, das machen wir gemeinsam«, sagte der Leiter des K 1 zufrieden und überließ seinem jungen Mitarbeiter großzügig den Vortritt in die Diensträume.
    Tannenberg wusste genau, was nun wieder passieren würde. Wie oft hatte Kriminalrat Weilacher ihn ermahnt, sich mit der Beurteilung der Person eines Zeugen oder Verdächtigen Zeit zu lassen; abzuwarten, bis mehr Details zur Einschätzung des jeweiligen Menschen zur Verfügung standen. Obwohl er sich redlich Mühe gegeben hatte, war es ihm aber eigentlich nie gelungen, die kritischen Anmerkungen seines Mentors zu beherzigen. Das Einzige, was er verändert hatte, war, dass er seine spontanen Erstbeurteilungen nicht mehr den anderen mitteilte, sondern die Einordnungen der Personen in seinen Typen-Katalog weitgehend für sich behielt. Und dieser dynamische Mensch im besten Handelsvertreteralter, der da auf ihn zugestürmt kam, passte einfach ganz genau in die Schublade ›Versicherungsvertreter‹.
    »Also, ich bin völlig fertig!«, jammerte

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