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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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der mittelgroße, solariumsgebräunte Mann gleich los.
    »Guten Morgen, Herr …?«, empfing ihn Tannenberg.
    »Was? … Herr? … Ach so! Entschuldigen Sie: Konopka – Erwin Konopka. Ich bin völlig fertig«, wiederholte er und schüttelte kurz die ihm von den beiden Ermittlern entgegengestreckten Hände.
    »Kommen Sie, beruhigen Sie sich erst mal! Wir gehen in mein Büro und dann unterhalten wir uns in aller Ruhe. Flocke, machst du uns Kaffee?«
    »Klar, Chef, schon in der Maschine.«
    Die drei Männer nahmen am Besuchertisch Platz.
    »So, Sie kennen also Frau Kannegießer?«, fragte Tannenberg ohne Umschweife, während er sich unter der Tischplatte die feuchten Überbleibsel aus dem kurzen Körperkontakt mit Konopkas teigiger, schweißnasser Hand an seiner beigen Leinenhose abwischte.
    »Was heißt hier kennen? Wir sind seit einem halben Jahr ein Paar. Ich wollte mich sogar von meiner Familie trennen und Elvira heiraten«, schniefte Erwin Konopka. »Und jetzt ist sie tot! – Oh Gott!«
    Tannenberg schwieg einen Augenblick und schaute demonstrativ an die Decke. Schauß wusste dieses Signal sofort zu entschlüsseln. Es bedeutete, dass er für eine gewisse Zeit ganz alleine für die Durchführung der Befragung zuständig war. Denn Tannenberg nahm sich die Freiheit heraus, während der nächsten Minuten sich nahezu ausschließlich auf die Begutachtung der vor ihm sitzenden Person zu konzentrieren. Natürlich konnte er seine Eindrücke in Anwesenheit von Herrn Konopka nicht direkt in sein Diktiergerät sprechen, aber das würde er sofort anschließend an die Befragung nachholen.
    Während Kommissar Schauß relativ belanglose statistische Daten des Mannes einholte, beobachtete Tannenberg den Menschen, der in letzter Zeit der Toten wahrscheinlich so nahe wie kein anderer gestanden hatte. Das Auffallendste an ihm waren sicherlich die von einem goldenen Brillengestell eingefassten Plusgläser, welche die Augen größer als normal erscheinen ließen. Vielleicht empfand Tannenberg dieses Detail aber auch nur deshalb als besonders markant, weil er sich mit seinem Bruder noch vor ein paar Tagen darüber gestritten hatte, ob kurzsichtige Menschen Plus- oder Minusgläser zum Ausgleich ihres Sehfehlers benötigten. Vielleicht war es aber auch dieser leichte Silberblick, den Tannenberg zu bemerken glaubte.
    Warum sind mir Menschen mit schmalen Lippen eigentlich so unsympathisch, fragte sich Tannenberg, während seine Augen weiter das sonnengebräunte Gesicht Konopkas abtasteten. Vielleicht, weil diese Leute oft verbissen und feindselig wirken? Warum hat der Mann eigentlich noch keine grauen Haare? Schauß hatte Konopka doch gerade nach seinem Geburtsdatum gefragt. Der ist schließlich 5 Jahre älter als ich, warum hat der noch keine grauen Haare?
    Tannenberg hätte es so gerne gewusst, aber er konnte natürlich unmöglich in einer derart delikaten Situation solch einen Blödsinn fragen. Außerdem bestand ja auch die Gefahr, dass Konopka ihn möglicherweise verklagen würde. Denn spätestens nach dem Gerichtsurteil, das der Bundeskanzler gegen die Presse erwirkt hatte, durfte niemand in Deutschland einen anderen mehr ungestraft bezichtigen, seine Haare gefärbt zu haben.
    Ein kleiner Stoß an Tannenbergs Knie beendete abrupt die Erörterung einer der wichtigsten Fragen der aktuellen Weltpolitik.
    »So, Herr Konopka, nun mal zum letzten Wochenende«, begann der Leiter des K1. »Haben Sie da Frau Kannegießer irgendwann getroffen oder gesehen?«
    »Ja, ich hab sie am Freitag nach Dienstschluss um 13 Uhr 30 am Rathaus abgeholt.«
    »Ah, sie hatte nur ’ne halbe Stelle!«, schlussfolgerte Kommissar Schauß spontan.
    »Nein, lieber Herr Kollege, alle Mitarbeiter des Rathauses machen freitags bereits um 13 Uhr 30 Feierabend. Irre, oder? Absolute Dienstleistungswüste! Und das in einer angeblichen Großstadt!«, belehrte ihn Tannenberg und wandte sich wieder dem Freund der Toten zu. »Aber das ist ein anderes Thema. Was haben Sie dann gemacht, Sie und Frau Kannegießer?«
    »Wir sind gleich zu ihr gefahren. Wir hatten ja nicht viel Zeit. Ich musste schließlich um 18 Uhr schon in Köln sein, wegen der Fortbildung.«
    »Und wie lange dauerte diese Fortbildung?«, wollte Schauß wissen.
    »Bis gestern Nachmittag.«
    »Waren Sie die ganze Zeit über in Köln, oder sind Sie abends wieder nach Hause gefahren?«, fragte Tannenberg.
    »Nein, nein, das ging nicht. Wir hatten bis 21 Uhr Seminar und mussten morgens wieder früh raus.«
    »Also,

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