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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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vorsichtig an den Küchentisch. »Was ist denn passiert?«
    »Ich hab mich in der Stadt mit zwei Freundinnen zum Eisessen verabredet«, begann Marieke und schluchzte kurz auf. »Und als ich dann zum Rialto kam, war keine von ihnen da. Dann hab ich gewartet. Aber es kam niemand. Und dann hab ich der Mandy eine SMS geschickt. Und die hat mir gleich eine zurückgeschickt: Dass sie nicht kommt, weil sie so Angst vor dem Frauenmörder hat.« Marieke heulte erneut auf. »Und da hab ich auch fürchterliche Angst gekriegt und bin zu meinem Scooter gerannt und bin ganz schnell heimgefahren. Und dann hab ich ihn am C+A abgewürgt und das Scheißding ist nicht mehr angesprungen. Dann musste ich ihn hierher schieben. Und dann bin ich dabei an die Bremse gekommen und mit meinem Scooter hingefallen.«
    »Ja, ja. Frauen und Technik – zwei fremde Welten prallen aufeinander«, spottete Tobias, der gerade gemeinsam mit seinem Vater in der Küche erschien.
    Marieke ging auf die Provokation ihres Bruders nicht ein, sondern klammerte sich fest an Tannenbergs Arm. »Wann fangt ihr denn endlich den Mann? Ich hab so große Angst.«
    »Marieke, ich kann leider nicht zaubern. Wir versuchen ja alles. Aber was sollen wir denn machen? Wir müssen ihn doch erst mal finden. Und solange wir ihn nicht haben, passen wir ganz doll auf dich auf.«
    »Genau«, warf Heiner unterstützend ein. »Du gehst ab sofort nur noch in männlicher Begleitung aus dem Haus.«
    »Ich hab ’ne coole Idee«, meinte Tobias. »Ihr kauft mir endlich einen Helm und dann fahr ich immer auf dem Roller mit, turbogeil, nicht? Dann könnt ihr mich eigentlich auch gleich zum Führerschein anmelden. Und wenn ich den in einem halben Jahr hab, mach ich einen Scooter-Begleitservice auf. Yeah, da kann ich mords Kohle mit machen!«
    »So lange wird es hoffentlich nicht mehr dauern, bis dein Onkel den Mörder gefasst hat«, sagte Heiner Tannenberg seufzend. »Das muss wirklich schnell gehen, sonst breitet sich diese Hysterie noch stärker aus. Bei uns an der Schule sind zwei Kolleginnen überhaupt nicht mehr zum Dienst erschienen, weil sie sich nicht mehr alleine vor die Tür wagen. Wenn das so weitergeht, können wir die Schule bald ganz dicht machen.«
    »Das wär so megageil – alle Schulen zumachen! Onkel Wolf, lass dir nur Zeit damit!«, meinte Tobias völlig uneigennützig.
     
    Petra Flockerzie mochte es überhaupt nicht, wenn sich jemand während der Abwesenheit ihres Chefs in dessen Zimmer aufhielt. Deshalb bewachte sie stets Tannenbergs Büro mit Argusaugen und ließ noch nicht einmal zu, dass sich Kommissar Schauß für längere Zeit unbeobachtet darin aufhielt; von Geiger und den anderen ganz zu schweigen, die sich so etwas von sich aus erst gar nicht erlauben würden.
    Was soll ich denn jetzt bloß machen?, fragte sie sich verzweifelt. Ich kann doch nicht allen Ernstes den Leitenden Oberstaatsanwalt mitsamt seiner LKA-Begleitung aus Tannenbergs Dienstzimmer hinauswerfen. Das ist unmöglich.
    Aber so ganz passiv mochte sie dem vorsätzlichen Eindringen in Tannenbergs kriminalistisches Refugium nun allerdings auch nicht beiwohnen. Sie rutschte unruhig auf ihrem Bürostuhl herum, bis sie endlich eine Inspiration hatte: Sie rief ihren Chef einfach an und teilte ihm die Situation mit. Damit war sie aus dem Schneider und hatte zudem ihrem Vorgesetzten einen demonstrativen Beweis ihrer uneingeschränkten Loyalität erbracht.
    Tannenberg war schnell zur Stelle. Vor Selbstbewusstsein strotzend betrat er sein Büro und tat sehr überrascht, als er die beiden Personen schäkernd vor Weilachers Zugmodell stehen sah.
    »Was verschafft mir die Ehre des hohen Besuchs? Haben Sie etwa den Serienmörder gefangen?«, legte er gleich los.
    »Immer ein kleines Scherzchen auf den Lippen, so kennen wir unseren Kriminalhauptkommissar, Frau Doktor. Nur leider hat er noch nicht bemerkt, dass über seine Scherze hier nie einer lacht«, gab der Oberstaatsanwalt spitz zurück.
    »Aber bitte, meine Herren«, mischte sich die Profilerin ein, »aus der vergleichenden Verhaltensforschung wissen wir doch alle, dass zwei männliche Tiere sich sofort bekämpfen, sobald sie in freier Natur aufeinander treffen. Und ich denke, diesen primitiven Automatismus, der ja in der Tierevolution durchaus seine Berechtigung haben mag, können wir heutzutage doch wohl glücklicherweise als überwunden betrachten. Oder etwa nicht?«
    Der Blattschuss hatte gesessen.
    Da keiner der beiden Männer auf ihre rhetorische Frage

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