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Pinguin Mord

Pinguin Mord

Titel: Pinguin Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Seiler.« Heinrichs grinste blöde.
»Er ist der Hebel, an dem wir ansetzen
können.«
    »Soll ich ihn
festnehmen lassen?« Ulbricht schnaubte. »So ein
Schwachsinn.«
    »Dann sollten
wir ihn uns zunutze machen.«
    Hinter Ulbrichts hoher
Stirn begann es zu arbeiten. Manchmal war Heinrichs gar nicht so
blöd, wie er aussah …

34
    Sonntag, 16:35 Uhr,
Staubenthaler Höhe
    Niemand beachtete den
jungen Mann, der sich an dem blauen Cabrio zu schaffen machte. Der
Wagen stand in einem hölzernen Carport direkt neben dem
Einfamilienhaus. Die Rolladen des Hauses waren herabgelassen, ein
sicheres Zeichen, dass niemand zu Hause war. Es war ein Leichtes
gewesen, die Elektronik der Zentralverriegelung zu überlisten.
Mit einem satten Klicken sprangen die Schließzylinder auf. Er
grinste und klemmte sich hinter das Lenkrad, ohne sich umzublicken.
Es konnte nichts mehr schiefgehen. Er hatte den Wagen entdeckt und
würde ihn jetzt benutzen, um seinen Erfolg zu demonstrieren.
Vielleicht würden sie ihn dann endlich ernst nehmen. Aber erst
einmal musste die Karre verschwinden. Er hatte einen Stellplatz in
einer anonymen Tiefgarage mitten in Barmen organisiert. Dort
würde sich niemand um den abgestellten Z3 scheren. Damit
hätte er Zeit, den richtigen Moment für seinen Erfolg
abzuwarten. Jetzt musste er nur noch unbehelligt von Ronsdorf zum
Alten Markt kommen.

35
    Sonntag, 16:45 Uhr,
Parkstraße
    »Manche Leute
sind unmöglich«, schnaubte Polizeiobermeister Bernd
Wagner und fuhr sich durch das bereits lichte braune Haar. Er
blickte hinüber zu seinem Kollegen, Polizeimeister Ralf
Brauer, der am Steuer des Streifenwagens saß und
lächelnd nickte. Seit einiger Zeit teilten sie sich
regelmäßig den Streifenwagen. Sie waren zu einem Team
zusammengewachsen, das sich im Notfall auch ohne Worte verstand und
sich hervorragend ergänzte. »Wie dieser Typ die Wohnung
zu Brennholz verarbeitet hat, weil seine Frau ihn verlassen
wollte.«
    Brauer nickte.
»Aber welche Wahl hatte sie, außer abzuhauen? Er hat
sie fast täglich geschlagen. Dabei waren die beiden eigentlich
ein hübsches Paar.«
    »Ja«,
stimmte Wagner zu. »Wenn sie sich nicht gegenseitig wie der
Teufel das Weihwasser gescheut hätten. Sie haben mit ihrer
›Familienschlägerei‹ solch einen
Höllenlärm veranstaltet, dass die Nachbarn uns wegen
Ruhestörung gerufen haben.« Als Polizist hatte er schon
so einiges erlebt. Man beschimpfte ihn am einen Einsatzort als
»Drecksbullen«, während er eine Viertelstunde
später, beim nächsten Einsatz, als willkommener Retter
gefeiert wurde. Aber das gehörte zu seinem Job. Egal, ob es
sich um einen herkömmlichen Verkehrsunfall handelte, bei dem
es galt, sachlich und emotionslos die Lage zu klären, oder ob
bei der Massenschlägerei in einer Disco - er war Polizist, und
jeder Einsatz stellte für ihn eine neue Herausforderung dar.
Nichts war vergleichbar, kein Tag war wie der andere. Nichts aus
dem Lehrbuch konnte man universell draußen anwenden. Aber
genau das machte für ihn den Reiz aus. Sein Kollege,
Polizeimeister Brauer, sah das etwas anders. Er fühlte sich
verraten und verkauft vom Innenministerium. Niemand setzte sich
für bessere Arbeitszeiten ein, niemand wartete zu Hause auf
ihn, wenn er im Morgengrauen vom Dienst nach Hause kam. Das, was er
während der Schicht erlebt hatte, schrieb er in einer Art
Tagebuch nieder. Er war sicher, dass daraus eines Tages ein
Buch entstehen
würde. Hier konnte er seine Empfindungen, seine Gefühle,
wenn er am Einsatzort eintraf, verarbeiten. Anders als das, was er
in den Berichten nüchtern und sachlich dokumentierte. Er war
Beamter, Polizeibeamter, ein Bürger in Uniform und mit
Dienstausweis. Dennoch war er ein Mensch. Sein Arbeitsplatz war der
Wuppertaler Osten, mobil und mit Blaulicht. So hatte es einmal ein
Kollege sehr treffend ausgedrückt, als man diesen gefragt
hatte, wo er arbeitete.
    »Erinnerst du
dich noch an den Typen, der erst den Supermarkt überfallen und
anschließend auch noch die Verkäuferinnen verhauen
hat«, prustete es jetzt aus Wagner heraus. »Wie krank
muss man sein, um…"
    »Dafür
wurde er auch von der Kassiererin mit ein paar Dosen Katzenfutter
fast erschlagen, die sie ihm hinterhergeworfen hatte.«
Plötzlich wurde Brauer ernst. »Guck dir mal den Wagen da
vorne an!« Er deutete durch die Windschutzscheibe des Passat
Variant. Im Gegenverkehr Richtung Lichtscheid näherte sich
ihnen ein blauer Z3.
    »Und - was soll
damit sein?« Wagner blickte irritiert zu

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